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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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die Männer von der Polizei darüber waren, dass er sich noch an den Ermittlungen beteiligte. Dass Brugnone sich für ihn eingesetzt hatte, passte ihnen ganz und gar nicht, und die Polizisten gaben sich keine Mühe zu verhehlen, dass er ihrer Meinung nach hinter Schloss und Riegel gehörte, statt mit ihnen zusammenzuarbeiten. Hin und wieder erhitzten sich die Gemüter, aber Reilly beherrschte sich, um die ohnehin angespannte Situation nicht noch schwieriger zu gestalten. Außerdem ging er ihnen nach Möglichkeit aus dem Weg, indem er den größten Teil des Nachmittags damit zubrachte, die Telefone heißlaufen zu lassen. Nachdem sein Vorgesetzter ihm für seinen Alleingang die Leviten gelesen hatte, informierte Reilly diverse Sektionsleiter an der Federal Plaza, in Langley und Fort Meade und arrangierte, nachdem alle auf dem aktuellen Stand waren, eine Telefonkonferenz.
    Als der Abend dämmerte, waren im Wesentlichen alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Die Fahndung lief, Einwanderungsregister und Aufzeichnungen von Überwachungskameras wurden gesichtet, in den Labors wurde mit modernster Technik nach Spuren geforscht, und die Gelehrten brüteten über mittelalterlichen Schriften. Jetzt hieß es abwarten.
     
    Tilden setzte Reilly und Tess vor dem Sofitel ab, einem unauffälligen, mittelgroßen Hotel, in dem die Botschaft häufig Besucher unterbrachte. Die beiden checkten unter falschem Namen ein und bekamen zwei miteinander verbundene Zimmer in der obersten Etage. Zwei Polizisten in Zivil wurden in einem neutralen Lancia vor dem Hotel an der Via Lombardia postiert. Es war eine ruhige Einbahnstraße, was ihnen den Aufpasserjob etwas erleichterte.
    Die Zimmer waren geräumig, der Blick ging auf die üppig begrünten Gärten der Villa Borghese und die Kuppeln der Kirche San Carlo al Corso und, weiter westlich, die des Petersdoms. Es war eine überwältigende Aussicht, erst recht jetzt, da der Himmel im Abendrot glühte, doch Tess konnte den Anblick nur wenige Sekunden lang genießen, dann ließ sie sich auf das herrlich bequeme, breite Bett fallen. Verkrampft und körperlich und geistig erschöpft, wie sie war, war das ein himmlisches Gefühl.
    Sie breitete die Arme aus und ließ den Kopf tief in die weichen Daunenkissen sinken. «Welches Hotel war das noch, das immer damit wirbt, wie herrlich bequem die Betten sind?»
    Reilly, der sich gerade das Gesicht abtrocknete, schaute durch die Verbindungstür herein. «Westin.»
    «Ja, genau … aber bequemer als das hier können die gar nicht sein.» Sie sank noch tiefer in die Kissen, die Arme zu beiden Seiten nach den Bettkanten ausgestreckt, die Augen vor Wonne geschlossen.
    Reilly ging zur Minibar und warf einen Blick hinein. «Möchtest du auch was trinken?»
    «Klar», erwiderte Tess, ohne die Augen zu öffnen.
    «Was hättest du denn gern?»
    «Ich lass mich überraschen.»
    Sie hörte das verheißungsvolle Zischen eines Kronkorkens, der geöffnet wurde – aus unerfindlichen Gründen hatten sich Schraubverschlüsse in Europa noch nicht durchgesetzt –, einmal und noch einmal. Dann gab die Matratze auf der linken Seite nach, als Reilly sich auf die Bettkante setzte.
    Tess richtete sich auf, mit dem Rücken an die Kissen gelehnt, und nahm die Flasche Peroni-Bier entgegen.
    «Willkommen in Rom», sagte Reilly mit einem müden, ironischen Lächeln, und sie stießen mit ihren Flaschen an.
    «Willkommen in Rom», wiederholte sie. Die Verwirrung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Auch wenn sie vorhin bei der Polizei bereits über alles gesprochen hatten, fühlte es sich noch immer unwirklich an, nun hier zu sein. In Rom. In einem Hotelzimmer. Mit Reilly an ihrer Seite.
    Tess nahm genüsslich einen tiefen Zug, das kalte Getränk rann prickelnd durch ihre Kehle und rief ein angenehmes Gefühl in ihrem Magen hervor. Dabei musterte sie Reillys Gesicht. Er hatte ein paar kleine Blutergüsse, einen an der linken Wange, den anderen, der stärker und verschorft war, über der rechten Augenbraue. Sie erinnerte sich daran, wie geschunden er damals bei ihrem ersten gemeinsamen Abenteuer ausgesehen hatte. Später, als sie wieder in den USA waren, als sie anfingen, miteinander auszugehen, und er wenig später bei ihr einzog, da waren die Blutergüsse schon lange verschwunden – doch an ihre Stelle war, wie sie wusste, eine andere Art von Schmerz getreten. Sie ertappte sich bei dem Gedanken, dass es ihr gefehlt hatte, ihn so zu sehen – als Lebensretter und Topagenten, mit Schrammen,

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