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Doktor auf Draht

Doktor auf Draht

Titel: Doktor auf Draht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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erledigt sein, da ich im St. Swithin viel zusehr angehängt bin, um sie dann zu betreiben. Und du wirst äußerste Diskretion wahren. Geschiedene Ärzte sind nicht eben populär. Vor allem darf die Sache nicht Mr. Zeus Odysseus zu Ohren kommen — du weißt schon, dem bekannten griechischen Millionär.«
    Ich nickte. »Jeder Mensch, der Zeitungen lesen kann, kennt seinen Namen.«
    »Frau Direktor Hilda hatte das große Glück, ihn beim Internationalen Kriminalitätskongreß in Athen kennenzulernen; er war durchaus geneigt, eine beträchtliche Summe für die Gründung eines hiesigen Instituts zur Erforschung der Jugendkriminalität zu spenden. Deren Leiter würde selbstverständlich ich sein. Mr. Odysseus trifft in Kürze hier ein, um die Pläne zu begutachten. Es ist dies ein Unternehmen, das Frau Direktor Hilda sehr am Herzen liegt, und — doch dies ganz unter uns — auch dem Premierminister.« Miles trank seinen Kaffee aus. »Kannst du schon jetzt den Pair in mir sehen, Gaston, he? Ha ha!«
    »Ha ha«, sagte ich.
    »Mir würde es gar nicht behagen, wenn Mr. Odysseus den Eindruck gewänne, daß mein Privatleben Anlaß zu Skandalgeschichten gibt.«
    »Glaube nicht, daß eine Scheidung, so oder so, dem Burschen viel zu denken gäbe«, entgegnete ich. »Ich weiß gar nicht mehr, ob er im Lauf der Jahre mehr Frauen oder Millionen gesammelt hat.«
    »Ich muß jetzt zu Lloyds gehen — mir ist zu Ohren gekommen, daß seine Jacht bereits in der Nähe der Klippen von Dover gesichtet wurde. Du könntest mich heute abend wissen lassen, Gaston, was ich alles tun muß, um die Sache wie ein Gentleman hinter mich zu bringen. Wo ist meine dunkle Reservebrille?«
    Miles erstarrte. Donnerndes Klopfen erscholl von der Eingangstüre.
    »Doch nicht jemand vom Nachtklub...?«
    »Wird wahrscheinlich nur der Briefträger mit einem Armvoll Musterproben von Arzneimittelfirmen sein.«
    Auf der Türmatte stand Sir Lancelot.
    »Guten Morgen, Grimsdyke. Hoffentlich — Großer Gott, was tut der hier?« fragte er und starrte Miles an.
    Miles grinste schwächlich. »Kam auf einen Sprung vorbei, um mit Gaston fachzusimpeln.«
    »Doch nicht zu dieser Stunde?«
    »Bei einem Arbeitsfrühstück, Sir«, gab ich scherzend zurück.
    »Hm. Wem haben Sie dieses verdammt große blaue Auge zu verdanken?«
    »Ich bin dummerweise bei Dunkelheit eine Treppe hinaufgestiegen und in eine Tür gerannt«, sagte Miles und setzte rasch seine Brille auf.
    »Ja«, sagte Sir Lancelot, »und das Baby des Dienstmädchens hat der Storch gebracht. Wer hat ihm eine geschmiert, Grimsdyke? Ein mißvergnügter Patient oder ein mißvergnügter Ehegatte?«
    Miles setzte abermals ein Grinsen auf, griff nach seinem Hut, murmelte etwas von einem dringenden Fall und polterte treppab.
    »Was da vorgeht, entzieht sich total meinem Fassungsvermögen«, erklärte Sir Lancelot. »Aber es geht mich schließlich nichts an. Da ich die Nacht in meinem Absteigquartier in der Harley Street verbrachte, komme ich bei Ihnen vorbei, um zu erfahren, wie die New Yorker Konferenz ausgegangen ist.«
    »Ich habe den Bericht bereits zum Großteil fertiggestellt, Sir. Leider fand ich gestern keine Zeit, ihn abzuschließen. Es war ein recht bewegter Tag.«
    »Es eilt nicht, lieber Junge. Mußte meine Klinik leider schließen. Meine Frau«, erklärte er, sich den Bart streichend, »erhob aus mir unverständlichen Gründen Einwände dagegen. Da ich jedoch irgend etwas unternehmen muß, um mein Haus und meine Fischrechte zu bewahren, beabsichtige ich, sie in Form eines Heimes für unausgeglichene Teenager wiederzueröffnen. «
    »Teenager, Sir?«
    »Ja. Die sind jetzt der letzte Schrei. In meinen Jugendtagen waren natürlich die Teenager noch nicht erfunden, und Jugendliche galten sowieso als unausgeglichen. Meiner Meinung nach sollte man es der Jugend besonders schwer machen, damit sie sich auf etwas freuen kann, wenn sie erwachsen ist.«
    »Gewiß, Sir. Eine Tasse Kaffee, Sir?«
    »Danke, habe schon gefrühstückt. Leider haben meine Ansichten bereits eine Auseinandersetzung mit Frau Direktor Hilda Parkhouse, einer der schauerlichen Freundinnen meiner Frau, bewirkt — «
    »Ja, Sir. Ich bin mit ihrer Tochter verlobt, Sir.«
    »So so. So so.«
    »Was finden Sie da komisch, Sir?« fragte ich, als ich ihn breit grinsen sah.
    »Das würden Sie leider nicht verstehen, Grimsdyke. Nein, ganz bestimmt nicht. Haben Sie heute in den Times meinen Artikel über Jugendkriminalität gelesen?«
    »Ich fürchte, Miles

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