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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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mit vollem Einsatz für eine Sache, und es war ihr peinlich, so zu denken.
    «Tja, da sind wir zwei also wieder», sagte sie.
    «Jep.» Sein Blick wirkte müde und abwesend, als habe auch er sich noch nicht recht in die Situation gefunden.
    «Hast du mich vermisst?» Tess konnte sich die Frage nicht verkneifen. Dabei sah sie ihn mit einem durchtriebenen Lächeln an.
    Sein Blick wanderte über ihr Gesicht – Himmel, wie sie diesen Blick vermisst hatte –, dann kicherte er mit gespieltem Spott, ehe er noch einen tiefen Zug trank.
    «Nun?», bohrte sie.
    «Hey, ich war nicht derjenige, der auf und davon ist ans andere Ende der Welt.»
    Zu ihrer Erleichterung sprach aus seiner Stimme keinerlei Groll oder Vorwurf. «Das heißt ja nicht, dass du mich nicht vermissen kannst», entgegnete sie spitzbübisch.
    Er schüttelte lachend den Kopf. «Du bist unglaublich, weißt du das eigentlich?»
    «Heißt das ja?» Ihr breites Grinsen wirkte wie ein Scheinwerferstrahl. Sie wusste, dagegen hatte er keine Chance.
    Reilly sah ihr lange in die Augen. «Natürlich habe ich dich vermisst.»
    Tess zog in gespielter Überraschung die Augenbrauen hoch. «So? Und was hältst du davon, wenn du aufhörst, mich so anzusehen, und –»
    Sie kam nicht dazu, den Satz zu beenden. Reilly hatte sich bereits über sie gebeugt, ihr Gesicht in beide Hände genommen und küsste sie innig und voller Begierde. Die halbleeren Flaschen fielen mit dumpfem Poltern auf den Teppichboden, während sie einander umschlangen, begehrliche Hände sich unter Kleider schoben und vertraute Körper ertasteten.
    «Ich bin schmutzig», flüsterte Tess, während er ihr das Hemd vom Leib riss und mit den Lippen den Weg hinunter zu ihrem Bauch suchte.
    Er hörte nicht auf. «Ich weiß. Das mag ich an dir», erwiderte er zwischen feuchten Küssen auf ihre Haut.
    Sie lachte, ein schelmisch-verträumtes Lachen, unterbrochen von lustvollem Stöhnen. «Nein, ich meine, ich bin wirklich schmutzig – also dreckig.»
    Er küsste sie weiter. «Ich sag doch, das macht es erst recht reizvoll.»
    Sie hielt seinen Kopf in beiden Händen, schloss die Augen und bog den Rücken durch, wobei ihr Kopf ganz zwischen zwei Kissen verschwand. «Idiot, ich meine, ich brauche eine Dusche.»
    «Die brauchen wir beide», murmelte er, ohne von ihr abzulassen. «Nachher.»

[zur Inhaltsübersicht]
Kapitel Sechzehn
    «Nachher» war mehrere Stunden später. Sie hatten sich seit vier Monaten nicht gesehen. Sie hatten nicht einmal gewusst, ob – und wenn ja, wann – sie sich wiedersehen würden, denn als sie auseinandergingen, standen die Dinge zwischen ihnen nicht zum Besten. Und auch wenn ein paar Stunden, in denen sie sich ineinander verloren und die übrige Welt ausschlossen, nicht die vergangenen vier Monate und die Erfahrung von Todesnähe, die sie beide gerade durchgemacht hatten, wettmachen konnten, war es doch ein guter Anfang.
    Nachdem sie noch geraume Zeit gemeinsam in der marmorgekachelten Duschkabine verbracht hatten, saßen sie wieder zusammen auf dem Bett, jetzt in flauschigen Frotteebademänteln, und genossen das beim Zimmerservice bestellte Abendessen,
Risotto Parmigiano
und
Scaloppine al Limone.
    Reilly sah Tess beim Essen zu. Dem Irrsinn der vergangenen vierundzwanzig Stunden zum Trotz fühlte es sich so natürlich an, wieder mit ihr zusammen zu sein. Es erweckte alles wieder zum Leben, alles an ihr, was er vermisst hatte. Die grüngesprenkelten Augen, die vor Intelligenz und Schalk funkelten. Die sinnlich geformten Lippen und makellosen Zähne, die ihr Lächeln so strahlend machten. Die unbändigen blonden Locken, die das Gesicht umrahmten und voll wilder Energie ihre Ausstrahlung unterstrichen. Das Lachen. Den Humor. Die Tatkraft. Den Zauber, mit dem sie alle in Bann schlug, sobald sie den Raum betrat. Als er sie nun beobachtete, während sie ihr Essen verschlang mit dem Genuss eines Menschen, der das Leben in großen, begierigen Bissen aufnahm, konnte er nicht fassen, jemals zugelassen zu haben, dass sie aus seinem Leben verschwand. Und doch hatte er genau das getan, obwohl die Gründe für ihre Trennung jetzt … nun, vielleicht nicht trivial erschienen, aber doch wie etwas, das man gemeinsam hätte bewältigen können.
    Er hätte damals etwas sagen sollen. Hätte das langsame Abflauen ihrer Beziehung aufhalten, den Frustrationen und Unzulänglichkeitsgefühlen, dem Schmerz ein Ende machen sollen. Aber es hatte keine einfache Lösung gegeben. Sie hatten den Sprung gewagt,

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