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Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesboe
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sagte Doktor Proktor, zog sich die Schlafmütze vom Kopf, setzte die Schwimmbrille auf und steuerte den Drachen um eine kleine, einsame Schönwetterwolke herum. »Sind alle da?«
    »Ich bin hier«, sagte Frau Strobe.
    »Ich auch«, sagte Lise.
    »Und ich auch«, sagte Bulle.
    Bulle streckte seinen Kopf aus dem Schlafsack und sah nach unten. Hinter ihnen verschwand Süd-Trøndelag und unter ihnen glitzerte das Mondlicht auf schneebedeckten Berggipfeln und vereisten Seen. Alles war so schnell gegangen, dass er noch nicht einmal richtig wach geworden war. Er hatte es gerade eben geschafft, sich die Hose und einen Schuh anzuziehen, der andere steckte noch in seiner Jackentasche. Bulle fühlte mit den Händen nach. Er hatte Handschuhe und Schal. Und …
    »Perry!«
    »Was ist, Bulle?«
    »Ich habe Perry vergessen! Er ist noch in der Hütte!«
    »Uih, Mist«, sagte Doktor Proktor. »Zum Umkehren ist es jetzt zu spät. Aber wenn ich Perry richtig kenne, hat er sicher ein gutes Versteck gefunden.«
    Bulle raufte sich die Haare. »Aber was soll er denn ohne uns tun?«
    »Fliegen fangen und sich vor diesem Pavian hüten, bis alles vorbei ist«, sagte Lise. »Ich verspreche dir, dass wir zurückfahren und ihn holen, Bulle.«
    »Lise hat recht«, sagte Doktor Proktor. »Jetzt müssen wir zurück nach Oslo, auf dem schnellsten Wege, und Gregor retten und die Welt. Und dann – wenn wir bis dahin nicht gefrühstückt worden sind – Perry.«
    »Armer Perry«, sagte Frau Strobe. »Und armer, armer Bulle.«
    Bulle tauchte im Schlafsack ab und ließ den Kopf hängen, bis Lise »Elverum!« rief und er hervorlugte und die Stadt unter sich begutachtete. Im Osten war ein roter Streifen in all dem Schwarz zu erkennen. Ein neuer Sonnenaufgang war im Anmarsch und Bulle entschied sich, den Kopf nicht mehr hängen zu lassen. Sie konnten ja doch nichts tun. In jedem Krieg gab es Verluste, aber trotzdem ging das Leben weiter. Es musste ja weitergehen. Außerdem war es so schön um sie herum. Zu schön, um Zeit zu verlieren, wenn man in das Leben verliebt war.

23. Kapitel
    Hicksen und Bruchlandungen
    Als die Sonne über Süd-Trøndelag aufging, lag der König auf dem Rücken in dem Etagenbett und starrte auf ein Spinnennetz, das unter der Decke hing. Und da er ein leutseliger und im Moment sehr einsamer König war, gnadenlos eingeschlossen hinter Türen und Fensterläden, der niemanden sonst hatte, mit dem reden konnte, sprach er mit der Spinne, die mitten im Netz saß.
    »Ein Pavian. Wer hätte das denn ahnen können? Dass mein Diener ein schurkischer, sprechender Pavian ist.«
    »Hick!«, sagte die Spinne.
    »Genau«, sagte der König. »Sag mal, spinne ich jetzt? Es kam mir gerade doch wirklich so vor, als hätte ich die Spinne hicksen hören.«
    »Hick!«, sagte die Spinne.
    »Danke«, sagte der König. »Du siehst übrigens auch ziemlich einsam und verlassen aus. Hast du gehört, was der Pavian gesagt hat? Dass er mich die ganze Zeit an der Nase rumgeführt hat und ein Spion ist, der kontrollieren soll, was ich so tue und wer mich besucht. Schon mal so was gehört?«
    »Hickhick.«
    »Was, glaubst du, hat der Pavian jetzt mit uns vor?«
    Darauf hatte die Spinne offenbar keine Antwort, zumindest hickste sie nicht.
    »Ja, ja«, sagte der König, rekelte sich und dachte, dass nichts so schlimm war, dass es nicht möglicherweise auch irgendeinen Nutzen hatte. Hier beschwerte sich wenigstens niemand, wenn er herumlag und faulenzte, und Faulenzen war seine absolute Lieblingsbeschäftigung. Neben dem Lösen von Kreuzworträtseln. Außerdem kam er so auch noch um diese Rede herum. Ach ja, er war schon ein fauler König, daran gab’s nichts zu rütteln. Der König schloss die Augen, er fühlte sich nach diesem Gedankengang gleich ein wenig besser. Nur durfte er nicht an den Säbel denken, mit dem Åke ihm unter der Nase rumgefuchtelt hatte, oder an das Geräusch des Schlüssels, der sich im Schlüsselloch gedreht hatte, als er eingeschlossen wurde. Den Rest der Nacht hatte er Åke am Ende des Ganges auf seinem Morseapparat herumknattern hören. Klack, klack, stopp. Klackediklack, stopp, klack. Als er versucht hatte, einen Blick durchs Schlüsselloch zu werfen, um zu sehen, was da vor sich ging, hatte ihm der von außen steckende Schlüssel die Sicht versperrt. Er schnupperte. Was war das für ein Geruch? Waffeln? Nein, keine Waffeln, Waffelfett. So rochen Waffeleisen, wenn sie aufgeheizt wurden. Ah, dann würde es wohl Waffeln zum Frühstück

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