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Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesboe
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es noch ungewöhnlicher als sonst ausfallen würde, als sie Bulle leise abwärts zählen hörte: »Vier, drei, zwo, eins …« Das war genau die Zeit zwischen dem Schlucken von Doktor Proktors Pupspulver und dem Augenblick, in dem man einen Furz von sich gab, der in Intensität und Lautstärke einer Herde von dreihunderttausend Gnus und achtzehn Wasserbüffeln entsprach, die alle zeitgleich pupsten.
    »Null!«
    Bulle hatte das untere Ende der Sprungschanze erreicht. Lise hielt sich die Ohren zu.
    Die Explosion war ohrenbetäubend und wurde von einem kurzen aber heftigen Schneesturm gefolgt. Hinterher wischten sich alle den Schnee aus den Augen, blinzelten benommen und sahen sich um. Der kleine rothaarige Junge und die Sprungschanze, die Frau Strobe und Herr Galvanius zusammen gebaut hatten, waren spurlos verschwunden. In der Luft verpufft, dem Erdboden gleichgemacht.
    »Bulle!«, rief Frau Strobe und drehte sich im Kreis wie ein extrem langsamer Brummkreisel.

    »Bulle!«, rief Gregor Galvanius.
    »Wo bist du?«, rief Frau Strobe. Vor lauter Verzweiflung war ihre Brille bis auf die Nasenspitze gerutscht.
    »Hier!«, ertönte es irgendwo zwischen den Tannen.
    Alle drehten sich um und entdeckten den Winzling mit den ritzeratzeroten Haaren, der zwischen den schneebedeckten Riesenbäumen auf die Lichtung stapfte. Sein Gesicht wurde von seinem überbreiten Grinsen in zwei Hälften geteilt.
    »Wa-was hast du im Wald gemacht?«, fragte eine verdutzte, aber eindeutig erleichterte Frau Strobe.
    »Bin gelandet«, sagte Bulle, nahm die orange Pudelmütze ab, um zu kontrollieren, dass Perry noch da war. Dann klopfte er den Schnee von der Mütze und setze sie vorsichtig wieder auf. »Etwas neben der Spur, aber aufrecht wie eine Eins.«
    Schüler und Lehrer starrten Bulle stumm an, der auf Beatrize zustakte.
    »Bitte schön, der Trostpreis für den zweiten Platz. Hab ich im Vorbeifliegen von der höchsten Tanne gepflückt.«
    Beatrize glotzte mit offenem Mund den Tannenzapfen an, den Bulle ihr in die Hand gedrückt hatte.
    Der noch ausstehende Teil des Wettkampfes wurde abgeblasen, weil eh keiner mehr eine Chance gehabt hätte. Außerdem war die Sonne auf dem besten Wege, hinter den Tannenspitzen zu verschwinden. Gregor Galvanius blieb da, um aufzuräumen, während die Schüler Frau Strobes Skispur folgten wie Entenküken ihrer Entenmutter. Bulle sorgte dafür, dass Lise und er das Schlusslicht bildeten.
    »Wir müssen uns verdünnisieren«, flüsterte er.
    »Wieso das?«, fragte Lise.
    »Wenn wir Galvanius heute noch ausspionieren wollen, müssen wir jetzt damit anfangen, sonst ist er weg.«
    Lise nickte. Sie ließen sich etwas zurückfallen, und als die anderen hinter einer Kurve verschwanden, machten Lise und Bulle kehrt und liefen, so schnell sie konnten, in der Skiloipe zurück. Als sie sich der offenen Lichtung mit dem Skihügel näherten, hörten sie leises Murmeln.
    »Das ist Galvanius«, flüsterte Lise.
    Sie suchten Schutz hinter einer Tanne und spähten vorsichtig um den Stamm herum. Oben auf dem Hügel saß Herr Hick vornübergebeugt auf einem Schlitten, vor dem Radio, das für die musikalische Unterhaltung gesorgt hatte, einem Stapel zusammengefalteter Startnummern und den START- und ZIEL-Bannern. Er hatte den Kopf in die Hände gelegt und wiederholte unermüdlich die drei immer gleichen Wörter.
    »Was sagt er?«, flüsterte Bulle.
    »Pssst!«, sagte Lise. »Dann können wir vielleicht was hören.«
    »Und wenn du nicht so laut ›Pssst‹ sagen würdest, könnten wir es noch besser verstehen.«
    »Pssst!«
    »Doppel-Pssst!!«
    »Trippel-Pssst!!!«
    »So viele Psssts, wie du aussprechen kannst, und noch eins mehr!«
    Lise gab auf. Und lauschte.
    »Hörst du das?«, flüsterte Bulle.
    »Ja«, sagte Lise. »Er sagt … Ich … bin … unsichtbar.«
    »Da haben wir den Beweis! Der Mann ist ein Mondchamäleon!«
    In dem Augenblick hob Gregor Galvanius den Kopf und Lise und Bulle zuckten zurück und versteckten sich hinter ihrem Stamm.
    »Hat er uns gehört?«, flüsterte Bulle.
    »Pssst!«, sagte Lise.
    »Doppel-Pssst!!«
    »Ist das Musik?«, sagte Lise.
    Bulle horchte. »Das sind Debitels.«
    Die Musik kam aus dem Radio.
    Help! Ainied sambadi.
Help! Nott dschast änibadi …
    Sie spähten wieder hinter dem Stamm hervor.
    »Wo ist Galvanius?«, fragte Lise.
    Sie sahen niemanden.
    »Hast du das auch gespürt?«, fragte Bulle.
    »Was?«
    »Die Erschütterung«, sagte Bulle. »Als ob gerade etwas sehr Schweres auf den

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