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Doktor auf Draht

Doktor auf Draht

Titel: Doktor auf Draht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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dich geradezu glücklich preisen, daß sich dir Gertie, noch dazu nach einer so anstrengenden Darbietung auf dem Pier, bereitwillig zur Verfügung stellt. Und merk dir, sie kommt nur mir zuliebe. Freilich mußt du«, fügte ich hinzu, »nochmals einen Hunderter auf den Tisch blättern.«
    »Das alles kommt mir sehr ungehörig vor«, murmelte Miles.
    »Die ganze Angelegenheit kann kaum als das Muster eines konventionell verbrachten Abends betrachtet werden.«
    »Ich meine nur — Dolores betreibt das professionell. Sie wußte, was sie tat. Nun geben wir uns einer Pfuscherin in die Hände.«
    »Du brauchst dir nicht die geringsten Sorgen zu machen«, versicherte ich dem Dummkopf. »Ich hab ihr den ganzen Hergang erklärt, und ein alter Theaterhase wie Gertie wird dich bestimmt nicht im Stich lassen. Und bedenke folgendes«, fuhr ich fort. »Die Seligkeit, die du mit deinen hundert Pfund spendest! Sie sind ein kleiner Heckpfennig für die Arme, wenn ihre Sehnen schließlich zu verkalken beginnen und der schreckliche Tag kommt, da sie entdeckt, daß sie nicht mehr ihr Taschentuch, den Kopf rücklings, mit den Zähnen aufnehmen kann. Jahrelang wird sie deiner voll Dankbarkeit gedenken und dir wahrscheinlich zu Weihnachten nette kleine gestickte Sachen schenken.«
    Miles stöhnte. »Sich vorzustellen, daß ich die Nacht mit einem Schlangenweib verbringe! Das ist wirklich zuviel.«
    Ich war eben im Begriff, ihm auseinanderzusetzen, daß er bloß verpflichtet sei, das Frühstück mit einem Schlangenweib zu teilen, als es an der Tür klopfte.
    »Ja?«
    Der grauhaarige Nachtportier erschien.
    »Mrs. Grimsdyke, Sir«, verkündete er feierlich.
    »Hallo«, sagte Gertie, die auf der Schwelle stand und uns beide anstarrte wie der Zwölfender auf dem Bild.
    »Sag ihr was vor dem Portier«, zischte ich Miles ins Ohr. »Sie soll doch dein trautes Weib sein und nicht die Putzfrau, die den Boden scheuern kommt.«
    »Äh — guten Abend, meine Liebe«, sagte Miles. »Wie geht es dir, meine Liebe? Hoffentlich sehr gut, meine Liebe? Findest du nicht, daß wir prächtiges Wetter haben, meine Liebe? Obgleich es für diese Jahreszeit an den Abenden vielleicht etwas kühl ist, meine Liebe?« Er leckte sich die Lippen, offenbar am Ende seiner leidenschaftlichen Ansprache. »Wünschest du vielleicht eine Erfrischung, meine Liebe?«
    »Danke vielmals, gegen ein Guinness hätt ich nichts einzuwenden«, lächelte Gertie, sichtlich erleichtert.
    »Ein Guinness«, trug ich dem Nachtportier auf.
    »Sehr wohl, Sir. Wenn ich mir erlauben darf, Sir: das war eine sehr verwendbare Ansprache Ihres Klienten, Sir. So was bleibt im Gedächtnis haften, Sir, alles was recht ist.«
    »Danke.«
    »Stelle mit Freuden fest, Sir, daß wir Ihre neue Position gleich richtig umreißen.«
    »Sehr freundlich von Ihnen.«
    »Habe das Gefühl, Sir, wir werden’s bald geschafft haben, Sir.«
    »Setz diesen Narren vor die Tür«, murmelte Miles.
    »Ein Guinness«, wiederholte ich.
    »Sehr wohl, Sir.«
    »Na also«, sagte Gertie und nahm den Hut ab, als sich die Türe schloß.
    »Äußerst liebenswürdig von Ihnen, daß Sie sich so bereitwillig für diese einigermaßen scheußliche Prozedur zur Verfügung gestellt haben«, begann Miles unvermittelt.
    »Scheußlich?« Gertie warf mir einen Blick zu. »Ich hoffe sehr, daß da nichts Scheußliches dabei ist, muß ich schon sagen.«
    »Ich meine: diese einigermaßen erniedrigende Prozedur.«
    »Das ist ja allerhand! Ich werd mich niemandem zuliebe erniedrigen, lassen Sie sich das von allem Anfang an gesagt sein. Wenn man wie ich so oft an der Spitze des Programms gestanden ist — «
    »Ich meine bloß, Madam«, unterbrach Miles, »daß ich dergleichen Dinge nicht jede Nacht tue.«
    »Oh? Und ich vielleicht?«
    »Nein, nein, natürlich nicht! Ich versuche Ihnen nur zu erklären, daß diese Situation für mich äußerst ungewohnt ist.«
    »Und für mich vielleicht nicht, darf ich fragen?«
    »Gaston, sei so freundlich, dich der Dame anzunehmen.« Miles ließ sich abrupt am Toilettetisch nieder. »Ich muß meine Studien fortsetzen.«
    Es klopfte abermals an die Türe.
    »Ihr Guinness, Madam.«
    »Oh, fein«, sagte Gertie, deren Züge sich wieder erhellten.
    »Haben Sie noch irgendwelche Wünsche, Sir?«
    »Nein. Sie können mir die weitere Regie unbesorgt bis zum Frühstück überlassen.«
    »Davon bin ich überzeugt, Sir. Gute Nacht, Sir. Gute Nacht, die Herrschaften.«
    »Gute Nacht.«
    Mein Cousin saß, uns den Rücken

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