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Doktor im Glück

Doktor im Glück

Titel: Doktor im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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den Käfig gesteckt hätte. Wenn sie allmorgendlich zum Frühstück aus ihrem Kanister-Bungalow auftauchte, um mir ein herzhaftes «Hallo, Grimbärtchen! Wie steht's heute mit der geehrten Leber?» zuzurufen, wußte ich nur zu gut, daß ich mich lieber einsperren und ihr sagen sollte, sie möge in fünf Jahren wieder vorbeischauen. Aber ich tat's nicht. Ich saß am Tisch und blickte mit hungrigen Augen um mich wie eine herrenlose Katze im Käseladen.
    «Was werden Sie tun, Grimbärtchen?» fragte sie, als wir an diesem Abend unsere Mahlzeit, bestehend aus Schweinefleisch mit Bohnen, beendet hatten. «Wenn Ihr Vertrag abgelaufen ist und Sie heimfahren, meine ich.»
    Ich blickte an der Petroleumlampe vorbei durch das Klinikfenster, wo sich Insekten, von denen sich noch nie jemand hatte träumen lassen, munter in der Finsternis herumtummelten. Es regnete natürlich noch immer.
    «So weit kann ich noch gar nicht voraussehen.»
    «Ich schon. Diese fünf Jahre werden wie ein Blitz vergehen. Wie ein geölter Blitz. Wie ich bereits meiner Freundin Hilda am ersten Tag, als wir zusammen in der Femina begannen, sagte: Die Zeit vergeht immer wie ein Blitz, wenn man's will. Wissen Sie, was ich tun werde?»
    «Nein.»
    «Ich werde dann ein bißchen Geld zusammengespart haben. Das werden wir beide, nicht wahr? Außer für Zigaretten gibt man ja hier nichts aus. Zuerst werd ich mal einen tüchtigen Fußmarsch quer durch ganz Schottland machen. Dann werd ich mich irgendwo in den Midlands niederlassen und praktizieren. Meine Freundin Hilda lebt dort und sie könnte, ganz entre nous, eine nette Praxis verschaffen.» Sie zog mit dem Finger kleine Kreise auf dem Tischtuch. «Zwei Praxen, wenn sie wollte.»
    Ich ertappte mich dabei, daß ich ihre andere Hand ergriffen hatte.
    « Janet— »
    «Ja?»
    «Sie sind verdammt nett, wissen Sie.»
    «Aber gehn Sie, Grimbärtchen, Sie Schlimmer.»
    «Doch, Sie sind's. Ehrlich. Das netteste Mädel, soweit ich mich erinnere. Janet, ich —»
    Glücklicherweise schlug jedoch das alte Über-Ich wie ein Fallbeil dazwischen.
    «Ja, Grimbärtchen?»
    «Nichts», sagte ich.
    «Sie sehen heut abend nicht sehr munter aus.»
    «Die Hitze, wissen Sie. Der Regen. Bißchen abgehetzt.»
    «Wie wär's mit einem netten Spielchen Rummy? Wird zu Ihrer Entspannung beitragen.»
    «Nun ja», sagte ich, obwohl ich fühlte, daß mein Schwung schon lang dahin war.
    Am nächsten Abend küßte ich sie.
    «Grimbärtchen!» kreischte sie auf. «Das dürfen Sie nicht!»
    «Aber, Janet, ich — ich liebe Sie.»
    Schweigen senkte sich herab, nur der Regen trommelte weiter aufs Dach.
    «Ich liebe Sie. Wirklich und wahrhaftig. Auf Ehre, Sie sind das einzige Mädel meines Lebens.»
    «Oh, Grimbärtchen! Ich wußte es ja. Sobald Sie mir am Londoner Flughafen unter die Augen gekommen waren, wußte ich, daß ich's Ihnen angetan hatte. Was es wohl war? Vielleicht Ihr trauriger Blick. Ich wußte, Sie brauchten jemanden wie mich, der Sie aufheitern würde.»
    Von Janet Pebbley aufgeheitert werden war etwa dem Gefühl gleichzusetzen, das man hatte, wenn einem der Rücken mit einem Pferdestriegel bearbeitet wurde, und vielleicht bewirkte diese Vorstellung, daß mein lange unterdrücktes Über-Ich wieder die Oberhand gewann.
    «Haben Sie mir nicht noch anderes zu sagen?» fragte sie.
    Aber ich schüttelte den Kopf, und wir spielten weiter Rummy.
    Am nächsten Tag bestieg sie das Postboot, um sich für eine Woche in das Hauptquartier der Gesellschaft in Manaos zu begeben. Da ich bereits sämtliche Bücher gelesen hatte, Feuchtigkeit ins Grammophon eingedrungen war und man nicht allein Rummy spielen kann, verbrachte ich die Abende damit, mir ein Leben an der Seite Janets in einem Ort wie Porterhampton auszumalen. Natürlich würde ihre Freundin Hilda dort sein. Und der Fußmarsch durch Schottland würde mir nicht erspart bleiben. Aber ich war so verdammt einsam, wie ich da in den Regen hinausstarrte, daß ich die Tage bis zu ihrer Rückkehr ebenso beflissen zu zählen begann wie die Monate bis zu unser beider Entlassung. Schließlich war sie ja nicht die schlimmste Sorte Mädel. Ein bißchen zu aufgeräumt beim Frühstück, zugegeben, aber ich könnte mich daran gewöhnen. Vielleicht war ihre Freundin Hilda ganz witzig und unterhaltsam. Genau genommen hatte ich mir eigentlich immer schon gewünscht, Schottland mal richtig kennenzulernen. Der britische Konsul in Manaos könnte uns trauen, und dann bekämen wir einen ganzen Bungalow, um darin

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