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Doktor auf Abwegen

Doktor auf Abwegen

Titel: Doktor auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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marmoriertem; Plastik stand, ein Stethoskop.
    «Ich halte nur meine Augen und Ohren offen. Während man so herumlungert, nimmt man da und dort etwas auf.»
    «Das Prinzip, das unserem Medizinstudium zugrunde liegt», sagte Pip.
    «Durch Bücherlesen lernt man nie, wie Menschen wirklich sind. Oh, diese Patienten», rief Cindy klagend aus, als wieder das Glockenspiel; ertönte. «Es dürfte ein neuer sein. Die Chronischen wissen, daß die Tür unverriegelt ist.»
    Auf der Schwelle stand eine große, schlanke, sonnverbrannte Frau in einem eleganten und leichten rostfarbenen Kostüm. «Ist Dr. Chipps; da?» fragte die Besucherin.
    «Sie müssen wie alle anderen warten, bis Sie an die Reihe kommen», sagte Cindy streng.
    Die Dame lächelte. «Ich bin Mrs. Chipps.»
    «Oh, treten Sie ein, machen Sie sich’s bequem.» Cindy führte sie in die Wohndiele, die jetzt leer war. «Der Doktor ist augenblicklich bei einem Patienten.»
    Eva blickte sich mit der Miene einer Frau um, die bei Harrods kein Taxi finden kann und gezwungen ist, sich bei der Bushaltestelle an die Schlange anzureihen. «Federvieh ist keine Wanddekoration», murmelte sie. «Wir müssen wohl froh sein, ein Dach überm Kopf zu haben», erklärte sie Cindy. «Da wir doch eben erst hier angekommen sind.»
    «Es wohnt natürlich auch der andere stellvertretende Arzt hier.»
    «Ein anderer Arzt? Davon sagte Sir Lancelot nichts am Telefon. Im Teilen von Badezimmern bin ich sehr heikel. Er ist wohl verheiratet?»
    «Na, Frau hat er keine bei sich. Scheint ein sehr netter Kerl zu sein. Ruhig. Sieht ausgesprochen gut aus.»
    «Schon älter?»
    «Ungefähr Mitte der Zwanzig.»
    «Hm», machte Eva, schon mehr interessiert.
    «Wissen Sie, Mrs. Chipps», vertraute ihr Cindy mit funkelnden Augen an, «im Augenblick, als ich ihn sah, sagte ich mir: Das ist der Mann deiner Wahl. Hochgebildet. Weltoffen. Ein Mann, dem ein Mädel vertrauen kann. Verläßlich wie der Fels von Gibraltar.»
    «Vielleicht gelingt es uns dreien, miteinander auszukommen», sagte Eva, indem sie ihr Spiegelbild in der Patiotür begutachtete.
    «Da steht seine Aktentasche.» Cindy las das Schildchen. «Dr. Frederick Bisham, Chirurg.»
    «Ich muß sofort nach London zurück», sagte Eva.
    «Aber Sie sind doch eben erst angekommen», rief Cindy.
    «Spielt keine Rolle.» Schon schritt Eva auf die Tür zu. «Die Stelle ist wieder frei. Wir bereisen statt dessen den Seendistrikt.»
    «Aber Sie können doch die Turnhorns nicht im Stich lassen», beklagte sich Cindy mit schriller Stimme. «Denken Sie doch an all die kranken Leute, die im Wartezimmer sitzen.»
    «Mir ist es scheißegal, ob Spratt’s Bottom von der Beulenpest befallen wird.»
    Pips kam mit baumelndem Stethoskop durch die Ordinationstür hereingestürzt. «Hallo, Darling. Gut gefahren? Schwester, ich brauche eine 5-Milliliter-Spritze und eine Ampulle Cortison - Sie hatten völlig recht mit diesem Ellbogen.»
    «Wir können keinen Augenblick länger hierbleiben», rief Eva, als Cindy enteilte.
    «Gewiß, die Einrichtung ist gräßlich. Aber wir werden fürs Anschauen bezahlt.»
    «Darum geht’s nicht. Ich fühle mich nicht wohl. Hab mich wahrscheinlich angesteckt, bevor wir abreisten. Lassafieber.»
    «Das kriegt man im Sudan, aber nicht in Kenia», sagte Pip nachdenklich. Zärtlich fuhr er fort: «Armer Liebling...aber wir können einfach nicht weg. Ich hab dir doch erzählt, was für ein Menschenfresser Sir Lancelot ist. Wenn ich ihn nur im geringsten gegen mich aufbringe, lösen sich alle meine Zukunftspläne in nichts auf. Und Tantchen Florrie? Die wird jeden Augenblick hiersein, um dich mit ihrem messerscharfen Blick zu prüfen.» Eva ließ sich in den Plastiklehnstuhl fallen und rang die Hände. «Was ist los, Darling?» fragte er eindringlich.
    «Pip - hast du schon je das komische Gefühl gehabt, bereits einmal an einem Ort gewesen zu sein?»
    Er nickte, während er den Messingfuß einer elektrifizierten Petroleumlampe umfaßte, deren Schirm aus einem flachen malaysischen Strohhut verfertigt war. «Wir Ärzte nennen das . Ist auf eine neurologische Störung zurückzuführen.»
    «Ich habe es, weil ich tatsächlich schon einmal hier war.»
    «Was du nicht sagst! In Spratt’s Bottom?»
    «In diesem entsetzlichen Hospital. Ich war erkrankt.»
    «Was fehlte dir denn?» fragte er erstaunt.
    «Weiß nicht mehr. Ich glaube, ich...ich litt an Gedächtnis s chwund.»
    «Aber du hast mir das nie erzählt», sagte er

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