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Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke.

Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke.

Titel: Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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Sohlen von den Schuhn.
    Man ist zu faul, die Seele reinzuwaschen.
    Man wird die Stunden wie Bonbons vernaschen und schleicht nach Hause, um sich auszuruhn.
    Faulheit strengt an, als stemme man Gewichte.
    Man ist allein, und das ist kein Verkehr.
    Und Steineklopfen ist nicht halb so schwer.
    Man steht herum und steht dem Glück im Lichte.
    Und daß man lächelt, spürt man gar nicht mehr.
    Vom Nichtstun wird nicht nur der Beutel leer …
    Das ist das Traurigste an der Geschichte.

Ein Mann gibt Auskunft
    Das Jahr war schön und wird nicht wiederkehren.
    Du wußtest, was ich wollte, stets und gehst.
    Ich wünschte zwar, ich könnte dir’s erklären, und wünsche doch, daß du mich nicht verstehst.
    Ich riet dir manchmal, dich von mir zu trennen, und danke dir, daß du bis heute bliebst.
    Du kanntest mich und lerntest mich nicht kennen.
    Ich hatte Angst vor dir, weil du mich liebst.
    Du denkst vielleicht, ich hätte dich betrogen.
    Du denkst bestimmt, ich wäre nicht wie einst.
    Und dabei habe ich dich nie belogen!
    Wenn du auch weinst.
    Du zürntest manchmal über meine Kühle.
    Ich muß dir sagen: Damals warst du klug.
    Ich hatte stets die nämlichen Gefühle.
    Sie waren aber niemals stark genug.
    Du denkst, das klingt, als wollte ich mich loben und stünde stolz auf einer Art Podest.
    Ich stand nur fern von dir. Ich stand nicht oben.
    Du bist mir böse, weil du mich verläßt.
    Es gibt auch andre, die wie ich empfinden.
    Wir sind um soviel ärmer, als Ihr seid.
    Wir suchen nicht. Wir lassen uns bloß finden.
    Wenn wir Euch leiden sehn, packt uns der Neid.
    Ihr habt es gut. Denn Ihr dürft alles fühlen.
    Und wenn Ihr trauert, drückt uns nur der Schuh.
    Ach, unsre Seelen sitzen wie auf Stühlen und sehn der Liebe zu.
    Ich hatte Furcht vor dir. Du stelltest Fragen.
    Ich brauchte dich und tat dir doch nur weh.
    Du wolltest Antwort. Sollte ich denn sagen:
    »Geh!«

    Es ist bequem, mit Worten zu erklären.
    Ich tu es nur, weil du es so verlangst.
    Das Jahr war schön und wird nicht wiederkehren.
    Und wer kommt nun? Leb wohl! Ich habe Angst.

Ein Buchhalter schreibt seiner Mutter  
    Heute erhielt ich die Wäsche, du Gute.
    Und unter Brüdern, es wurde Zeit.
    Der Postbote kam in letzter Minute.
    Was sagst du, mir sind die Kragen zu weit.
    Kein Wunder, fortwährend die Sache mit Hilde.
    Ich heirate nicht bei diesem Gehalt.
    Ich hab’s ihr erklärt. Und nun ist sie im Bilde.
    Sie wartet nicht länger, sonst wird sie zu alt.
    Du schreibst, daß ich deine Briefe nicht läse und du nur noch Postkarten schicken wirst.
    Du schreibst, daß du denkst, daß ich dich vergäße.
    Wie du dich irrst …
    Wie gern ich dir öfter und gründlicher schriebe und nicht bloß den ewigen Wochenbericht!
    Ich dachte, du wüßtest, daß ich dich liebe.
    Im letzten Briefe, da weißt du es nicht.
    Da sitz ich nun ständig und rechne und buche fünfstellige Zahlen und werde kaum satt.
    Ob ich mir vielleicht mal was anderes suche?
    Am besten, in einer anderen Stadt?
    Ich bin doch nicht dumm, doch ich komm nicht vom Flecke.
    Ich lebe, aber man merkt es nicht sehr.
    Ich lebe auf einer Nebenstrecke.
    Das ist nicht nur traurig. Es fällt auch schwer.
    Du schreibst, daß am Sonntag die Breslauer kommen.
    Wie ist das denn übrigens, hast du dir, ich bat dich darum, eine Waschfrau genommen?
    Und wenn sie kommen, dann grüße von mir.
    Und schick zum Geburtstag nicht wieder Geschenke!
    Du sparst es dir ab. Denn ich kenne das schon.
    Und schreib ich zu wenig, so glaub mir, ich denke fast immer an dich. Viele Grüße. Dein Sohn.

Der Geizhals geht im Regen
    Der Frühling gießt den Regen durch ein Sieb.
    Die Veilchen stehen Hand in Hand und flennen.
    Wenn die erst wüßten, was mir Dora schrieb.
    Sie sei zwar äußerst sparsam im Betrieb, doch trotzdem müßten wir uns, meint sie, trennen.
    Die Bäume sind nur, wenn man hinschaut, kahl.
    Die Straße blüht, als wär’s zum erstenmal.
    Was alles grün ist, selbst die Autotaxen!
    Ich laß mir keine grauen Haare wachsen.
    Für so etwas ist meine Brust zu schmal.
    Der Regen regnet fast wie dünner Zwirn.
    Der liebe Gott näht Blumen auf den Rasen.
    Ich hätte Rheumatismus im Gehirn
    und eine, schreibt sie mir, plissierte Stirn.
    »Und meine Seele lief sich bei dir Blasen.«
    Herr Ober, bitte eine andre Frau!
    Ein Glück, daß Frühling wird. Die Luft weht lau.
    Und von den Wunden spürt man nur die Narbe.
    Die Welt ist grau, und Grau ist keine Farbe!
    Jetzt sind sogar die schwarzen Wolken blau.
    Die Blumen

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