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Doktor auf Draht

Doktor auf Draht

Titel: Doktor auf Draht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Miles’ Ehe aufgestiegen und hatte das Traumschiff zum Scheitern gebracht? Mit Kokosnüssen im trauten Heim herumschmeißen mochte als ein Zeichen übermütiger Laune hingenommen werden — schließlich haben, möchte ich wetten, Nell Gwynn und König Charles einen Heidenspaß mit ihren Orangen gehabt —, aber Miles’ weitere Bemerkungen ließen mich befürchten, daß mir Connie mit einer blutigen Hacke entgegenkommen würde, bereit, auch noch die restliche Familie mit ihren Hieben zu erledigen.
    Doch sie sah genauso heiter und knusprig aus wie eh und je.
    »Oh, hallo, Gaston«, begrüßte sie mich lächelnd. »Welch überraschender Besuch.«
    »Kann man wohl sagen.«
    »Du willst gewiß meinen teuren Gatten sprechen?«
    »Ja also — «
    »Er ist leider nicht da.«
    Ich nickte. »Ich weiß. Er ist gerade zu mir übersiedelt.«
    »Bei dir ist also dieses kleine Schwein untergeschlüpft? Komm herein.«
    Zu meiner Erleichterung fand ich Klein-Bartholomew in der Diele vor; er genoß seinen Eislutscher voll Behagen, nicht anders als jedes Londoner Kind. Kaum fand er Zeit, mich kameradschaftlich zum Mitschlecken einzuladen, als ihn Connie schon fortschaffte, eine Hand an die Stirn preßte und rief: »Diese Plage!«
    »Gewiß«, suchte ich sie fürs erste zu beruhigen. »Diese Plage.«
    »Diese letzten vierundzwanzig Stunden! Was ich da durchmachte, kannst du dir nicht vorstellen.«
    »Kopf hoch, Connie«, sprach ich ihr zu und tätschelte ihre Hand. »Ich bin überzeugt, daß ich dir noch bis heute abend Miles zurückschaffen kann.«
    »Miles? Den bin ich jetzt auf Nimmerwiedersehen los, danke bestens.« Sie sprach so, als wäre Miles ein lästiger Anfall von Gürtelrose. »Die Plage besteht
    darin, das Ganze vor den Nachbarn geheimzuhalten. Du lieber Gott, wie hab ich Sue von nebenan getröstet, als ihr Mann vergangene Pfingsten mit seiner Sekretärin durchbrannte! Die arme liebe Sue! Und nun wird sich dieses Biest königlich daran weiden, daß Miles mich und das Kind verlassen und ohne einen Penny der herzlosen Welt ausgeliefert hat«, jammerte sie, während sie mich durch den im Regencystil eingerichteten Salon führte und sich auf ein Chippendalesofa warf. »Schenk mir ein großes Glas Gin ein, Gaston, sei so lieb.«
    Ich griff nach der Karaffe — keine schlechte Behandlung für ein gebrochenes Herz.
    Nach etlichen schnellen Schlucken erklärte Connie nachdrücklich: »Ich habe Miles die besten Jahre meines Lebens geopfert.«
    »Gewiß. Aber was war eigentlich der Grund für — für seinen Hinauswurf?«
    »Du weißt doch, was für einen garstigen, engherzigen, niedrigen, argwöhnischen Charakter er hat?«
    Ich wußte es, aber Connie wußte es wohl noch besser, denn Miles hatte sechs Jahre mit ihr gelebt — mit mir hatte er’s erst begonnen.
    »Aber du mußt doch zugeben, der liebe Miles hat auch seine sehr guten Seiten«, murmelte ich hochherzig, während ich mich krampfhaft bemühte, mir eine einzige ins Gedächtnis zu rufen.
    Connie schwang ihre Beine auf das Sofa. »Der Mensch hat einen glatten Mordversuch an mir unternommen. Und an Klein-Bartholomew. Und an sich noch dazu.«
    Ich kratzte mir wiederum den Kopf. Ich versuchte mir Miles’ Haushalt vorzustellen: Connie polierte die oberste Treppenstufe, während drunten auf der letzten Miles das Brotmesser schliff, und Klein-Bartholomew mit der Lebenserwartung eines im Tower eingesperrten Prinzen herumging... Ich schenkte mir ebenfalls einen Gin ein und roch unwillkürlich daran. War ihm vielleicht Strychnin beigemischt?
    »Das Ganze begann, als Miles auf eine Woche zu Sir Lancelot angeln ging«, setzte mir Connie auseinander, auf die Spitzen ihrer hübschen kleinen Füße starrend. »Sir Lancelot macht sich jetzt offenbar ein Riesenvermögen, indem er in seinem Haus mit einem mordsmäßigen Tamtam Kapitalisten erleichtert.«
    Ich nickte.
    »Du weißt doch, Gaston, was für ein fürchterlicher Hypochonder Miles ist?«
    Connie bemerkte auf dem Tisch eine halbvolle Schachtel Bonbons; sie nahm sich zwei oder drei Stück.
    »Aber ein Arzt, der kein Hypochonder ist, kommt so selten vor wie ein antialkoholischer Wirt«, belehrte ich sie.
    »Es ist mir total schnuppe, ob Miles der Meinung ist, er leide an allen Krankheiten, die im Buch stehen, von Arthritis bis Zambesi-Fieber. Ich habe nur was dagegen, wenn er sie mir andichtet. Von Sir Lancelot kam er ganz rosig und aufgeräumt zurück und verkündete mir händereibend, wir müßten von nun an unseren

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