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Doktor auf Abwegen

Doktor auf Abwegen

Titel: Doktor auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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angezogen?»
    Dawn seufzte. «Er war chirurgischer Turnusarzt. Nichts ist in einem Hospital mehr sexy als ein chirurgischer Turnusarzt.»
    «Ja, in einem Hospital wimmelt es von Frauen, die sich entweder einen Mann aufgabeln oder einen loswerden wollen. Reiche mir bitte den Estragon.»
    «Was zog dich an Pip an?»
    «Er ist viel intelligenter, als er die Leute glauben machen will.»
    «Komisch, das wäre mir nie aufgefallen.»
    «Erzähl mir von euren Flitterwochen.»
    «Wir fuhren nach Cornwall und kriegten dort die Grippe.»
    «Wir gingen auf Safari und wurden von Moskitos aufgefressen.»
    «Besser als von Löwen.»
    Pips Kopf tauchte im Perlenvorhang auf. «Sein Auto ist vorgefahren», verkündete er atemlos. «Auf zur Parade. Keine Angst, Dawn. Und wenn man noch so sehr Bauchweh hat, so sind’s ja doch nur Winde.» j
    Freddie kramte verzweifelt im Barschränkchen. «Hoffentlich finden wir eine Flasche Malzwhisky, um unseren chirurgischen Dschingis-Khan aufzuwärmen. Wenn er zu einer Party kommt, strahlt er immer Eiseskälte aus.»
    Big Bens Glockenspiel ertönte.
     
    «Mein Lieblingswhisky, Bisham. Sehr rücksichtsvoll von Ihnen, einen zu besorgen», sagte Sir Lancelot kurz darauf liebenswürdig. Die vier standen in einer Reihe vor ihm, lächelnd und mit krampfhaft gefalteten Händen, sittsam wie Schulkinder bei einer Preisverteilung. «Ich weiß schon jetzt, daß ich mit einem guten Essen rechnen kann. Nicht mit der üblichen Vorstadtmahlzeit, bestehend aus Avocados, tiefgefrorener Ente, einem glitschigen Soufflé und Rufmorden.»
    «Sie kriegen meine Hammelkeule», erklärte Eva stolz.
    «Famos. Sie können sich glücklich preisen, Bisham, eine Frau zu haben, die eine so gute Köchin ist.»
    Freddie lächelte Dawn an. «Ich glaube nicht, daß meine Frau den Anspruch erheben kann, ihre besten Talente in der Küche zu zeigen.»
    Sir Lancelot war überrascht. «Nun, die eine Erfahrung, die ich machte, hat mich sehr zufriedengestellt. Aber wahrscheinlich laßt ihr jungen Ärzte es euch heutzutage recht gut gehen. Ihr beiden Burschen habt eine gemeinsame erfreuliche Sache — Frauen, die viel zu gut für euch sind.» Die Paare tauschten angemessen geschmeichelte Blicke. Nach einem weiteren Schluck Whisky fuhr er, sich erwärmend, heiter fort: «Vier Jahre muß es jetzt her sein, daß ihr mich in eure Heime eingeladen habt.» Ihre Blicke wandelten sich in Entsetzen. «Was ist los?» fragte er scharf.
    «Nichts, Sir», beeilte sich Freddie zu versichern. «Es ist nur eben ein plötzliches Schweigen eingetreten, wie so oft bei geselligen Zusammenkünften. Ein Engel fliegt durchs Zimmer, pflegt man da zu sagen.»
    «Warum machen Sie sich’s nicht bequem, Sir Lancelot?» sagte Eva rasch und arrangierte mit kräftigen Püffen die gelben Satinkissen auf dein pflaumenblauen Sofa.
    «Lagern Sie Ihre Füße hoch, Sir Lancelot», forderte ihn Dawn auf und schob einen rosa Hocker unter seine Fersen.
    Sir Lancelot zeigte noch mehr Überraschung, setzte aber das Gespräch fort. «Wie fühlen Sie sich als Hausfrau in Nairobi?»
    «Im Grunde genommen nicht viel anders als in Spratt’s Bottom», antwortete Eva.
    «Aber Sie sind doch nie in Nairobi gewesen», wandte Sir Lancelot ein.
    «Oh! Nein, natürlich nicht. Aber...aber ich bin in Spratt’s Bottom
    gewesen.»
    Sir Lancelot runzelte die Stirn. «Bisham, ist dieser Whisky am Ende extra stark?»
    «Noch ein Gläschen, Sir?» drängte ihn Freddie.
    «Naja, keine schlechte Idee.» Sir Lancelot lehnte sich zurück.
    «Ich kann mich, glaube ich, selber dazu beglückwünschen, daß ich bereits vor vier Jahren erkannt habe, welch unschätzbare Dienste Eva ihrem Mann dadurch erweisen würde, daß sie seine Karriere in sichere Bahnen lenkt. Die ihn schließlich zum Wunschziel eines Primararztes bringen könnten.»
    «Aber ich will gar nicht Primararzt werden, Sir», sagte Pip.
    «Ich habe ja auch keineswegs Sie gemeint, Chipps», fertigte ihn Sir Lancelot kurz ab. «Für Sie ist es zweifellos besser, Ihre Fähigkeiten unter Schlangen und Affen auszuüben. Doch Sie, Bisham, setzten, wie ich Weiß, Hoffnungen auf einen Posten im Stab des Heiligen-Grab-Hospitals.»
    Freddie blickte Dawn und Eva ängstlich an. «Bescheidenheit wäre hier unehrlich, Sir.»
    «Sie könnten aber in diesem Fall enttäuscht werden. Man droht mit der Sperrung des Hospitals.» Freddies Gesicht zog sich in die Länge. «Deshalb habe ich Ihnen und Chipps diesen Job verschafft. Als Vorhut in meiner Kampagne mit

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