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Doktor auf Abwegen

Doktor auf Abwegen

Titel: Doktor auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Freddie.
    «Aber sind Sie nicht entsetzt über einen solchen Fall? Wollen Sie mich noch immer als Patienten behalten?»
    «Es gibt ein Buch, das Ihnen bei Ihren Beschwerden helfen könnte.» Freddie kritzelte etwas auf ein Rezeptformular und faltete dieses zusammen. «Sie kriegen es auch in Taschenbuchausgabe.»
    «O danke, Doktor», rief Ron ungeheuer erleichtert. «Ist es das neueste Werk?»
    «Nein, es ist eigentlich ein recht altes Werk. Aber die Menschenrasse ändert sich nicht sehr.»
    «Nur noch eine Kleinigkeit.» Ron stand auf und steckte das Papier in die Tasche seines geblümten Hemdes. «Ich gedenke, mich in Kürze zu verheiraten.»
    «Herzliche Glückwünsche.»
    «Ich habe mich seit einiger Zeit sehr innig in eine Dame verliebt. Erst jetzt verstehe ich, warum. Sie erinnert mich an meine Mutti.»
    «Besser, als wenn sie Sie an Ihre eigene erinnern würde.»
     
    Indessen sagte Jenny zu Pip: «Ich bin gekommen, um eine Generaluntersuchung vornehmen zu lassen, Doktor.»
    Er zog die Augenbrauen hoch. «Warum?»
    «Ich heirate. Da hielt ich es für notwendig.»
    «Nicht im mindesten. Ein großer Teil der Weltbevölkerung heiratet, ohne die Möglichkeit zu haben, je einen Arzt zu Gesicht zu bekommen.»
    Jenny sah gereizt aus. «Dann sehen Sie sich vielleicht, wenn ich schon hier bin, Doktor, mein Zahnfleisch an? Oder ist das Aufgabe eines Zahnarztes?»
    «Der ärztliche Beruf ist noch nicht so gründlich von der Gewerkschaft aufgegliedert worden, daß man nicht auch einmal die Grenzen überschreiten dürfte. Was fehlt ihm denn?»
    «Es hat zu bluten begonnen. Und einer meiner Zähne wackelt. Da, sehen Sie. Wie ein Klöppel in einer Glocke. Ich mach mir Sorgen, daß ich auf dem Hochzeitsfoto wie eine zahnlose alte Hexe aussehen werde.»
    «Machen Sie den Mund weit auf.» Pip leuchtete ihr mit einer Taschenlampe in den Mund. «Nicht zu glauben!» rief er hingerissen aus. «Wahnsinnig interessant.»
    «Aber ich lege nicht den mindesten Wert darauf, ein interessanter Fall zu sein», wandte sie ein. «Ich möchte ein einfacher und leicht heilbarer Fall sein.»
    «Lassen Sie Ihre Arme sehen. Aha! Purpura.»
    «Meinen Sie die Stelle, wo ich mir eine Prellung zugezogen habe?»
    «Sie haben keine Prellung.» Er nahm ein Vergrößerungsglas vom Tisch. «Korkenzieherhaare!» rief er aufgeregt.
    «Aber das klingt ja geradezu beängstigend!»
    «Was essen Sie?»
    «Lauter einwandfreie Dinge, Doktor», sagte sie, etwas gefaßter. «Vielleicht wissen Sie, daß ich die voraussichtliche Tory-Abgeordnete für Spratt’s Bottom bin? Wir Tories glauben natürlich an Selbsthilfe, wir erhalten unsere Körper, ohne den Volksgesundheitsdienst übermäßig zu belasten, mens sana in corpore sano. Ich kaufe absolut alles, was ich esse, in der in der Hauptstraße. Hausgebackenes, handgemahlenes, düngerfreies Vollkornbrot, fettfreies Joghurt, Ginseng —»
    «Was für einen Gin?»
    «Eine koreanische Wurzel. Sie verleiht Gesundheit, Stärke, Leistungsfähigkeit und Vitalität, wie führende chinesische Ärzte, die von zweien unserer Tory-Funktionäre aufgesucht wurden, erklärt haben. Dann Sesamsamen, Saubohnen, Johannisbrotpulver, gedünstete Dörrpflaumen, Meersalz, Schaumbäder mit von Bienen gesammeltem Blütenstaub und Kräutern.»
    «Keine Äpfel und Orangen? Kein Gemüse, keine Kartoffeln?»
    «Ich esse nie Obst oder Gemüse, weil sie meinem Darm zu schaffen machen. Und was Kartoffeln betrifft — ich bitte Sie: meine Figur!»
    «Meine Glückwünsche. Sie kommen ins British Medical Journal. Sie leiden an Skorbut.»
    «Was! Aber ich war doch nirgends, wo es Schmutz gibt.»
    «Wo es Schmutz gibt, bekommt man Krätze.» Pip schlug begeistert auf den Tisch. «Von einer grotesken sogenannten Gesundheitsnahrung zu leben statt von gewöhnlicher gemischter Kost hat Ihnen zu Vitamin-C-Mangel verholfen. Eine gutsituierte, intelligente junge Tory-Politikerin leidet in einer fetten, gutbürgerlichen Londoner Vorstadt an einer Mangelkrankheit wie ein halbverhungerter Afrikaner. Ich danke Ihnen, Miss Porter. Sie haben meinen Glauben an das Gleichgewicht in der Natur wiederhergestellt.»
    «Aber was soll ich tun?» fragte Jenny verzweifelt.
    «Gehen Sie und schlagen Sie sich den Bauch mit Erdbeeren und Schlagsahne voll. Cindy!» Er öffnete die Tür. «Ascorbinsäuretabletten, bitte. Tausend Milligramm.»
    Als Jenny das Haus verließ, sah sie Ron, wie er sich in der Sonne bemühte, sein Moped zu starten. «Hallo, Gemeinderat

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