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Doktor auf Draht

Doktor auf Draht

Titel: Doktor auf Draht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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alles in der Welt?« rief Dolores.
    »Eine Art Kabarettvorführung. Um die Zeit zu vertreiben. Hier gibt’s kein Fernsehen, wissen Sie. Das ist mein Freund«, fügte ich hinzu. »Der Blasse dort auf dem Bett.«
    »Welch liebes Hündchen!« sagten die Kautschukschwestern, entwirrten sich und tätschelten die Bulldogge.
    »Wo zum Teufel haben Sie denn gesteckt, wenn ich fragen darf?« fragte ich Dolores streng.
    »Darling, heut war die Hölle los in unserem Zwinger. Hätte es überhaupt nicht geschafft, wäre nicht Miss Treadburn mit mir im Auto hierhergefahren. Leider mußte ich einen unserer Pensionäre mitbringen. Von dem Wirbel an diesem Wochenende machen Sie sich keine Vorstellung — einfach jedermann mußte seine Ferien antreten. Wir haben sogar einen Alligator in Kost genommen, bitte sehr.«
    »Nun gut«, unterbrach ich sie; mir schien es dringend angebracht, das Etablissement etwas von den Mitbeklagten im Ehebruchsverfahren zu leeren. »Ich danke Ihnen, meine Damen«, wandte ich mich an die Kautschukschwestern, die offenbar ihre Mitternachtsmatinee beendet hatten. »Sie waren ganz reizend, und wenn Sie nun, nachdem Ihnen mein Freund einen Scheck ausgeschrieben hat, so freundlich wären, abzuschieben — «
    »Ja natürlich, der Scheck«, murmelte Miles und langte nach seiner Feder.
    »Ich muß schon sagen, eine Party hab ich mir nicht erwartet«, bemerkte Dolores. »Ein bißchen ungewohnlich, aber ich bin für alles zu haben, was die Monotonie des Daseins unterbricht. Dingo, pfui, nicht den Herrn beißen.« Der Hund beschnüffelte Miles, obgleich mir dieser im Augenblick nicht besonders appetitanregend erschien. »Wo soll ich schlafen?« fragte sie, aus ihrem Mantel schlüpfend.
    »Darüber werden wir reden, wenn wir die Bühne für die nächste Szene geräumt haben.«
    »Na schön, Darling. Sie müssen’s besser wissen. Haben Sie eine Zigarette für mich? Ich sterbe einfach danach.«
    »Augenblick, zum Teufel!« erwiderte ich mürrisch, während ich Miles beim Ausschreiben des Schecks zu assistieren versuchte. »Sobald wir allein sind.«
    Es klopfte an der Türe.
    »Mrs. Grimsdyke«, verkündete der Portier schicksalsergeben.
    »Dann bringen Sie lieber gleich fünf Guinness«, entgegnete ich. »O hallo«, war alles, was ich mit einem blöden Grinsen hinzusetzen konnte. »Dir liegt aber gar nichts an Guinness, Connie, wie?«

19

    »Störe ich am Ende?« begann Connie.
    »Liebling!« Miles belebte sich wieder. »Angebetete! Meine Herzensfreude! Mein Engel! Hast du den Wagen mit? Bring mich sofort nach Haus.«
    »Deswegen bin ich ja hergekommen«, sprach Connie ruhig weiter. »Allerdings hab ich nicht erwartet, mich von so vielen Frauen ausgestochen zu sehen.«
    Connies Ankunft erregte selbstverständlich noch mehr Interesse als der Hund. Die Kautschukschwestern standen in einer Gruppe beisammen und kicherten. Dolores maß sie mit einem eingehenden Blick und klagte: »Will mir denn kein Mensch eine Zigarette geben?« Die Bulldogge hingegen begann Miles’ Toilettetasche anzuknurren. Ich stand an den Hutständer gelehnt und konnte nur ein dumpfes Gefühl der Freude empfinden, daß wir jetzt endlich am Ende unserer Besucherliste angelangt sein dürften.
    »Ich hatte nie geahnt, daß du beabsichtigst, dich im Osten niederzulassen, Miles«, fuhr Connie trocken fort. »Du weißt doch, wie sehr dir die Hitze zu schaffen macht.«
    »Im Osten? Ich? Wieso Osten?«
    »Mit einer Frau durchgehen, kann ich noch verstehen. Aber ich versichere dir, mit vieren würdest du dich in South Kensington nie halten.«
    »Das Ganze hier ergibt ein völlig falsches Bild«, erklärte Miles. »Es handelt sich, meine Liebe, um eine gestellte Sache — Hand aufs Herz. Das alles geschah um der — na, um der Scheidung willen.«
    »Miles, du willst mich also wirklich in eine Scheidung hineintreiben?«
    »Nein, nein, nein!« rief Miles. »Nicht einen Augenblick lang, das kannst du mir glauben. Nichts lag mir ferner.«
    Connie hob die Brauen. »Was treibst du dann hier, um Himmels willen? Führst du hier ein Freiluftheim für Londoner Damen?«
    »Ich sagte dir doch, es handelt sich um eine gestellte Sache. Das alles geschah auf Veranlassung Gastons.«
    »So.« Connie maß mich eisig.
    »Hör mal, das ist doch —«, protestierte ich.
    »Jetzt beginne ich zu verstehen«, setzte Connie fort.
    »Hör mal, Connie, ich habe nicht das geringste —«
    »Hast du dieses Treffen organisiert oder nicht?« fragte Connie.
    »Nun ja... ja natürlich,

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