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Doktor auf Draht

Doktor auf Draht

Titel: Doktor auf Draht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Bronchialepithel zum Teufel.«
    Ich stelzte erbittert zu meinem Sitz zurück.
    »He, Lustmolch«, lud mich eines der älteren Mädchen, das einen so netten Knicks vor Frau Direktor Hilda gemacht hatte, ein. »Magst einen Zug?«
    »Danke.« Ich nahm zwei Zigaretten aus ihrem Päckchen. »Eine für mich und eine für meinen Freund.«
    Squiffy und ich entzündeten sie. Gar nicht schlecht, dachte ich, dem kleinen Racker einmal mittels demokratischer Gleichschaltung den Wind aus den Segeln zu nehmen. Die Mädchen waren jetzt etwas stiller geworden, wahrscheinlich weil wir die Strafanstalt von Wandsworth passierten, und etliche von ihnen hielten erregt nach ihren Pappis Ausschau.
    »Sag mal«, beschwerte sich Squiffy. »Was für eine Zigarettenmarke ist denn das?«
    »Ich glaube, sie rollt sie selbst«, sagte ich, das Ding untersuchend. »Sieht ganz danach aus.«
    Ich machte ein paar Züge.
    »Weißt du, Squiffy — « Ich lachte auf. »Dieser kleine Ausflug scheint sich gar nicht so schlecht anzulassen.«
    Auch Squiffy lachte herzlich auf. »So ist’s schon besser, Grim! Du beginnst dich ein bißchen aufzuheitern.«
    »Oh, das Leben ist ja doch, genau genommen, gar keine so dreckige Einrichtung.«
    Ich streifte übermütig meine Asche ab.
    »Komisch«, grinste Squiffy, »ich hab mir grad selbst gedacht, daß die Welt im großen und ganzen ein recht annehmbares Plätzchen ist.«
    »Und diese Mädel sind im Grunde gar keine so schlimme Bande.«
    »Mit der kommenden Generation ist alles goldrichtig, glaub mir.«
    Ich lachte nochmals. »Mir scheint, diese kleinen Taugenichtse haben eine Flasche Gin mit.«
    »Wird ihnen das einen Spaß machen!«
    »Tut einem richtig wohl, sie zu sehen.«
    »Mädel sind eben Mädel.«
    Wir beide fanden das schrecklich lustig.
    »Kennst du eigentlich schon«, fragte ich, mir die Tränen abwischend, »die furchtbar komische Geschichte vom Bischof und dem Papagei?«
    »Kann’s kaum erwarten«, schrie Squiffy, sich auf die Schenkel schlagend.
    »Ich will sie dir erzählen«, kicherte ich, »wenn sich dazu Gelegenheit bietet, bevor wir nach Whortleton kommen.«
    Squiffy lachte. »Aber wir haben ja noch gar nicht London verlassen, alter Querschädel!«
    »Nein?« wieherte ich zurück. »Wir haben doch London zur Lunchzeit verlassen.«
    »Zur Lunchzeit? Bestimmt nicht. Gestern abend.«
    »Möglich.« Ich dachte nach. »Nein, Squiffy, falsch. Wir haben London morgen früh verlassen.«
    Plötzlich sah ich Anemone den Mittelgang zwischen den Sitzen heraufkommen; sie vollzog die letzte Phase vom Tanz der sieben Schleier.
    »Allerhand!« rief ich und setzte mich gemütlich zurück, um das Finale auszukosten. »So was erlebt man nicht im Londoner Stadtverkehr — « Ich packte Squiffy am Arm. »Diese Zigarette — drück das verdammte Ding sofort aus!«
    »He? Laß das, Grim. Das Zeug schmeckt mir. Hab große Lust, meine Sorte zu ändern.«
    »Drück sie aus, Mensch!«
    Ich war ein bißchen benebelt, aber es gelang mir trotzdem, die Diagnose zu stellen. Verzerrung des Zeit- und Raumsinns — erinnerte ich mich aus meinen Pharmakologiebüchern — in Verbindung mit unbegründeter Heiterkeit und überraschenden Visionen ausgesprochen erotischer Natur. Symptome von Vergiftung durch Cannabis Indica, auch unter den Namen Marihuana, Bhang, Dagga, Haschisch oder Indischer Hanf bekannt.
    »Wo ist das Mädel mit diesen Zigaretten?« fragte ich. »Hier du — du kleines Scheusal. Weißt du, daß du Narkotika rauchst?«
    Sie maß mich mit einem Blick. »Lustmolch, kapierst du denn gar nichts? Von einem Paket Woodbines kriegste keinen Mumm, wenn du so lang im Schlepptau hängst wie die Endesgefertigte.«
    »Folg mir sofort dieses Päckchen aus, hörst du? Verstehst du denn nicht, daß es sich um eine gefährliche Droge handelt?«
    »Das möcht dir so passen! Die da haben mich ein Pfund gekostet. Kauf dir selber welche, du alter Filz.«
    Da dieses Argument vom Rest der Versammlung geteilt wurde, blieb mir nicht viel anderes als der Rückzug übrig. Hinten traf ich Squiffy in wildem Handgemenge mit einem Mädel an, das sich auf seinen Knien niedergelassen hatte und ihn ins Ohr zu beißen versuchte.
    »Grim, klaub mir um Gottes willen diese Sexkücken aus dem Haar!« flehte er mich erbarmenswürdig an.
    »Laß das auf der Stelle«, kommandierte ich.
    Sie warf mir einen verächtlichen Blick zu. »Sind wohl noch nicht mündig, Mister, was?«
    Zum Glück zog in diesem Augenblick Lady Chatterley die allgemeine

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