Doktor auf Abwegen

dem Ziel, das Heilige Grab offenzuhalten. Mein Erfolg oder mein Fehlschlag kann sich sowieso für Sie als irrelevant erweisen», fuhr er widerwillig fort, «weil sich in Kürze eine unerwartete Vakanz im St.-Swithin ergeben wird. Einer der Chirurgen ist vom Dean, der sich jetzt die Qualitäten eines Fußballmanagers anmaßt, an die Araber verkauft worden. Spielen Sie also Ihre Karten richtig aus, Bisham, und ich kann garantieren, daß Sie und Eva in den angenehmen Kreis des Ärztestabes von St.-Swithin aufgenommen werden.»
    «Sir Lancelot», rief Eva mit blitzenden Augen. «Ich muß Ihnen auf der Stelle etwas mitteilen.»
    «Sind sie schwanger? Gratuliere.»
    «Nein, nein, nein!» versicherte sie ungeduldig. «Aber Sie müssen alles —»
    Freddie legte ihr heftig seine Hand auf den Mund.
    «Was zum Teufel —» fragte Sir Lancelot.
    «Sie hat einen sehr schlimmen Hals, Sir. Streptokokken. Resistent gegen Antibiotika. Möchte nicht, daß Sie sich anstecken.»
    Dawn begann zu kichern.
    «Was geht hier vor?» erkundigte sich Sir Lancelot. Ein melodischer Schluckauf drang aus seiner oberen Rocktasche. «Verdammt. Mein Piepser.»
    «Das Telefon ist im Vorraum, Sir.» Freddie riß die Tür auf. Rasch schlug er sie hinter dem Chirurgen wieder zu. «Hört zu», redete er auf die anderen ein, «wir müssen den Alten weiter im unklaren lassen.»
    «Ich weigere mich», erklärte Eva, «bis zum äußersten. Es ist erniedrigend.»
    «Nur für heut abend», flehte Freddie sie an. «Er hat viel zuviel zu tun, als daß er seine Füße nochmals über unsere Schwelle setzen würde. Ich spiele um einen hohen Einsatz», fügte er hinzu. «Um St.-Swithin.»
    «Laß uns bitte nicht im Stich, Eva», bestürmte Dawn sie.
    «Für euch ist ja alles schön und gut, Dawn», erwiderte Eva. «Aber was schlägt mein Pip dabei heraus?»
    «Geld, einen Job, ein Labor für seine Forschungsarbeit. Das willst du doch aus Sir Lancelot herauspressen, nicht?» fragte Freddie. Pip nickte. «Du wirst es nicht, wenn er drauf kommt, daß wir anders verbunden sind, als er annimmt.»
    «Aber selbst ein so puritanischer alter Kauz wie Sir Lancelot könnte doch nicht behaupten, daß wir in Sünde leben», wandte Pip ein.
    «Doch er könnte rasend vor Wut werden, wenn er entdeckt, daß er sich so blödsinnig geirrt hat. Uns diesen Job verschafft hat im Glauben, daß wir andersherum verbunden sind. Das wäre genauso schlimm, wie einen Chinesen auf Gelbsucht zu diagnostizieren.»
    Pip nickte. «Er haßt es, zum Narren gemacht zu werden. Als seine Operationshose mitten in einer Magenresektion platzte, hätte man glauben können, es wäre Hitler bei einer Rede vor dem Reichstag passiert.»
    «Na schön, na schön», lenkte Eva widerstrebend ein, indem sie Pips Hand ergriff. «Wenn es uns allen zugute kommt. Aber nur der liebe Gott allein weiß, wie wir dieses Dinner überstehen werden.»
    «Was für ein Halsband trägst du da?» Pip bemerkte die Eiffeltürme. «Ich hab’s noch nie an dir gesehen.»
    «Wirklich nicht, Liebster?» sagte Eva. «Ich hab es schon endlos lang.»
    Sir Lancelot kam zurück. «Der Dean, bitte sehr. Aus dem Dorchester Hotel, wo er mit seinem neuen Freundchen Hamilton Tosker schlemmt. Ihr habt ja sicher schon von dem australischen Millionär und Rennstallbesitzer gehört, der dreimal hintereinander den Melbourne Cup gewonnen hat und seither dort knapp vor der Heiligsprechung steht. Der Dean möchte, daß ich im Wirtshaus von Spratt’s Bottom einen piekfeinen Lunch gebe, wenn Tosker nächste Woche hierherkommt. Eine verdammte Unverfrorenheit. Dennoch, Tosker könnte einige Vorschläge machen, wie man die OP-Decke repariert, bevor es hineinzuschneien beginnt. Und das bringt mich zur Sache. Ich möchte, daß Sie, Bisham, und Sie, Chipps, an Ihre sämtlichen Patienten die Flugblätter verteilen, die ich Ihnen in Kürze senden werde, sowie die Autokleber mit unserem Slogan . Sie könnten auch während Ihrer Untersuchungen beiläufig daraufhinweisen.»
    Die beiden nickten. Alle vier umstanden respektvoll das Sofa, Pip hielt Dawns Hand in der seinen, Freddie die Hand Evas. «Was ein Arzt sagt, ist von großer Bedeutung», fuhr Sir Lancelot fort. «Wenn sie nach Hause kommen, quetschen die Leute jeden Satz so lange aus, bis kein Tropfen Hoffnung, Warnung, Mahnung und - wenn sie besonderes Glück haben - Information mehr drin ist. Medizinstudenten lernen im ersten Jahr, in