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Doktor auf Draht

Doktor auf Draht

Titel: Doktor auf Draht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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dem ich mich befinde. Aber du bist, Hand aufs Herz, der einzige Mensch auf der ganzen Welt, der mir möglicherweise helfen kann. Ich werde vom Kreml verfolgt.«
    Paranoia, diagnostizierte ich, klar. Verfolgungswahn. Vieles sprach dafür. Ich hatte Squiffy schon seit dem Tag für verrückt gehalten, als er seinen heißgeliebten Igel, den er sich im Schlafsaal hielt, rosa anmalte und Gedichte auf ihn schrieb. Ich beschloß, den armen Jungen mit Humor zu dämpfen, und hoffte nur, er würde nicht Amok zu laufen beginnen, wenngleich es in meiner Bude niemandem leicht gemacht wurde, richtig Amok zu laufen.
    »Grim, ich brauche verzweifelt deinen Rat.«
    »Du brauchst in erster Linie verzweifelt einen Drink, wenn du mich fragst«, sagte ich und begab mich zur Abwasch.
    »Mein Alter wird mich glatt umbringen.«
    »Willst du damit sagen, er ist aufgekreuzt und hat entdeckt, daß du, anstatt der Regierung zu erzählen, wo sie ihre Atome hintun soll, schmierigen kleinen Jungen erzählst, wie man mit einer Mischung aus Zucker und Kochsalz einen Riesenkrach erzeugen kann?«
    »Nein, augenblicklich hat mich meine dreckige Schule auf Ferien geschickt.« Squiffy versuchte während des Redens, seine linke Hand aus dem Handwurzelgelenk zu zerren. »Und Vater ist für einen weiteren Monat in Karatschi zurückgehalten worden, um so besser, weil inzwischen die Rechnung für das Labor eingetroffen ist, das ich in Mireborough niedergebrannt hab. Kannst du mir vielleicht mit fünfhundert Pfund unter die Arme greifen?«
    »Aber aber«, sagte ich, bot ihm teilnahmsvoll ein Glas an und schob einige meiner zerbrechlichen Dinge aus seiner Reichweite. Der Bursche litt ja auch deutlich unter Wahnvorstellungen. »Warum rufst du nicht die Bank an und verlangst, daß ein Laufjunge sie dir herüberbringt?«
    »Mein Alter würde mich dann nur umso qualvoller umbringen, das ist das Ganze. Du kennst doch seine komische Einstellung, mich und die Millionen streng auseinanderzuhalten? Ich mußte mir für meine laufenden Ausgaben auf Vaters Namen fünfhundert vom Schuldirektor ausborgen — er ist ein gemeiner Schnorrer, zählt die Schreibfedern und Kreidestückchen. Aber was hältst du davon«, fügte Squiffy hinzu, keinesweg den finanziellen Scharfsinn seiner Familie verleugnend, »wenn wir, falls du nur fünfzig Pfund springen lassen kannst, sie zehn zu eins auf einen todsicheren Tip setzen — das liefe doch auf dasselbe hinaus, was?«
    »Gewiß, aber was hat das alles mit dem Umstand zu tun, daß du von Kerlen mit Vollbärten und Schnee auf den Stiefeln verfolgt wirst?«
    Squiffy machte eine Pause. »Glaubst du, daß dieser Basil Beauchamp, wenn er abends seinen Hamlet fertiggespielt hat, nach Hause geht und weiter stöhnt: >Ach, armer Yorick!< und so weiter, und so weiter?«
    »Nein, der geht gewöhnlich lumpen und genießt das Leben mit deiner Schwester.«
    »Na siehst du. Sobald er den Zuschauern für ihr gutes Geld seinen Hamlet hingelegt hat, wird er wieder der alte Basil Beauchamp — womit ich nicht gesagt haben will, daß dabei viel herausschaut.« Squiffy
    machte einen guten Schluck. »Mein Malheur, Grim, besteht darin, daß ich mich von meiner Rolle mitreißen lasse. Es hätte ja genügt, mein kleines Versehen in Mireborough innerhalb der Familie damit zu kaschieren, daß ich mich als führenden Wissenschaftler ausgab. Aber wenn man auf eine Party geht und von einem Mädel gefragt wird, was man ist, kann man nicht einfach erklären, daß man seine Tage damit verbringt, einer Schar Jungens einzubleuen, wie das Barometer drunten in der Halle funktioniert. Da sagt man eben, man ist ein Naturwissenschaftler, und ihre Augen beginnen zu strahlen und sie sagt: >Wie wahnsinnig interessant, Sie machen wohl Wasserstoffbomben und Raumschiffe?< Und man sagt: >Klar<, und im Handumdrehen ist man draußen im Garten und zeigt ihr die Milchstraße.«
    Ich erinnerte mich, daß Squiffy für das zarte Geschlecht sehr empfänglich war und schon in den alten Tagen in Whortleton mit einer Windmühle aus Plastik enormen Eindruck bei einem kleinen blonden Ding geschunden hatte.
    »Das behauptete ich auch bei einer komischen Party draußen in Notting Hill einem Mädel namens Noreen gegenüber — einem hochanständigen Mädel, arbeitet in einem Espresso an einer dieser wundervollen Maschinen, die soviel Dampf machen, ich wollt, ich könnt’s. Dann kreuzt dieser Bursche Yarmouth auf«, erzählte Squiffy. »Ein komischer Kauz, hauptsächlich aus Brille und Schnurbart

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