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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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schiefes Grinsen ab. «Wie dumm von mir. Sie hatten wohl noch nicht Ihr Coming-out, wie? Keine Sorge. Es bleibt unser kleines Geheimnis.»
    Der Iraner holte zu einem weiteren Schlag aus, doch dann ließ er die Hand wieder sinken. Er grinste. «Vielleicht kann sie mich ja bekehren. Was denken Sie?»
    Reillys Kopf war bleischwer, und er entschied, dass es keinen Sinn hatte, den Mann noch weiter zu reizen. Stattdessen konzentrierte er sich auf seine Umgebung. Offenbar befand er sich in einem kleinen Flugzeug, dessen Kabine so niedrig war, dass er darin nicht aufrecht hätte stehen können. Nach dem Motorengeräusch zu urteilen, handelte es sich um eine Propellermaschine.
    Im Flug.
    Dieser letzte Punkt drang mit aller Deutlichkeit in sein Bewusstsein und jagte seinen Blutdruck in die Höhe. Die Erkenntnis verschlimmerte seinen ohnehin bereits elenden Zustand schlagartig. Sein Kopf hämmerte, als hätte er den Kater seines Lebens. Das Atmen fiel ihm schwer und schmerzte. Seine Nase war fast völlig mit geronnenem Blut verstopft, und an den Rippen spürte er noch die Schläge und Tritte. Er hatte einen widerlichen Geschmack nach Blut und Schleim im Mund. All diese Empfindungen wurden bald von neuen Schmerzsignalen aus allen Teilen seines Körpers übertönt, als die Taubheit wich und seine Nerven zum Leben erwachten. Seine Lider waren schwer, und ihm wurde bewusst, dass ein Auge halb zugeschwollen war. Auch seine Lippen waren geschwollen und aufgesprungen. Mehrere Rippen mussten gebrochen sein, und wahrscheinlich hatte er auch den ein oder anderen Zahn eingebüßt. Seltsamerweise fehlten außerdem seine Socken und Schuhe.
    Er lag auf einer gepolsterten, L-förmigen Sitzbank in einer holzverkleideten kleinen Nische, die mit einer Trennwand vom Rest der Kabine abgeteilt war. Als er versuchte, sich zu bewegen, stellte er fest, dass er an Händen und Füßen gefesselt war. Die Hände konnte er nicht sehen, weil sie auf dem Rücken zusammengebunden waren, aber an seinen Fußknöcheln erkannte er eine weiße Kordel. Seine Gelenke schmerzten bereits und waren an den Stellen, wo die Fesseln einschnitten, wund gescheuert und geschwollen. Ihm kam der seltsame Gedanke, es könnte sich um die Gardinenschnur von den Vorhängen der alten Frau handeln. Sie war nicht besonders dick, aber stabil und lang genug, um sie viele Male um seine Knöchel zu wickeln.
    Reilly sah keine Chance, sich aus dieser Fesselung herauszuwinden.
    Sein Blick wanderte zu dem kleinen, ovalen Fenster an der Kabinenwand ihm gegenüber. Draußen waren keine Wolken zu sehen, nur endloser klarer blauer Himmel. Reilly versuchte auszumachen, in welche Richtung sie flogen. Die Sonne schien von vorn hereinzukommen, ein wenig von rechts, und nach seiner Schätzung in einem Winkel von etwa fünfundvierzig Grad. Das Licht war strahlend wie von der Morgensonne – folglich flogen sie anscheinend nach Osten. Von der Mitte der Türkei aus nach Osten.
    Er rief sich die Weltkarte ins Bewusstsein. Östlich der Türkei gab es nichts Gutes, nicht für ihn. Syrien. Irak. Iran. Alles keine Länder, in denen ein amerikanischer FBI -Agent einen besonders freundlichen Empfang zu erwarten hatte.
    Sein Blutdruck stieg weiter.
    Er sah den Iraner an. «Wir fliegen nach Osten.»
    Er bekam keine Antwort.
    «Was denn, sind Ihnen die Visa ausgegangen?»
    Der Iraner lächelte mit schmalen Lippen. «Ich vermisse das Essen.»
    Reilly warf einen Blick auf die Hand des Mannes. Sie sah nicht gut aus. Der Verband war halb zerrissen und stellenweise blutdurchtränkt.
    Er wies mit einer Kopfbewegung darauf. «Mir scheint, Sie werden ein wenig Hilfe brauchen, um Ihre Steaks klein zu schneiden.»
    Das Lächeln des Iraners erstarb. Einen Moment lang schwieg er mit düsterer Miene, dann holte er aus und versetzte Reilly noch einen Schlag. Anschließend atmete er tief durch. «Halten Sie diesen Gedanken fest. Sie werden sich noch an ihn klammern, wenn es mit Ihnen abwärtsgeht.»
    Eine Flut grässlicher Bilder erschien vor Reillys geistigem Auge. Bilder von Geiseln, die jahrelang in schmutzigen Zellen auf feindlichem Territorium gefangen gehalten wurden, an Wände gekettet, geschlagen, misshandelt und vergessen, bis irgendeine widerliche Krankheit sie endlich von ihren Qualen erlöste. Er wollte gerade etwas sagen, da fiel ihm schlagartig etwas ein, das seinen Blutdruck noch weiter in den roten Bereich jagte.
    Der Bericht. Der, den er in Istanbul erhalten hatte.
    Der Bericht von dem italienischen

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