Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

meine Zunge ausgerollt habe. Ich war mir, ehrlich gesagt, gar nicht im Klaren darüber, wie lang sie geworden war. Und außerdem war sie ja klebrig. Sie schrie wirklich wie ein abgestochenes Schwein und dann ist sie in ihre Wohnung gerannt und hat die Tür hinter sich abgeschlossen. Ich dachte, okay, sie braucht vielleicht ein bisschen Zeit, um sich an den Gedanken zu gewöhnen, einen Kerl mit einer überdurchschnittlich langen Zunge zu küssen. Aber als ich sie am nächsten Tag besuchen wollte, teilte ihr Vermieter mir mit, dass sie ihre Koffer gepackt hätte und zurück nach Salzburg, Österreich gefahren wäre.«
    Gregor verstummte, starrte vor sich hin und schluckte, wobei sein Adamsapfel auf und ab hüpfte, als wollte er das traurige Ereignis ein für alle Mal runterschlucken.

    »Wie ist es weitergegangen?«, flüsterte Lise.
    »Es vergingen ein paar Monate, in denen ich hoffte, sie würde zurückkommen. Bis ich eines Tages zufällig den Fernseher einschaltete. Und sie sah. Zusammen mit Bruno. Sie sangen im Duett. Und sahen schrecklich verliebt aus. Ihre Band hieß BABA und sie sangen Dänsin Kwien.«
    »Oh, das Lied kenn ich, das ist schön«, sagte Lise und begann zu singen: »Jua dedänsin kwien …«
    »Aufhören!«, heulte Gregor und hielt sich mit beiden Händen die Ohren zu.
    »Pff«, sagte Lise eingeschnappt. »So schlecht sing ich ja nun auch wieder nicht …«
    »Na ja …«, sagte Bulle.
    »Es geht nicht um das Singen, es geht um das Lied« , sagte Gregor, der plötzlich ganz grau im Gesicht war. »Sie hat mir das Herz gebrochen. Nach der Sendung bin ich drei Wochen lang im Bett liegen geblieben. Ich hatte einfach keine Kraft mehr, war ein willenloser Waschlappen und konnte kaum einen Quaker von mir geben. Und jedes Mal, wenn ich gerade wieder zu Kräften kam, spielten sie den BABA-Song im Radio und ich musste mich wieder hinlegen. So ging es, bis Viktor eines Tages in meinem Zimmer auftauchte.«
    Doktor Proktor zog die Schultern hoch. »Ich habe eigentlich nur eine Platte aufgelegt, um ihn aufzumuntern.«
    »Aber es war der richtige Song, Viktor.«
    »Offensichtlich«, sagte der Professor. »Jedenfalls sprang er aus dem Bett. Und mit Springen meine ich, dass er wie ein Flummi zwischen Boden, Zimmerdecke und Wänden hin und her schnellte.«
    »Es war Schilaffsju von Debitels«, sagte Gregor.
    »Verstehe«, sagte Lise.
    »Ja?«, sagte Bulle und sah sie verdutzt an.
    »Ja«, sagte Lise. »Schilaffsju hat Sie an den glücklichsten Moment in Ihrem Leben erinnert. Als Agnetha sie geküsst hat. Und da kamen Ihre Superkräfte zurück.«
    Gregor nickte mürrisch. »Und so ist es bis heute.«
    »Aha!«, sagte Bulle. »Darum sind Sie am Skihang fünfzig Meter weit gesprungen! Weil im Radio Schilaffsju gespielt wurde.«
    »Dummerweise fühle ich mich aber auch schlagartig schlapp wie Wackelpudding und kriege nichts auf die Reihe, wenn ich BABA höre.«
    »Eins würde mich ja noch brennend interessieren«, sagte Bulle. »Was um alles in der Welt hatten Sie im Abwasserkanal zu suchen?«
    Gregor zog die Schultern hoch. »Zwischendurch finde ich es doch sehr einsam als Frosch hier oben. Besonders jetzt im Winter, wenn die meisten Frösche irgendwo unterm Eis ihren Winterschlaf halten. Da schaue ich ab und zu mal bei den Kloakenfröschen vorbei.«
    »Kloakenfrösche?«
    »Dort unten ist es schön warm.«
    »Und was machen Sie da so?«
    »Wir plaudern über dies und das, futtern eine Kakerlake oder eine Spinne und lassen es uns gut gehen.«
    »Doppel-Bläääh!«, sagte Bulle
    »Können Frösche sprechen?«, fragte Lise.
    »Aber natürlich.«
    »Welche Sprache?«
    »Wir sprechen natürlich Frosch.«
    »Und wie klingt das?«
    »Hick!« , sagte Gregor. »Hick, hick, hick.«
    »Und was heißt das?«
    »Ein Bier, bitte.«
    »Super!«, rief Bulle und quietschte vor Lachen.

    »Und über was unterhalten sich Frösche so?«, fragte Doktor Proktor.
    »Über alles Mögliche«, sagte Gregor. »Heute Abend waren ein paar merkwürdige waffelfressende Affen, die vor Kurzem in den Abwasserkanälen eingezogen sind, das Gesprächsthema Nummer eins.«
    »Sagen Sie noch mehr auf Frosch!«, rief Bulle, der noch immer Lachtränen in den Augen hatte.
    »Hick« , sagte Gregor und musste selbst lachen. »Hick, hick, hick, hick, hiiiick.«
    »Was heißt das?«, fragte Bulle.
    »Ich spreche nur ein bisschen Frosch, wenn du bitte laaaangsam reden könntest.«
    Bulle und Gregor kippten vor Lachen vom Stuhl. Und auch Doktor Proktor konnte sich