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Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesboe
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Nachrichtensprecher im Radio gesagt, dass die Bewohner des Ententeichweges 24 einen gewaltigen Knall gemeldet hätten, der sämtliche Fensterscheiben der ganzen Nachbarschaft zum Zittern gebracht hatte, und dass gleich darauf ein Mädchen und ein Zwerg auf einem Paar blauer Plastikskier mit überhöhter Geschwindigkeit durchs Wohngebiet gerast wären. Und da ein alter Wohnungsnachbar aus seiner Studienzeit in Paris im Ententeichweg 25 wohnte und Lise und Bulle außerdem von Gregor erzählt hatten, hatte er zwei und zwei zusammengezählt, »Pupsonautenpulver« herausbekommen und beschlossen, sich auf den Weg zu machen, um nachzusehen, was eigentlich los war.
    »Wir müssen zu Hause Bescheid sagen«, sagte Lise. »Die machen sich bestimmt schon Sorgen.«
    »Ach, die können gut noch ein bisschen warten«, sagte Doktor Proktor. »Wir haben uns um wichtigere Dinge zu kümmern als um besorgte Eltern.«
    »Jepp«, sagte Bulle. »Aber zuerst wollen wir wissen, wie ein Mann zum Frosch wird.«
    »Zu einer Art Frosch«, sagte Doktor Proktor. »Wollt ihr die lange oder die kurze Version?«
    »Die lange!«, riefen Bulle und Lise im Chor.
    Nach fast zehn Minuten war Gregor am Ende seiner Erzählung über seine Kindheit und Jugend in Farsund angelangt. Er hatte über seinen jähzornigen Vater berichtet, der aus Gregor einen Profi-Volleyballer machen wollte, und davon, dass er der Familie getrotzt hatte und nach Paris gegangen war, um Biologie zu studieren.

    »Dort habe ich Agnetha kennengelernt«, sagte Gregor. »Das schönste Geschöpf auf zwei Beinen.«
    »Hexe?« , fragte Bulle. Nicht weil er wissen wollte, ob Agnetha eine Hexe war, sondern weil es schwierig war, mit dem Mund voller Kekskrümel zu fragen, ob die anderen auch Kekse wollten. Er reichte die Tüte mit den Keksen herum, dem einzig Essbaren im Haus, außer man mochte Insekten.
    »Nein danke«, sagte Gregor. »Wo war ich stehen geblieben?«
    »In Paris.«
    »Genau, ja. Ich war bis über beide Ohren verliebt, wie es so schön heißt. Und habe mich kaum getraut, Agnetha zu fragen, ob sie mit mir zu einem Konzert von Debitels gehen wollte. Aber stellt euch vor, sie hat Ja gesagt! Und als sie den Song Schilaffsju spielten, drehte sie sich zu mir um und sagte auf Österreichisch: ›Dess iss woa, woss die singen, Gregoa.‹ Und dann hat sie mich mitten auf den Mund geküsst. Während Debitels Schilaffsju, jäjäjä sangen. Das war der glücklichste Moment in meinem Leben. Der nächste Moment war auch noch schön. Und der folgende. Das Leben war überhaupt eine lange Aneinanderreihung schöner Momente, bis ich so unvorsichtig war, aus Viktors Glas zu trinken.«
    »Ein tragisches Versehen«, sagte Doktor Proktor.
    »Versehen!?«, schnaubte Gregor und bekam vor Empörung einen knallroten Kopf. »Viktor, du hast ein Glas mit einem lebensgefährlichen Gebräu in unseren Gemeinschaftskühlschrank gestellt! Hick!«
    »Und das tut mir leid«, sagte Doktor Proktor. »Aber du hast dir was aus meiner Ecke gemopst, Gregor!«
    Gregor und Doktor Proktor sahen sich an. Dann ließ Gregor den Kopf hängen.
    »Du hast recht. Das hätte ich nicht tun sollen.«
    »Zumindest haben Sie dazugelernt«, sagte Bulle. »Perry haben Sie jedenfalls nicht gegessen.«
    »Ich esse keine Kuscheltiere«, sagte Gregor. »Es gibt schließlich Grenzen.«
    »Also, was ist passiert, nachdem Sie aus dem Glas getrunken haben?«, wollte Lise wissen.
    »Ja, was ist passiert?«, sagte Gregor. »Als ich in der folgenden Nacht aufwachte, war ich plötzlich von einer Schleimschicht überzogen. Schleim, den offenbar mein eigener Körper produzierte. Mein Adamsapfel bewegte sich viel heftiger als sonst und ich hatte so einen seltsamen Heißhunger auf Motten und Mücken und Ameisen. Zu Anfang waren die Veränderungen noch nicht so groß, aber mit der Zeit wuchs meine Kraft. Und ich konnte neun Meter weit springen. Aus dem Stand. So konnte ich meine Fenster im ersten Stock von außen putzen, indem ich im Garten auf und ab hüpfte. Ich war mit einem Mal ein Supermann! Und ich war felsenfest davon überzeugt, dass Agnetha mich so noch mehr lieben würde. Aber dann eines Abends …« Gregor verstummte.
    »Was dann, was dann?«, fragte Lise.
    Gregor legte die Hände vors Gesicht. »Ich hatte sie nach dem Kino nach Hause gebracht und mir vorgenommen, sie zu küssen. Also, mit einem richtigen Zungenkuss. Und … Und da …«
    »Bläääh!«, rief Bulle.
    Gregor holte tief Luft und fuhr fort. »Sie hat laut geschrien, als ich

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