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Doktor auf Draht

Doktor auf Draht

Titel: Doktor auf Draht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Arbeit lebenswichtig, Sir.«
    »Das dachte ich mir. Gut so. Ausgezeichnet. Tragen Sie dafür Sorge, daß Mr. Miles Grimsdyke morgen früh ein gutes Frühstück bekommt, ja?« Ich steckte dem Burschen ein Pfund zu. »Mr. Miles Grimsdyke hält außerordentlich viel auf sein Frühstück.«
    »Äußerst freundlich von Ihnen, Sir. Sie sind einer von den neuen Luchs-Leuten, nehm ich an, Sir?«
    »Einer von — von was?«
    »Vom Luchs-Detektivinstitut. Die arbeiten gewöhnlich mit uns. Erst neulich sagte ich zum Direktor, Sir«, fügte er mit väterlichem Lächeln hinzu, »wir könnten auch ihr Zeichen draußen anstecken, genauso wie das vom Automobilklub.«
    »Was um alles in der Welt meinen Sie damit?«
    Ich starrte ihn entrüstet an, obgleich ich im Geiste meinen Hut vor dem Kerl zog, der meinen Plan so schnell durchschaut hatte.
    »Schon gut, Sir.« Der Portier lächelte mir abermals väterlich zu. »Flitterwochen und Scheidungen, die kann man schon kilometerweit riechen. Freilich, jetzt tut sich bei uns lang nicht mehr so viel an Scheidungen wie sonst, Sir. Ich erinner mich noch an die Tage — lang, lang ist’s her — , wo man vor lauter Detektiven gar nicht mehr in unsere gemütliche Stube hineinkam. In diesem Stil geht’s heutzutage nicht mehr, Sir. Wahrscheinlich von wegen der andern Gesellschaftsklasse, die’s jetzt betreibt. Man sieht’s ja Überall. Die Zeiten haben sich geändert. Wissen Sie, ich seh’s gern, wenn eine Scheidung richtig mit Würde gemacht wird. Wenn’s nach mir ginge, müßte sie bei Gericht mit einer kleinen Zeremonie verbunden werden: der Richter gibt die Braut ihrem Vater zurück, und der Detektiv steht neben dem Gatten, um den Ehering einzustecken — «
    »Na schön«, unterbrach ich ihn, »ich kann Ihnen genausogut reinen Wein einschenken und gestehen, was wir Vorhaben. Aber wenn die verdammte Partnerin nicht auftaucht, müssen wir die Vorstellung absagen und eine Wiederholung ansetzen, nicht wahr?«
    »Verlieren Sie nicht den Mut, Sir. ’s ist noch immer Zeit, und einige von diesen Damen sind an den Abenden schrecklich beschäftigt, Sir.«
    Ich strich in der Halle herum und sah alle Augenblicke nach meiner Uhr. Ich blätterte die Magazine durch und versenkte mich in die Prospekte, die so liebevoll Feriengäste aus Übersee über Großbritannien aufklären: da wimmelte es von Fachwerk-Gasthöfen mit knarrenden Vertäfelungen und fröhlichen Wirten, die inmitten trauter Levkojen ihr Gläschen heben. Aber gegen halb elf bemächtigte sich meiner das dumpfe Gefühl, daß Dolores endgültig eine Niete war.
    »Ich werde noch ein bißchen draußen herumtreiben«, sagte ich zum Portier. »Falls eine dürre Brünette namens Dolores aufkreuzt, liefern Sie sie mit meinen besten Empfehlungen auf Nummer sechs ab.«
    Das Nachtleben Whortletons erreichte eben jetzt, am Samstag, seinen wöchentlichen Höhepunkt. Der therapeutische Charme des Ortes war nunmehr von seinen anderen Attraktionen verdrängt worden; die ringsum in feenhafter Beleuchtung erstrahlenden Etablissements boten alles, was für glückliche Ferientage am Meer erforderlich ist — Zuckerstangen, Fisch-Imbisse, komische Hütchen, Juxkarten, Aal in Aspik, Autodroms, Insektenvertilgungsmittel und Handleserinnen. Ich wandelte mit den zahllosen anderen auf der Seepromenade und kaufte mir eine Tüte Garnelen, die ich, ans Geländer gelehnt, geistesabwesend aus den Schalen löste. Mir war wie Napoleon zumute, als ihn seine Leibgarde bei Waterloo im Stich ließ und Reißaus nahm. Soviel Lärm um nichts, sann ich verstimmt; nur Miles würde sich seinen Extrahering zum Frühstück schmecken lassen.
    »Hol der Teufel Dolores«, knurrte ich in die Garnelen hinein. »Hätte wissen können, daß auf Basils verdammte Satellitinnen kein Verlaß ist.«
    Ich starrte aufs Meer hinaus, um mich inspirieren zu lassen. »Bei Zeus — !«
    Am Ende des Piers erstrahlte es in buntem Neonlicht:

    BUNTE ABENDE VON WHORTHLETON
    DIE SPEZIELLE ATTRAKTION DIESER WOCHE
    DIE KAUTSCHUKSCHWESTERN
    BERÜHMTE FERNSEHSTARS

    Kurz darauf stand ich in Gerties Garderobe.
    »Oh, hallo, Doktorchen!« rief sie, ihren Bierkrug niederstellend. »Das nenn ich eine Überraschung!«
    »Gertrude«, sagte ich dringlich und ohne weitere Einleitung. »Ich habe ein eigenartiges Anliegen an Sie.«

18

    »Lieber alter Junge, ich verstehe wirklich nicht, warum du jammerst«, verwahrte ich mich Miles gegenüber, nachdem ich ihm die Rollenumbesetzung bekanntgegeben hatte. »Du solltest

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