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Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesboe
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würde zerfetzt, als eine warmer, luftiger Jetstrom nach draußen schoss. Und als hätte sie einen Raketenantrieb im Po – was sie in gewisser Weise ja auch hatte – rasten sie los. Gärten, Häuser und Kreuzungen flimmerten vorbei. Gleich darauf ließ der Gasstrom wieder nach und sie wurden langsamer.
    »Bruchlandung!«, rief Bulle.
    Dann geschahen sieben Dinge in rascher Folge.
    1. Es gab einen deutlichen Knall, als sie gegen das Heck des grünen Kombis prallten.
    2. Die Ampel schaltete von Rot auf Grün.
    3. Der grüne Kombi fuhr los.
    4. Bulle griff nach der Stoßstange, aber seine Hände rutschten aus den Fausthandschuhen, die an der Stoßstange hängen blieben.
    5. Bulle brüllte ein Wort, das hier leider nicht abgedruckt werden kann, weil es sich um ein Kinderbuch handelt.
    6. Lise schleuderte den linken Arm mit dem Skistock vor, sodass sich der Teller des Stocks in allerletzter Nanosekunde hinter der Stoßstange verhakte und sie beide hinter dem Auto hergezogen wurden.
    7. Bulle brüllte ein Wort, das wir glücklicherweise abdrucken können . »Jippi!«
    Beide, Lise und Bulle, hingen geduckt hinter dem Auto und umklammerten den Skistock, während sie durch die nächtlich ausgestorbene Stadt gezogen wurden. Lise hustete kurz, als sie den schwarzen Qualm einatmete, der aus dem Auspuff kam, aber so schlimm war es eigentlich gar nicht. Die Skier glitten über Schnee und Eisbuckel, und wenn Lise aufblickte, sah sie den Mond an einem klaren Sternenhimmel. Eigentlich ist es ein schöner Abend, dachte sie. Trotz der ganzen Sache mit dem Weltuntergang und so. Ein richtig schöner Abend.

    Plötzlich kam ein lautes, kratzendes Geräusch von der Unterseite der Skier und das Auto bremste.
    »Was war das?«, fragte Lise, die sich anstrengen musste, nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    »Ach, wir sind bloß über einen Kanaldeckel gefahren«, sagte Bulle.
    Das Auto hielt an. Lise löste den Skistock von der Stoßstange.
    »Komm«, flüsterte sie. »Bulle! Wir müssen uns verstecken!«
    Bulle schnappte sich seine Fausthandschuhe und hastete im Schlittschuhschritt hinter Lise her zum Straßenrand, wo sie sich hinter ein geparktes Auto hockten.
    Galvanius stieg aus seinem grünen Kombi.
    »Guck mal!«, flüsterte Lise. »Der trägt ja bloß einen Morgenmantel!«
    »Und Vegard-Ulvang-Wollsocken«, murmelte Bulle. »Wenn das mal nicht zehn Meilen gegen den Wind nach Mondchamäleon riecht!«
    Sie beobachteten ihn, als er zu dem Kanaldeckel ging, über den sie gefahren waren. Die warme Luft, die aus der Kanalisation nach oben stieg, hatte das Eis auf dem Deckel schmelzen lassen. Galvanius griff in die Löcher des schweren Eisendeckels, wuchte ihn hoch und war im nächsten Augenblick verschwunden.
    »Der ist in der Kanalisation verschwunden!«, sagte Bulle.
    »Was, zum Teufel, will der denn da?«, fragte Lise.
    »Vielleicht hat er sich nach dem langen Bad zu sauber gefühlt?«, sagte Bulle.
    »Komm, finden wir es heraus«, sagte Bulle und schnallte sich die Skier ab. »Schnell!«
    Er rannte auf seinen kurzen Beinen zu dem Kanaldeckel und versuchte, ihn wie Galvanius anzuheben.
    »Jetzt hilf mir doch!«, zischte er durch zusammengebissene Zähne, während er an dem Deckel zerrte.
    Lise schob ihre Finger in die Löcher und versuchte, ihn anzuheben, aber der Deckel rührte sich nicht.
    »Wer hätte gedacht, dass Herr Hick so stark ist!«, keuchte Bulle und zerrte noch einmal nach Leibeskräften, wobei er ganz rot wurde.
    Lise ließ den Deckel plötzlich los.
    »Was ist?«, fragte Bulle.
    »Wir dürfen da nicht runter!«
    »Warum nicht.«
    »Die Anakonda«, sagte Lise.
    »Anna Konda?«
    »Anakonda, die Würgeschlange. Groß, soooo grooooß! Und mit so großen Würgeschlangen will ich nichts zu tun haben!«
    Auch Bulle ließ den Deckel los und legte den Kopf auf die Seite: »Aber Lise! Du glaubst doch wohl nicht an diese alte Räuberpistole?«
    Lise sah Bulle beleidigt an. »Was heißt schon glauben! Immerhin hast du sie mir erzählt, Bulle. Du hast gesagt, dass in der Kanalisation unter Oslo eine achtzehn Meter lange Anakonda lebt, die dermaßen gefräßig ist, dass sie alles frisst, was sich vor ihr Maul verirrt. Du bist doch selbst von ihr gefressen worden, konntest danach aber auf mysteriöse Weise entkommen.«
    »Wirklich?«, fragte Bulle und kratzte sich am Kinn. »Hm. Ich werde wohl langsam vergesslich. Aber natürlich, wenn du es von einer derart verlässlichen Quelle wie mir hast, muss ich dir ja wohl glauben. Okay, dann

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