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Dönerröschen

Titel: Dönerröschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaromir Konecny
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in einen großen Park. Schon die Autos, die auf den Parkplätzen um den Park herumstanden, sahen anders aus als die Autos in Neuperlach. Ein bissl zu neu! Hightech! Luxus! Wer hockt sich schon in so ’nen Schlitten rein. Da würden doch deine Eltern ständig ausflippen, wenn du Ketchup von den Pommes auf die Sitze schmierst.
    Auch die Jungs, die im Park kickten, kamen mir gestylter vor als wir, na ja, bis auf Sibel – ihr hatte der Friseur Wind eine Wahnsinnkomposition auf dem Kopf gezaubert – als wäre sie gerade aus einer Modezeitschrift gehüpft. Die fremden Jungs kickten in Schuhen, die ich bis jetzt nur im Laden gesehen hatte – die iPhones unter den Fußballschuhen. Ausstellungsstücke von Puma und Adidas. Noch spielten sie nicht, sie kickten im Kreis rum und testeten ihre Luxus-Schuhe. Waren sowieso nur sieben. Drei gegen vier ist eine ziemlich blöde Fußball-Konstellation. Fünf gegen sechs geht schon besser. Am besten sieben gegen sieben. Wir waren auch sieben Jungs. Baba eingerechnet.
    Danis und Baba stiegen von ihren Fahrrädern und hielten die ganze Türkenhorde hinter sich an, mich und Schnauze eingerechnet. »Wollt ihr gegen Neuperlach spielen?«, rief Danis zu den Jungs.
    »Nicht gegen Neuperlach!«, rief Baba. »Gegen die Türkei!«
    »Scheiße!«, flüsterte einer von den Jungs zu seinen Freunden. »In München sind die Osmanen eingefallen!«
    »Halt’s Maul, Christof!«, sagte ein Rothaariger – der Größte von ihnen mit einer Menge Autorität in der Stimme. Er drehte sich zu uns und rief. »Okay!«, spielen wir. »Deutschland gegen Türkei! Bei uns dürfen aber nur Deutsche spielen. Und bei euch nur Türken!«
    »Geht klar!«, rief Danis.
    »Und die zwei Blondinnen bei euch?« Damit meinte er wohl Schnauze und mich. Sonst kein blondes Haar weit und breit.
    »Isch bin Albino-Türkisch, Alta!«, rief Schnauze.
    Jetzt guckten alle zu mir. Am intensivsten Sibel. Ihr Blick grub Furchen zwischen meinen Gehirnzellen. Blöd! Schnauze zu spielen, schämte ich mich irgendwie. Was sollte ich aber sonst sagen? Ich kannte ja keinen einzigen türkischen Satz. Doch, Mann, sagte eine Stimme in meinem Hirn, du kennst einen türkischen Satz. Klar! Den ich gestern für Sibel gegoogelt habe. »Askim seni seviyorum deliler gibi«, rief ich in meiner besten türkischen Aussprache. Meine türkischen Freunde schmiss es vor Lachen auf den Boden.
    »Ich kann kein türkisch!«, sagte der Rothaarige.
    »Josch hat nur gesagt, dass er dich liebt«, sagte Baba.
    »He?« Ich guckte zu Sibel. Sie schickte mir ein Lächeln, wie Post aus dem Paradies. Aha! Das war ein Spruch für dich, Baby!
    Wir stellten unsere Fahrräder unter einen großen Baum und zogen uns um. Sibel ging neben mir in die Hocke und flüsterte mir ins Ohr: »Ab jetzt kannst du mich wieder Bebisch nennen.« Volltreffer! Ich guckte mich schnell um. Was, wenn ihr Baba sie hörte? Dann war ich meinen Schniedel los. Bebisch konnte es wurscht sein. Sicher legte sie keinen großen Wert auf meinen Schniedel, oder?
    Die deutsche Gegenmannschaft startete voll durch. Klar konnten wir dagegenhalten, nur Baba machte heute auf Ronaldo und spielte solo. Noch egoistischer als Danis bei unserem ersten Spiel an der Putzbrunner, nur fußballtechnisch viel schlechter. Danis und seine türkischen Cousins zeigten nach der Erfahrung mit Lena plötzlich Teamgeist und flankten und passten. Baba nicht. Immer wenn er den Ball bekam, beugte er den Kopf, starrte auf seine Füße und versuchte, durch die Mitte bis zum gegnerischen Tor zu dribbeln. Leider ohne Erfolg. »Baba will uns zeigen, dass er besser als Ribéry ist!«, sagte Danis zu mir. Er stand mit mir hinten in der Abwehr. Nur dank unserer Abwehrkette hatten wir noch kein Tor bekommen. Ich warf einen Blick rüber zu den Mädchen: Selma, Medina und Sarafia schauten Bebisch zu, die ein Stück weiter auf der Wiese mit einem Diabolo tanzte. Das Diabolo malte um sie Kreise, Ellipsen und Pirouetten. Ein kleiner verrückter Planet, der um seine Sonne die schönsten Bahnen schlug. Hin und wieder schmiss Bebisch das Diabolo hoch, aber auch im Himmel wollte es nicht ohne sie weiterleben und kam immer wieder zurück. Und Bebisch warf es noch mal: hoch, höher, und noch höher. Genau wie damals. In Bewegung! Habe ich mich geändert?
    »Wo glotzt du hin, Lan?«, rief Danis, als meine Landsleute, die Deutschen, mich als Abwehrkettenglied sprengten und auf meiner Seite ein Tor schossen. Ich wollte keine türkische

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