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Doktor auf Draht

Doktor auf Draht

Titel: Doktor auf Draht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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nicht allzusehr zu Herzen genommen?«
    »Aber, Sir Lancelot! Dieser entsetzliche Mensch! Sie waren ja so wundervoll!«
    »Ich hoffe, Madam, daß ich nie müßig dabeistehen werde, wenn eine Dame von einem Lumpen gedemütigt wird.«
    »Und diese schreckliche Enthüllung!«
    »Ich kann Ihnen versichern, Madam, mein Schrank enthält so manches interessante Knochenexemplar.«
    »Sie werden doch jetzt bestimmt keine hohe Meinung mehr von mir haben?«
    »Ganz im Gegenteil, Madam, ich schätze Sie jetzt um so höher ein.«
    »Sie müssen mich unbedingt Hilda nennen.«
    »Mit dem größten Vergnügen.«
    »Sir Lancelot, Sie waren so eindrucksvoll... so stark. Wahrhaftig ein Ritter in schimmernder Wehr.«
    »Noch einen Brandy, Hilda?«
    »Danke. Wie oft dachte ich mir schon, daß ein Bart das Zeichen innerer Stärke ist!«
    »Äußerst freundlich von Ihnen, Hilda.«
    »Ein Bart verleiht einem Mann nicht Charakter — er bezeichnet ihn nur.«
    »Eine sehr gütige Beobachtung.«
    »Sie müssen in Ihrer Jugend ein äußerst athletischer Mann gewesen sein.«
    »Habe allerdings beim Kugelstoßen einigen Erfolg gehabt.«
    Ich begann mich bereits überflüssig zu fühlen.
    »Nun muß ich aber, Sir Lancelot, alles, was in meinen Kräften steht, tun, um Ihnen bei Ihrem neuen Vorhaben drunten in Wales behilflich zu sein. Dürfte ich vielleicht eine Schar Londoner Mädchen für einen vierzehntägigen Ferienaufenthalt hinbringen? Ich könnte es leicht arrangieren, daß Ihnen für den Unterhalt ein recht großzügiger Beitrag bewilligt wird, und für Ihre Klinik wäre es ein schöner Beginn.«
    »Ausgezeichnet, Hilda! Wie wär’s mit nächstem Wochenende?«
    »Gewiß. Nächstes Wochenende —« Frau Direktor Hildas Blick fiel auf mich. »Aber nächsten Samstag soll ich meinen eigenen Sommerurlaub mit Anemone und Gaston in Whortleton antreten.«
    »Ach, Unsinn«, sagte Sir Lancelot.
    »Und ich kann doch wohl nicht gut Gaston und Anemone allein nach Whortleton fahren lassen. Das wäre keineswegs gehörig.«
    »Hören Sie mal, Frau Direktor Hilda«, schlug ich rasch vor, »warum starten Sie — starten wir alle nicht stattdessen am Montag? Ich finde, Montag ist ein weitaus besserer Tag, um einen Ausflug ans Meer zu beginnen. Da hat man im Meer viel mehr Platz, und die Bunten Abende warten mit einer ganz frischen Show auf.«
    »Wenn es Ihnen wirklich nichts ausmacht, Gaston —«5 sagte Frau Direktor Hilda zweifelnd.
    »Nicht im mindesten. Will sagen, natürlich bin ich schrecklich enttäuscht. Aber bestimmt braucht nun auch Sir Lancelot ein Stückchen von Ihrer Zeit, Frau Direktor Hilda«, schloß ich mit einem leichten Grinsen.
    »In diesem Fall will ich die Hotelzimmerbestellung umbuchen lassen.«
    »Bemühen Sie sich nicht, Frau Direktor Hilda. Ich übernehme das.«
    »Aber ich könnte leicht ein Telegramm schicken — «
    »Kümmern Sie sich nicht drum«, sagte ich ihr. »Werde telefonieren, sobald ich in meiner Bude angelangt bin.«
    Natürlich tat ich genau das nicht. Ich überließ es Sir Lancelot, Frau Direktor Hilda zum Dinner auszuführen, und eilte zurück, um meinen Cousin zu benachrichtigen. Und so geschah es, daß an diesem Samstagnachmittag Miles und ich mit ungefähr zwei Dutzend anderen Leuten, die alle nach Whortleton fuhren, in einem Zugabteil saßen.

17

    »Was, zum Teufel, glaubst du, ist mit diesem vertrackten Frauenzimmer geschehen?« fragte Miles. »Ich bin fest überzeugt, daß sie überhaupt nicht auftauchen wird.«
    »Laß noch nicht alle Hoffnung fahren«, sagte ich. »Schließlich ist’s ja erst knapp zehn vorbei.«
    »alles deine Schuld«, erwiderte Miles barsch.
    »Meine Schuld?«
    »Ja, es würde mich nicht wundern, wenn du ihr alles falsch angegeben hättest: Datum, Stunde, Hotel und Ort. Du warst stets ein hoffnungsloser Fall, wenn du etwas organisieren solltest, angefangen von der Marmelade in der Schule.«
    »Das ist ein bißchen stark, muß ich sagen! Habe alle diese verdammten Plagen auf mich genommen, nur weil du Connie einen Fußtritt geben willst wie einer kaltgewordenen Wärmeflasche. Noch dazu muß ich Anemone und Frau Direktor Hilda das Blaue vom Himmel herunterlügen, wenn ich ihnen Montag weismache, daß du und deine Frau ihr Zimmer heut nacht übernommen habt. Gar nicht davon zu reden, was ich sagen werde, wenn im Scheidungsgerichtshof die dreckige Wahrheit an den Tag kommt. Allerdings bin ich dann«, sann ich, »bereits glücklich verheiratet.«
    Miles schritt weiterhin ergrimmt in unserem

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