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Doktor auf Draht

Doktor auf Draht

Titel: Doktor auf Draht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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gewiß den berühmten Sir James?« fragte ich auf gut Glück.
    »Oh, Jimmy? Na klar, bestens. Ist auch ein verdammt guter Boß. Hab ihn erst gestern gesprochen.«
    »Da muß er sich aber bemerkenswert rasch nach seinem schlimmen Autounfall erholt haben.«
    »Ja, nicht wahr?«
    »Wenn man bedenkt, daß der erst vorigen Samstag passierte.«
    »O wirklich?« sagte Squiffy.
    »Drüben in Australien«, fuhr ich fort.
    »Ach, diesen Sir James meinst du?« fragte Squiffy erbost. »Warum sagst du das nicht gleich?«
    »Schonen wir doch ein wenig Georges Nerven, Gaston.«
    »Reden wir nicht mehr von Geschäftlichem«, sagte Squiffy, indem er versuchte, gleichzeitig zu schmollen und Kuchen zu essen.
    Lucy tätschelte mir die Hand auf dem Sofa. »Gaston wird uns jetzt ausführlich alles erzählen, was geschah, nachdem mich diese gräßliche Kinderschwester mit dem Schnurrbart in Whortleton in den Zug verfrachtete.«
    Ich lehnte mich zurück und wollte schon den Mund auftun, als ein Kerl in einem weißen Jackett die Türe öffnete und die Ankündigung von sich gab: »Mr. Basil Beauchamp.«
    »Basil Beauchamp!« Ich sprang auf. »Nein! Doch nicht der Schauspieler?«
    »Doch, natürlich«, lächelte Lucy. »Eine richtige Ehre, nicht wahr? Führen Sie Mr. Beauchamp unverzüglich herein.«
    Ich hüllte mich in Schweigen. Zum zweitenmal vergiftete mir dieser Flegel das Leben. Im Nu platzte er ins Zimmer herein, funkelndes Gebiß und Knopflochnelke.
    »Was zum Teufel tust du denn hier?« fragte ich wie aus der Pistole geschossen.
    »Großer Gott, Grim!« erwiderte Basil, und die Zahl seiner sichtbaren Zähne verminderte sich rasant. »Aber was zum Teufel tust du denn hier?«
    »Wie, ihr kennt einander?« rief Lucy überrascht.
    »Wir, und einander nicht kennen? Basil und ich sind doch jahrelang Stubennachbarn gewesen, nicht wahr, Basil? Als ich Medizinstudent war, teilten wir dieselbe Bude«, erklärte ich.
    »La Vie de Bohême«, fiel Basil rasch ein. »Ach, diese sorglosen Lehrjahre!« Er lachte kurz auf. »Ja, Dr. Grimsdyke und ich lebten tatsächlich dereinst en garçon im selben atelier. Man führt nun einmal ein solches Leben, während man darauf wartet, von Theaterdirektoren entdeckt zu werden. Ich glaube, Dr. Grimsdyke dankt mir im stillen noch immer für meine intensiven Bemühungen, seine jugendlichen Exzesse etwas zu dämpfen. Ich war es, der deine Nase mitternächtlich an die Petroleumlampe hielt, was, Jungchen? Nein, welch phantastische Gladiolen!« rief Basil, versenkte sein Gesicht in sie und ließ das Thema fallen.
    Ich spürte, wie mein Blutdruck von der Abschußrampe emporschnellte. Der Kerl war wohl der dreckigste Lügner, den ich kannte. Basil Beauchamp (sprich Beecham) mochte jetzt ein berühmter Schauspieler sein, Besitzer eines biskuitfarbigen Rolls Royce, dessen Gesicht von sämtlichen Autobussen herabgrinste und nach dem ein piekfeines West-End-Restaurant ein ziemlich unappetitliches Gericht benannt hatte. Doch in den Tagen, da er mein Stubennachbar war, bestand sein einziges Publikum aus der Hauswirtin Töchterlein, die ihn in der Küche mit Schinken und Kakao ankurbelte, wenn Mutti weg war, während er ihr die großen Liebesszenen aus den klassischen Dramen vorführte. Und er hätte in noch verkommenere Quartiere übersiedeln müssen, wenn ich nicht alle Vierteljahre einige Shillinge zugeschossen hätte, um all die zwanglosen Anleihen zurückzuzahlen, die er bei der Gasgesellschaft machte, nachdem er draufgekommen war, wie man der Sperrvorrichtung am Gasmesser beikommen konnte. Dies war der Grund, weshalb Basil, sooft ich ihm über den Weg lief, dem Austausch fröhlicher Erinnerungen auswich, hatte ich doch zudem alles gehört, was die Hauswirtin über ihn gesagt hatte, als sie entdeckte, wohin der Schinken gekommen war.
    »Ach, wie reizend, daß ihr alte Kameraden seid«, rief Lucy strahlend. »Denn Basil und ich sind sehr gute Freunde.«
    »Oh, wirklich?«
    »Halten Sie mich nicht für ein schrecklich glückliches Mädel, Gaston?«
    »Glücklich? Oh — ja. Klar.«
    Basil, noch immer in den Gladiolen vergraben, schien ganz meiner Meinung.
    »Es dürfte noch nicht bis zu dir gedrungen sein«, fügte er dann rasch in meine Richtung hinzu.
    »Ein zweites Geheimnis heut nachmittag!« lachte Lucy.
    »Diese schauerlichen Klatschrubriken!« bemerkte Basil, sich schüttelnd.
    »Aber Gaston würde doch niemals ein Wörtchen davon an die Zeitungen verraten«, erklärte Lucy.
    »Hm«, machte Basil.
    »Wissen Sie,

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