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Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesboe
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geben.
    Der König kostete diesen Gedanken ein wenig aus und war kurz davor, wieder einzuschlafen.
    »Au!«
    Er riss die Augen auf. Die Spinne saß auf seiner Nasenspitze und starrte ihn mit acht schwarzen Augen an.
    »H-hast du mich grad gebissen?«
    »Hick!«
    »Was soll das?«
    Ohne ein Hicksen rannte die Spinne über die Bettdecke, den Bettpfosten hinunter, über den Fußboden und die Tür hinauf, wo sie im Schlüsselloch verschwand.

    »Merkwürdiges Tier«, murmelte der König und schloss die Augen wieder. Doch dann hörte er ein bekanntes Geräusch. Ein Schlüssel drehte sich im Schlüsselloch. Frühstück! Er wartete, dass die Tür aufging, aber nichts dergleichen passierte. Stattdessen kam die Spinne wieder aus dem Schlüsselloch gekrochen und zog einen glänzenden Spinnfaden hinter sich her.
    »Hick!«
    »Hick mich hier und hick mich da«, sagte der König, drehte sich zur Wand, gähnte, schloss die Augen und spürte einen angenehmen Traum von Fastnachtswecken nahen. Aber was war mit dem Schlüssel, er hatte doch gehört, dass er im Schloss gedreht worden war? Der König schlug die Augen wieder auf. Konnte diese Spinne etwas damit zu tun haben? Der Spinnfaden … das war doch nicht möglich …?
    Der König kletterte aus dem Etagenbett und schlich auf Zehenspitzen zur Tür. Drückte ganz vorsichtig die Klinke nach unten. Und schob die Tür … auf! Sie war offen! Er warf einen Blick auf den Schlüssel, der außen steckte, dann auf den Spinnfaden, der um das Ende des Schlüssels gesponnen war. War es der Spinne tatsächlich gelungen, den schweren Schlüssel mit einem Spinnfaden umzudrehen?
    Hinter der angelehnten Tür am Ende des Flures hörte man Morsegeräusche. Klack, klack, stopp. Und da begriff der König, dass dies seine Chance war, seine Chance zur Flucht! Er stieg in seine Schuhe und band die Schnürsenkel zu. Dann ging ihm ein anderer Gedanke durch den Kopf: Vor was wollte er denn fliehen? Vor Waffeln zum Frühstück? Vielleicht sollte er noch einmal nachdenken. Überhaupt war ihm der tiefere Sinn der Flucht nicht ganz klar. Es hatte irgendwas mit dem zu tun, was der rothaarige Pimpf gesagt hatte. Vom Königsein. Außerdem duftete es nicht nach Waffeln, sondern nur nach einem heißen Waffeleisen. Er schlich aus dem Zimmer zur Eingangstür – und blieb jäh stehen. Seine Schuhe machten verräterische Laute. Er lauschte, aber das Gemorse im Nachbarzimmer ging weiter. Er konzentrierte sich, den Fuß immer mit einem Klicken des Morseapparats vor sich aufzusetzen. Was nicht ganz einfach war. Klack, klack, stopp. Klickediklack, stopp, klack. Es wurde ein lustiger Stepptanz, aber irgendwann hatte er es bis zur Tür geschafft. Er schnappte sich den Autoschlüssel, der an dem Schlüsselbrett an der Wand hing, nahm seinen Hermelinmantel vom Garderobenständer und wollte gerade nach draußen schlüpfen, als er ein Kribbeln im Nacken spürte. Er erstarrte, bis ihm aufging, dass das nicht Åkes Säbel, sondern die Spinne war. Sie war an ihm hochgekrochen und saß nun auf dem weißen Hermelinkragen.
    »Du bist hiermit eingestellt, Kumpel«, flüsterte der König. »Und Diener Åke ist gefeuert.«
    Und damit stapfte er, so schnell er konnte, über den Pfad zu dem alten schwarzen Rolls-Royce, den sein Urgroßvater vom König von Großbritannien samt angeschlossener Kolonien geschenkt bekommen hatte. Er rutschte hinter das Steuer und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. In diesem Augenblick hätte er gerne einen dieser kleinen japanischen Wagen gehabt, die immer ansprangen. Jetzt hieß es, Daumen drücken. Er zog den Choke, pumpte mit dem Gaspedal und drehte den Zündschlüssel.
    Der Motor jaulte auf. Oink, oink, oink .
    Gleichzeitig tönten laute Rufe von der Hütte herüber. »He! Hiergeblieben! Verflixt und zugenäht, Eure Königliche!«
    Der König probierte es noch einmal. Oink, oink, Doppel-Oink .
    »Ihr sollt ins Waffeleisen! Ich will mein Frühstück!«
    Der König trat verzweifelt das Gaspedal durch, als er im Rückspiegel den großen, splitternackten Pavian nahen sah.
    »Spring an, du verfluchtes englisches Mistauto!«
    Der Pavian füllte bereits den ganzen Spiegel aus, als der Motor endlich zündete. Der König löste die Handbremse, sie schnurrten über die Auffahrt und schlingerten auf die Hauptstraße.
    »Puh, das war knapp, Kumpel«, sagte er und warf einen Blick in den Rückspiegel. Die Hütte war da, aber von dem Pavian fehlte jede Spur.
    »Hick!«, sagte die Spinne, die auf die Hutablage

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