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Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesboe
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einem warmen Auto.
    »Sehr freundlich von Ihnen«, sagte Frau Strobe und nieste.
    »Gern geschehen«, sagte der Fahrer. »Und was wollen Sie in Oslo?«
    »Gregor Galvanius retten«, sagte Bulle. »Und Norwegen. Und im Übrigen noch den Rest der Welt. Und Sie?«
    »Ich? Ich habe einen Brief vom Militjär bekommen, dass ich mich im Schloss melden soll. Da kriegen wir Uniformen und Gjewehre und dann gjehts ab nach Dänemark.«
    »Sind Sie sicher, dass das so eine … gute Idee ist?«, fragte Lise, die eingeklemmt auf der Rückbank saß.
    Der Fahrer sah sie über den Rückspiegel an. »Das ist eine wahnsinnsgjute Idee. Wenn wir uns die nicht vorkjöpfen, kjöpfen die sich uns vor. Hast du nicht gehört, was der Präsident gesagt hat?«
    »Apropos«, sagte Doktor Proktor. »Könnten Sie mal das Radio anmachen?«
    »Klaro«, sagte der Mann und drückte auf den An-Knopf. Aus den Lautsprechern tönte Chorgesang. Doktor Proktor schaltete zu einem anderen Sender um. Chorgesang. Und zum nächsten. Wieder Chorgesang. Proktor drehte weiter, aber es half alles nichts, auf allen Kanälen gab es nur Chorgesang.
    »Suchen Sie was Spezielles?«, fragte der Fahrer.
    »Die Ansprache des Königs«, sagte Doktor Proktor.
    Der Fahrer sah den Professor von der Seite an. »Welcher Kjönig?«
    »Der König.«
    »Ich kjenne keinen Kjönig.«
    Die anderen Insassen erstarrten.
    Doktor Proktor räusperte sich. »Sie erkennen seine Stimme bestimmt wieder, wenn Sie sie hören. Und Sie werden verstehen, dass das, was er sagt, nämlich dass Sie nicht auf Hallvard Tenoresen hören dürfen, vernünftig ist.«
    Der Professor wäre um ein Haar mit der Stirn gegen die Windschutzscheibe geknallt, als das Auto eine Vollbremsung machte. Der Fahrer hatte einfach mitten auf der Straße gehalten.
    »Ich glaube, hier müsst ihr aussteigen«, sagte er, beugte sich über Doktor Proktor und stieß die Beifahrertür auf.
    »Aber …«
    »Raus! Ich nehme keine Landesverräter in meinem Auto mit.«
    »Ja, ja«, seufzte Doktor Proktor, als er und die drei anderen Besiegbaren das Auto in einer Schneewolke verschwinden sahen und sich wieder einmal in Bewegung setzten. Und sahen hinter jeder Kurve nur wieder endlosen Tannenwald, noch mehr Schnee und noch mehr Kurven.
    Sie gingen. Und froren. Und gingen. Und froren. Ein paarmal gingen sie an den Waldrand, aber es kamen keine Autos. Also gingen sie frierend noch etwas weiter.
    »Kommt der Bus bald?«, fragte Lise mit einem tiefen Seufzer.
    »Gibt’s bald Frühstück?«, fragte Bulle und spuckte die Tannennadeln aus, auf denen er herumkaute.
    »K-k-k«, klapperten die Zähne in Frau Strobes Mund. »I-i-ist n-n-nicht bald Sommer?«
    Und dann – nach einer halben Ewigkeit – hörten sie endlich ein leises Geräusch, das immer lauter wurde und lauter, bis es wirklich sehr laut war.
    »W-w-was kann das s-s-sein?«, fragte Frau Strobe und nieste.
    »Hm«, sagte Doktor Proktor und sah an den Himmel. »Klingt wie eine Armada Bombenflugzeuge. Vieleicht sind sie schon auf dem Weg nach Dänemark.«
    Lise stöhnte verzweifelt auf. »Oh nein! Wir schaffen es nie im Leben, irgendwas zu retten.«
    Das Geräusch kam immer näher.
    »In Deckung!«, rief Doktor Proktor. »Schnell, in den Wald!«
    »Wartet!«, sagte Bulle. »Das ist kein Bombenflugzeug. Das ist A-Dur. Perfektes A-Dur!«
    Sie blieben stehen und schauten zur letzten Kurve.
    Und dann tauchte es auf. Ein brüllendes Motorrad mit dem größten Beiwagen, den man je gesehen hatte. Tatsächlich eine komplette Theaterloge mit Platz für ein ganzes Orchester.
    Und auch am Steuer saß jemand, den sie alle wiedererkannten, trotz des dicken, roten Mantels mit dem weißen Pelzkragen.
    »Eu-eu-eure Königliche Hoheit!«, rief Frau Strobe mit klappernden Zähnen.
    Selbst aus der Entfernung war zu erkennen, wie der Jemand am Steuer zu strahlen begann und die Bremse zog. Das Motorrad rutschte zur Seite, dann ein wenig nach hinten, dann auf gewisse Weise wieder zur Seite und im nächsten Augenblick definitiv nach vorn, bevor es direkt vor ihnen zum Stehen kam.
    »Perry!«, rief Bulle, als er seinen siebenbeinigen Freund in dem weißen Pelzkragen entdeckte.
    »Rosemarie!«, rief der König. »Und … und …« Es war überdeutlich, dass er sich an keinen der anderen Namen erinnern konnte. »Und all ihr anderen! Ihr könnt euch nicht vorstellen, was passiert ist, nachdem ihr gegangen seid. Ich …«
    »Warten Sie«, sagte Doktor Proktor. »Die Zeit ist knapp, das können Sie uns alles

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