Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Doktor auf Draht

Doktor auf Draht

Titel: Doktor auf Draht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
den Filzpantoffeln in meine Bude kamst, hörte sich die Geschichte ganz anders an. Da hast du mich gehörig eingeseift, um mich dazu zu bringen, diese scheußliche Sache zu übernehmen.«
    »Wie wagst du’s, in einem solchen Ton zu meiner Gattin zu sprechen«, krächzte Miles und näherte sich mir wieder. »Ich werde deinem Abdomen noch weitere Traumata zufügen.«
    »Verschwende nicht deine Kräfte, mein Teurer«, sagte Connie. »Diese Kreatur ist ihrer nicht wert.«
    »Wir müssen jetzt aber wirklich gehen, das steht fest«, erklärte Gertie.
    »Reagiert denn niemand auf diese verdammte Klingel?« klagte Dolores.
    »Ich will dich mit der Verachtung, die dir gebührt, behandeln«, sagte Miles, seinen Handkoffer an sich nehmend. »Packe bitte meine Sachen in deiner Wohnung zusammen und sende sie mir per Eilpost zu. Welch ein Glück, meine Liebste«, fuhr er, an Connie gewendet, fort, »daß du den Weg hierher fandest, bevor mich Gaston in noch finstere Abgründe hinabzog.«
    »He! Woher wußte Connie überhaupt, daß du hier warst?«
    »Ich hinterließ natürlich meine Adresse«, knurrte Miles von der Türe her. »Ich erwarte doch jeden Moment eine Vorladung von seiten Mr. Odysseus’.«
    »Oh, die Vorladung«, sagte Connie. »Ja, die ist gekommen.«
    »Ausgezeichnet«, rief Miles.
    Connie lachte kurz auf. »Ja, wegen tätlicher Bedrohung. Er war derjenige, dem du damals im Nachtklub den Hieb versetzt hast.«
    »Oh«, machte Miles.
    »Er kam an jenem Tag zu Besuch, um dich zu sprechen, und ich fand, ich könnte ihm zumindest den
    Gefallen erweisen, ihm die Sehenswürdigkeiten Londons zu zeigen.«
    »Oh«, machte Miles.
    »Aber ich glaube nicht, daß es zu einem Prozeß kommen wird, denn er ist nach Griechenland zurückgefahren. Allerdings, fürchte ich, mitsamt seinen Geldsäcken.«
    »Oh«, machte Miles.
    »Womit dir verdammt recht geschieht«, brüllte ich.
    Er knallte die Türe hinter sich zu.

20

    Schweigen breitete sich aus. Ich rieb abermals meine Leibesmitte und versuchte, die Lage möglichst rasch zu entwirren. Mochte auch für mich die Möglichkeit einer inneren Unterleibsverletzung bestehen, so hatte ich doch, überlegte ich, zumindest den Trost, daß Miles bei dieser Affäre noch schlimmer abschnitt als ich. Odysseus’ Millionen würden ihm jetzt bestimmt nicht mehr den Weg in das House of Lords ebnen, nachdem er ein paar Jahre lang unter den Kriminellen geschwitzt hatte. Und als nun Miles aus dem Zimmer war, begann sich die Lage in Whortleton etwas zu klären. Ich hatte nichts anderes zu tun, als die Truppen zu zerstreuen, mich einen Tag lang in der Meeresluft zu erholen, dann, wie vereinbart, Frau Direktor Hilda und Anemone Montag nachmittag vom Londoner Zug abzuholen und ihnen vorzumachen, daß Miles und seine Frau die Gelegenheit beim Schopf gepackt hatten, zwei leere Betten an der Küste zu okkupieren. Bis dahin mußte ich jedoch zu etwas Schlaf kommen.
    »Schön, meine Damen, ich danke Ihnen bestens«, gab ich bekannt. »Ich finde es an der Zeit, die Party abzubrechen. Dasselbe findet der Kerl nebenan, nach der Art zu schließen, wie er an die Wand hämmert.«
    »Es war ganz reizend«, sagte Gertie.
    »Ja, meiner Seel«, bestätigte Cissy.
    »Wir kommen ja dieser Tage kaum mehr unter die Leute«, fügte Joan hinzu.
    »Freue mich, daß es Ihnen Vergnügen bereitet hat. Wenn Sie mir nun gestatten, Sie hinunter zu geleiten —«
    »Da wär nur noch eines«, sagte Gertie.
    »Ja, nicht wahr?« nickte Cissy.
    »Nur eine Kleinigkeit«, schloß sich ihnen Joan an.
    »Was für einen Kleinigkeit?« fragte ich kurz angebunden.
    »Unser Geld«, sagte Gertie.
    »Der Zaster«, hob Cissy hervor.
    »Bißchen Notengeraschel«, bemerkte Joan.
    »Unsere hundert Pfund.«
    »Ein Versprechen muß man halten.«
    »Ihr Freund hat uns den Scheck nicht gegeben.«
    »Sie könnten mir bei dieser Gelegenheit gleich auch meinen geben, Darling«, unterbrach Dolores, noch immer den Klingelknopf drückend.
    »Laßt euch deswegen keine grauen Haare wachsen, Mädels«, sagte ich leichthin. »Mein Freund mag ja ein elender Wurm sein, aber ich stehe für seine Rechtschaffenheit ein; er wird euch das Geld überweisen, sobald er sich am Morgen daran erinnert. Sonst müßte er sich doch natürlich zu Tode fürchten, daß ihr ihn erpreßt.«
    »Ich möcht es aber lieber jetzt gleich haben, bitte«, sagte Gertie.
    »In bar.«
    »Ist nur recht und billig.«
    »Es von mir zu verlangen ist sinnlos«, sagte ich den Drei Kautschukschwestern.

Weitere Kostenlose Bücher