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Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesboe
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öfter Nachrichten gucken. Präsident Hallvard Tenoresen wurde vor …«, Lises Mutter sah auf die Uhr, »… vier Stunden zum Präsidenten von Norwegen und den dazugehörigen Kjolonien gewählt. Wo warst du? Auf dem Mond?«
    »Gewissermaßen«, murmelte Lise. »Wie konnte das passieren?«
    »Sie haben die Zjuschauer aufgefordert, anzurufen und abzustimmen«, sagte Lises Papa. »Tenoresen hat gewonnen und ist ins Schloss eingezogen. Der Ministerpräsident, seine Regierung und der Kjönig wurden abgewählt und müssen nach Hause fahren. Ab jetzt hat Präsident Tenoresen das Sagen.«
    »Ein singender Chiropraktiker hat das Sagen im Land?«, fragte Lise ungläubig.
    »Halleluja«, sagte Lises Mama.
    »Aber was ist mit dem König? Er wohnt doch im Schloss?«
    »Er geht ins Ausland, ins Exil«, sagte Lises Papa.
    »In welches Ausland?«
    »RST.«
    »Err-Ess-Tee?«, fragte Lise und versuchte, sich an ihre Landeskundestunden zu erinnern.
    »Republik Süd-Trøndelag. Er hat dort eine Hütte.«
    »Ist Süd-Trøndelag Ausland?«
    »Selbstverstjändlich«, sagte Lises Papa. »Und jetzt sei leise!«
    »Erst will ich wissen, ob Gregor Galvanius euch hypnotisiert hat!«
    Aber ihre Eltern waren schon wieder ganz von Tenoresens Ansprache gefesselt.
    »Norrwägen ist ein kleines Land«, sagte Tenoresen mit schwedischem Akzent. »Ssugleich ist es – wie ein Poet ssagte – das Land der Helden. Manch einem mag es ssu klein vorkommen. Aber mit eurer Unterstützung werde ich es ganss groß rausbringen, damit es bald sso groß wie alle anderen Vereinigten Sstaaten ist.«

    »Vereinigte Staaten von Norwegen?«, sagte Lise. »Hat er den Namen unseres Landes geändert?«
    Tenoresen erhob die Stimme: »Norrwägens Vereinigte Sstaaten mit den dassugehörigen Kolonien werden sich bald von der Wüste im Süden bis zum Pol im Norden erstrecken. Mindestenss!«
    Aus den Fernsehlautsprechern schallte Jubel und Applaus, was Lise sehr merkwürdig fand, weil sie nirgendwo Zuschauer sehen konnte, nur Tenoresen hinter einem niedrigen Tisch, der dem der Nachrichtensprecherin täuschend ähnlich sah.
    »Es mag Ihnen sso vorkommen, als hätte ich vor, alles nach eigenem Gutdünken zu bestimmen«, sagte Tenoresen. »Aber sso ist es natürlich nicht, wir leben trotz allem in einer Diktatur … Versseihung, haha, ich meine natürlich in einer Demokratie! Bei uns dürfen alle mitbestimmen. Ich möchte einzig und allein prässidenssielle Empfehlungen aussprechen, die Ssie um Himmels Willen nicht mit einem Befehl verwechseln dürfen. Meine erste prässidenssielle Empfehlung ist, dass alle tun, was ich ssage. Aber natürlich ist es erlaubt ssu widersprechen, wenn man nicht meiner Meinung ist.«
    Tenoresen lächelte breit in die Kamera.
    »Ich möchte jeden, der nicht meiner Meinung ist, auffordern, das laut ssu sagen. Wer findet, dass der Prässident nicht alles bestimmen ssollte, ssoll folgende Nummer anrufen, die gleich auf dem Bildssirm eingeblendet wird. Rufen Ssie an und teilen Ssie uns Ihren Namen und Ihre Adresse mit, damit ich … damit ich …«
    Tenoresens Gesichtsausdruck hatte sich verändert. Er lächelte nicht länger. Der blonde Pony waren ihm in die Stirn gerutscht und seine Augen strahlten, als würden sie aus dem Inneren seines Schädels von Scheinwerfern erleuchtet. Dann entspannte sich sein Gesicht plötzlich und er lächelte wieder sein Präsidentenwahlen gewinnendes Lächeln.
    »… darüber mit Ihnen diskutieren kann.«
    Applaus von dem unsichtbaren Publikum.
    »Das hört sich aber gar nicht gut an«, sagte Lise.
    »Blödsinn«, sagte der Kommandantenpapa.
    »Unsinn«, sagte die Kommandantenmama.
    »Und während Ssie sich das Gansse durch den Kopf gehen lassen«, sagte Tenoresen, »lassen Ssie uns ein Lied ssussammen singen. Denn Ssingen verbindet die Menssen und löst alle Probleme, vergessen Ssie das nicht. Wir nehmen Sswischen Hügeln und Bergen.«
    »Ich geh schlafen«, sagte Lise. »Morgen ist Skitag.«
    Ihre Mutter drehte sich um und sah sie erstaunt an. »Willst du denn nicht mitsingen?«
    Lise schüttelte den Kopf. »Ich spiele lieber Klarinette.«
    Als Lise im Bett lag und sich Bulles Schattentheater hinter dem Schlafzimmerfenster auf der anderen Straßenseite anschaute, hörte sie den Gesang ihrer Eltern aus dem Wohnzimmer heraufhallen. Und als sie die Augen schloss, hörte sie das Lied aus allen Häusern in der Kanonenstraße schallen. Vor ihrem inneren Auge sah sie die blau schimmernden Gesichter im Flackerschein der

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