Dogma
aber indem er sich hin und her warf und aufbäumte, gelang es Reilly schließlich, seine Füße zu befreien. Mit den gefesselten Händen am Boden abgestützt, um das Gleichgewicht zu halten, trat er mit beiden Beinen nach Steyl, um ihn sich vom Leib zu halten, während er mit dem Kopf nach hinten schlug, in dem Versuch, Zahed zu verletzen.
«Himmel, ich dachte, Sie würden den Wichser sedieren», stieß der Südafrikaner hervor, während er versuchte, Reillys Beine wieder zu packen.
«Nein», entgegnete der Iraner, der Reillys Hals mühsam in der Ellenbeuge festhielt. «Ich will, dass er hellwach ist. Er soll jede Sekunde bei vollem Bewusstsein erleben.»
Das trieb Reilly noch mehr an, und er versuchte nun, mit wilden Tritten das Gesicht des Piloten zu erreichen. Aus seiner ungünstigen Lage heraus konnte er jedoch nicht viel Wucht in die Tritte legen, und der Mann blockte sie jedes Mal, ehe er getroffen wurde. Dann beschloss Reilly, seine Anstrengungen gegen den Iraner zu verdoppeln. Er war im Moment der schwächere der beiden Männer. Ein richtiger Treffer könnte die Lage schlagartig ändern.
Nur musste er diesen Treffer erst landen.
Er warf den Kopf wild von einer Seite zur anderen wie ein Speerfisch an der Angel, um den Griff des Iraners zu lockern. Der musste ein wenig zurückweichen, um nicht getroffen zu werden – als Reilly das spürte, bäumte er sich plötzlich mit aller Kraft nach hinten auf. Sein Hinterkopf traf das Gesicht des Gegners. Wo, wusste Reilly nicht, aber jedenfalls mit genügend Wucht, dass es laut krachte und Zaheds Griff sich lockerte. Reilly nutzte die Chance und wand sich nach unten heraus. Der Iraner wollte wieder fester zupacken, doch Reillys Kopf war bereits halb aus der Umklammerung.
Wie ein tollwütiger Hund biss er in Zaheds Unterarm.
Zahed stieß einen Schmerzensschrei aus und riss den Arm hoch, Reilly ließ jedoch nicht los, sondern grub die Zähne immer tiefer in den Arm. Indem er sich auf den Iraner konzentrierte, hatte er den anderen Gegner aus dem Blick verloren, und Steyl gelang es, Reillys Beine wieder zu packen. Dann befreite Zahed seinen Arm und rammte den Ellenbogen Reilly unters Ohr, was diesen für einen Moment benommen machte. Der Iraner konnte ihn wieder in den Würgegriff nehmen.
Reilly wand und sträubte sich noch immer, aber die beiden Männer hatten ihn fest im Griff. Sie schleiften ihn an den Kisten mit den alten Schriften vorbei und zwischen den beiden nach vorn gerichteten Sitzen hindurch, dann ließen sie ihn mit dem Gesicht nach unten in dem engen Zwischenraum zwischen diesen und den gegenüberliegenden Sitzen auf den Boden fallen. Der Kabinengang selbst war viel zu schmal, als dass er dort quer hätte liegen können. Sie drehten ihn so, dass er schräg lag, mit den Füßen am vorderen rechten Sitz, mit dem Kopf nur Zentimeter von der Kabinentür entfernt.
«Schaffen Sie es, ihn festzuhalten?», fragte der Pilot.
«Tun Sie nur, was Sie zu tun haben», entgegnete Zahed, der rittlings auf Reillys gefesselten Armen saß und mit dem rechten, unverletzten Unterarm Reillys Nacken so fest auf den Boden drückte, dass Reilly kaum noch Luft bekam. «Ich komme schon zurecht.»
Steyl hielt Reillys Füße noch einen Moment lang fest, um sich zu vergewissern, dass Zahed den Agenten fest im Griff hatte, dann ließ er los und wich langsam und vorsichtig zurück, jederzeit darauf gefasst, dass Reilly plötzlich wieder anfangen würde zu kämpfen.
Nichts geschah.
«Ich gehe an den Funk und verringere die Geschwindigkeit», informierte er Zahed. «Geben Sie mir eine Minute.»
«Gehen Sie.»
Steyl kehrte ins Cockpit zurück.
Er funkte den Tower in Nikosia an, gab durch, er hielte jetzt Flughöhe eins zwo null, und bat um Erlaubnis, die Geschwindigkeit auf hundert Knoten zu drosseln. Die Erlaubnis wurde prompt erteilt. Nachdem der Pilot den Schub bereits zurückgenommen und damit die Geschwindigkeit gedrosselt hatte, verringerte er jetzt den Anstellwinkel der Rotorblätter. Es war, als würde man ein Auto vom fünften in den zweiten Gang herunterschalten. Die Umdrehungszahl der Rotorblätter stieg augenblicklich auf fast neunzehnhundert rpm, und das Geräusch im Flugzeuginneren veränderte sich von einem tiefen Grollen zu einem schrillen Heulen.
Steyl beobachtete, wie die Anzeige auf dem Geschwindigkeitsmesser fiel.
Schließlich war hundert erreicht.
Es konnte losgehen.
«Öffnen Sie die Tür», rief er Zahed zu. «Sobald sie ganz geöffnet ist, komme
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