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Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesboe
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gekrabbelt war.
    »Was ist, Kumpel?« Der König sah noch einmal in den Spiegel. Und fluchte leise und königlich. Kaum sichtbar über der Kofferraumklappe sah er zwei spitze, haarige Ohren und graue Haarbüschel. Der Pavian hockte auf seiner Stoßstange. Wusste dieser dämliche Affe etwa nicht, dass die südtrøndersche Straßenverkehrsordnung es streng untersagte, sich an Autos ranzuhängen? Der König richtete den Blick wieder nach vorn. Und dort sah er etwas. Ein erwartungsvolles Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Dann kurbelte er die Seitenscheibe runter, gab Vollgas und schrie aus voller Kehle: »Jetzt geht’s ab, Åke!«
    Es tat einen ordentlichen Knall, als das Fahrgestell des Rolls-Royce gegen die Bodenschwelle knallte und der Wagen mit dem Hinterteil bockte wie ein ausschlagendes Pferd. Gleich darauf ertönte ein wilder Affenschrei, der rasch in der Ferne verebbte.
    Der König sah in den Spiegel und lachte.
    »Lust, einen fliegenden Pavian zu sehen, Kumpel?«
    Und dort – irgendwo zwischen Süd-Trøndelag und Himmel – schwebte für einen kurzen Augenblick ein grauer Pavian, bevor dieser zum Sturzflug ansetzte.
    »Sehen wir zu, dass wir nach Norwegen kommen«, sagte der König und gab Gas.

    Die letzte halbe Stunde hatten die vier Besiegbaren im Großen und Ganzen nichts anderes als Wald unter sich gesehen. Den einen oder anderen Wasserflecken, ab und zu eine Straße, aber so gut wie kein Haus. Sie hatten an Höhe verloren und schrappten bedrohlich dicht über die Baumwipfel hinweg.
    »Ich befürchte, wir schaffen es nicht bis nach Oslo«, sagte Doktor Proktor.
    »Freie Fläche voraus!«, rief Bulle.
    Und tatsächlich, plötzlich war Schluss mit dem schwarzen Tannenwald. Unter ihnen breitete sich eine vereiste Wasserfläche aus. Proktor setzte zur Landung an und schwang seine langen Beine aus dem Schlafsack.
    »Sicherheitsgurte anlegen!«, rief er.
    Und dann waren sie auch schon unten. Der Professor stemmte die Hacken ins Eis, aber der Familiengleiter war so schwer beladen, dass er ihn beim besten Willen nicht stoppen konnte. Er schoss nach vorn und im nächsten Augenblick lagen sie verknäuelt auf dem Eis.
    »Alle unverletzt?«, rief Doktor Proktor und half Frau Strobe auf die Beine.
    »Der hier nicht«, sagte Bulle mit einem betrübten Blick auf die Nasenpartie des Hängegleiters.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Lise, nachdem sie sich den Schnee von den Kleidern geklopft und einen Blick auf den finsteren Tannenwald geworfen hatte, der den vereisten See umgab.
    »Wir nutzen die beste Reiseerfindung der Welt«, sagte Doktor Proktor.
    »Die da wäre?«, fragte Bulle neugierig.
    »Unsere Beine«, sagte Doktor Proktor und setzte sich in Bewegung.
    Sie gingen auf den Waldrand zu und stapften durch den tiefen Schnee bis zwischen die Bäume, wo der Schnee nicht mehr ganz so tief war. Und dann gingen sie weiter.
    Nach einer Weile machten sie eine Verschnaufpause.
    »Ich will ja nicht jammern«, sagte Frau Strobe, die sich auf einen Baumstumpf gesetzt hatte. »Aber ich habe bei der Landung einen Schuh verloren und weiß nicht, ob ich noch viel weiter gehen kann.«
    Sie hatte nicht mit einem Wort erwähnt, dass ihr Fuß schmerzte, aber jetzt – bei ausgezogener Socke – sahen sie alle, dass er blutig und geschwollen war.
    Im gleichen Augenblick hörten sie ein bekanntes Geräusch.
    Ein Auto.
    Das gleich darauf auch schon wieder vorbei war.
    Bulle rannte in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, und war kurz darauf wieder zurück.
    »Ganz in der Nähe ist ein Weg«, sagte er.
    Sie stützten Frau Strobe und kamen bald an eine schmale Schotterstraße.
    »Wo ein Auto ist, kommen auch noch mehr«, sagte Doktor Proktor.
    Und damit machten sie sich ans Warten. Sie warteten und warteten, bevor sie schließlich noch ein bisschen weiter warteten.
    »Es kommt niemand«, seufzte Lise nach einer ganzen Weile.
    »Quatsch«, sagte Bulle. »Das ist genau wie bei einem Wasserkessel, der nicht kochen will. Du musst nur mal kurz den Raum verlassen, dann kocht er garantiert über. Kommt, wir gehen zurück in den Wald.«
    Die anderen folgten Bulle zögernd. Und kaum hatten sie den Waldrand erreicht, hörten sie Motorenbrummen, das sich näherte.
    »Okay, dann trampen wir jetzt also«, sagte Doktor Proktor und streckte den Daumen in die Luft.
    »Trampen ist mir zu unsicher«, sagte Bulle, stellte sich mitten auf den schmalen Weg und wedelte mit beiden Armen.
    Zehn Sekunden später saßen sie alle in

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