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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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gemeinsam ein neues Leben anzufangen. Sie hatte bereits ein Kind, Kim, eine Tochter von ihrem Exmann, einem Nachrichtensprecher und Schürzenjäger, der mittlerweile an die Westküste gezogen war. Reilly hingegen war kinderlos und nie verheiratet gewesen. Und das wurde zum Problem. Reilly wollte nicht nur Kims Stiefvater sein, sondern auch selbst Vater werden, aber wie bei immer mehr Frauen in den Dreißigern hatte sich das als nicht so einfach erwiesen. Das ersehnte neue Leben wollte sich nicht einstellen. Tests ergaben, dass es nicht an ihm lag. Die wahrscheinlichste Ursache war, dass Tess jahrelang die Pille genommen hatte. Und so entstand eine melancholische Grundstimmung, denn Reillys allernatürlichste Sehnsucht ergriff bald auch von ihr Besitz. Die Versuche mit Reagenzglasbefruchtung machten alles nur noch schlimmer und strapazierten die Bindung zwischen ihnen aufs äußerste. Jeder gescheiterte Versuch fühlte sich an wie eine Scheidung. Am Ende musste Tess einfach fort von alldem. Der Schmerz und das Gefühl, ihm gegenüber versagt zu haben, waren unerträglich geworden. Und er bemühte sich nicht genug, sie zurückzuhalten; zu der Zeit hatte er sich ebenso ausgelaugt und leer gefühlt wie Tess.
    Ja, er hätte etwas sagen sollen, dachte er, während er sie nun betrachtete. Er nahm sich vor, sie niemals wieder aus seinem Leben verschwinden zu lassen – aber im selben Atemzug hielt er sich vor Augen, dass die Entscheidung nicht allein bei ihm lag.
    Sie musste seinen intensiven Blick gespürt haben, denn sie sah ihn von der Seite an. «Isst du das noch?», brachte sie mit vollem Mund heraus und zeigte mit dem Messer auf die Reste seines Essens.
    Er schob ihr schmunzelnd den Teller hin. Sie nahm sich das letzte Stück Kalbfleisch herunter und verschlang es. Nach kurzem Schweigen fragte er: «Was ist das gerade hier?»
    «Was?»
    Er versuchte, seine Gedanken zu ordnen. «Das hier. Wir beide. Dass wir jetzt hier sind und uns wieder mit Psychopathen und den Templern rumschlagen.»
    «Vielleicht ist das unser Schicksal», erwiderte Tess leichthin zwischen zwei Bissen.
    «Ich meine es ernst.»
    Tess zuckte die Schultern, dann sah sie ihn fest an und sagte in leicht belehrendem Ton: «Es gibt immer noch eine Menge Dinge, die wir nicht über sie wissen. Was denkst du, weshalb ich so dringend mit Jed sprechen wollte? Das habe ich doch versucht, dir zu erklären … bevor ich abgereist bin. Sie verdienen es, ernst genommen zu werden. Jahrzehntelang waren sie im akademischen Bereich ein Tabu, nur Stoff für Phantasten und Verschwörungstheoretiker. Aber wir wissen es besser, oder nicht? Alles, wovon wir dachten, es sei nur Mythos und Spinnerei … das alles hat sich als wahr erwiesen.»
    «Vielleicht», schränkte Reilly ein. «Wir hatten nie Gelegenheit herauszufinden, ob die Schriften aus der
Faucon du Temple
echt waren oder nur Fälschungen.»
    «Trotzdem … Immerhin gab es sie.»
    Das ließ sich nicht leugnen – und es stützte ihre Theorien über den Orden. «Wenn sich jetzt also deine Arbeit und deine Bücher ganz um die Templer drehen, heißt das, du wirst in Zukunft jedes Mal in der Schusslinie stehen, wenn irgendein Verrückter glaubt, eine Spur zu einem ihrer Geheimnisse entdeckt zu haben?»
    «Diesem Kerl ging es nicht um mich», korrigierte Tess ihn. «Er ist wegen Jed nach Jordanien gekommen. Ich war nur zufällig gerade dort.»
    «Dieses Mal, ja.»
    «Und wenn so was nochmal passiert» – sie rückte näher an ihn heran und gab ihm einen feuchten Kuss –, «versprichst du, dass du dann wieder zur Stelle bist, um mich zu retten?»
    Reilly erwiderte den Kuss, dann löste er sich von ihr und machte ein nachdenkliches Gesicht. «Nur damit wir uns recht verstehen – wenn du irgendeinem mordenden Psychopathen in die Hände fällst, dann und offenbar nur dann gerät dein Wunsch außer Kraft, dass ich dir ‹Raum lasse›» – er deutete mit den Fingern Gänsefüßchen an – «und mich von dir fernhalten soll, damit du Zeit hast, dir ‹über die Dinge klarzuwerden›.» Er schwieg, als müsse er darüber nachdenken, dann fügte er mit boshaftem Unterton hinzu: «Okay. Einverstanden.»
    Bei seinen Worten verdüsterte sich Tess’ Miene, als sei eine unbequeme Realität wieder in den Blickpunkt gerückt. «Können wir nicht … können wir nicht einfach diesen Augenblick genießen und vorerst nicht über uns sprechen?»
    «Gibt es denn ein ‹uns› ?», entgegnete Reilly in spielerischem Ton,

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