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Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesboe
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gehen wir nicht nach unten, denn mit Anakondas will auch ich nichts zu tun haben, ist doch klar.«
    Sie standen eine Weile da und starrten schweigend auf den schwarzen Kanaldeckel mit den noch schwärzeren Löchern, die in ein noch viel schwärzeres Dunkel führten, das in dem schwärzesten Schwarz endete, das man sich nur vorstellen konnte: Oslos Wirrwarr aus unterirdischen Röhren und Gängen, von dem niemand hier oben wirklich wusste – oder wissen wollte – was dort unten vor sich ging.

    »Sollen wir sagen, dass wir für heute genug spioniert haben?«, fragte Lise hoffnungsvoll.
    »Noch nicht ganz«, sagte Bulle. Er hatte das leise Lächeln auf den Lippen, von dem Lise wusste, dass es fast immer Ärger bedeutete.
    »Wie meinst du das?«, fragte Lise, aber sie ahnte die Antwort bereits.
    »Das Haus von Gregor Galvanius ist doch jetzt leer. Und wie du weißt, sind siebenbeinige peruanische Saugespinnen die perfekten Türöffner.«
    »Nein, Bulle! Wir können doch nicht einfach bei Galvanius einbrechen!«
    »Erstens ist so ein kleiner Einbruch bei Leuten wirklich nichts, worüber man groß reden müsste, wenn es darum geht, die Welt vor ihrem sicheren Untergang zu retten, und zweitens dachte ich, wir wären uns einig darüber, dass Galvanius kein Leut, sondern ein Mondchamäleon ist. Und der sicherste Ort, um Beweise dafür zu finden, ist doch wohl sein Zuhause. Das ist doch klar.«
    »Ja, aber …«
    »So eine Gelegenheit kriegt man nicht zweimal, Lise, die haben wir nur jetzt.«
    »Schon, aber … aber ist das nicht … können wir nicht …« Lise grübelte und grübelte, aber in welche Richtung sie auch dachte, immer kam sie zu dem Schluss, dass Bulle recht hatte. Sie hasste es, wenn Bulle herumspann und trotzdem recht hatte – beides gleichzeitig. Besonders, wenn das bedeutete, dass ihr Leben dadurch kompliziert werden würde.
    »Verdammter Mist«, sagte sie. »Dann machen wir uns eben auf den Weg und brechen bei ihm ein.«
    »Jippi!«, sagte Bulle.

11. Kapitel
    Einbruch und Liebesbrief
    Ein leises Klicken war zu hören, dann kam Perry wieder aus dem Schlüsselloch gekrabbelt.
    »Gut gemacht, Perry!«, sagte Bulle, drückte die Klinke nach unten und öffnete die Tür von Gregor Galvanius’ kleinem Steinhaus. Bulle platzierte Perry an der Wand neben der Klingel und sah die Spinne mit ernster Miene an: »Parla unata sijones senor Galvanius los portes, si?«
    »Häh?«, sagte Lise.
    »Ich habe ihn gebeten zu klingeln, wenn er Galvanius kommen sieht.«
    »Ach ja?«, fragte Lise. »Etwa auf Spinnisch?«
    »Sei doch nicht blöd, Spinnen können doch nicht sprechen. Auf Spanisch. Das spricht man in Peru.«
    Lise wollte etwas erwidern, erkannte aber, dass es kaum etwas nützen würde. Sie hastete deshalb einfach hinter Bulle her und schloss die Tür hinter ihnen. In dem dunklen Flur blieben sie stehen, hielten den Atem an und lauschten.

    »Was ist das für ein Geräusch?«, flüsterte Lise.
    »Das ist dein Herz. Es schlägt«, flüsterte Bulle.
    »Nein, hör doch mal!«
    »Du hörst Gespenster, Lise. Hier ist niemand außer uns.«
    »Da ist so ein Summen.«
    »Hör auf, das ist nur … warte! Hast du das gehört? Da war so ein Summen.«
    »Genau das sage ich do…«
    »Komm!«, unterbrach Bulle sie und zog sie am Arm weiter. Sie gingen am Wohnzimmer vorbei und kamen zu einer Tür. »Es kommt aus diesem Zimmer hier«, sagte Bulle.
    »Ja«, sagte Lise.
    »Vielleicht solltest du die Tür öffnen«, schlug Bulle vor.
    »Oder du?«, antwortete Lise.
    »Schere, Stein, Papier«, sagte Bulle.
    Sie zählten bis drei und zeigten sich ihre Hände.
    »Ha!«, triumphierte Lise, weil sie das Zeichen für Papier, Bulle aber für Stein gezeigt hatte.
    »Wieso ha?« , fragte Bulle. »Stein schlägt Papier.«
    »Was?«
    »Hast du das nicht mitbekommen? Sie haben die Regeln geändert. Bei ihrer letzten Jahreskonferenz im Oktober.«
    »Sie?«
    »Ja, der internationale Schere-Stein-Papier-Verband.«
    Lise wollte protestieren, dachte dann aber, dass sie diesem Blödsinn nur ein Ende bereiten konnte, indem sie die Tür öffnete.
    Es war dunkel, aber das Summen war lauter geworden.
    »Au!«, rief Lise, nicht weil es wehtat, sondern weil der kleine Stich in den Hals sie erschreckt hatte. Bulle hatte anscheinend den Lichtschalter gefunden, denn im gleichen Moment war der Raum hell erleuchtet.
    Lise riss die Augen auf.
    »Mücken«, sagte sie und rieb sich den Hals.
    »Und Fliegen«, sagte Bulle. Der ganze kahle, unmöblierte Raum war

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