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Doktor Proktors Pupspulver

Doktor Proktors Pupspulver

Titel: Doktor Proktors Pupspulver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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»Verstanden?«
    »Hauptsache, du holst uns runter!«, rief Truls.
    »Mama!«, piepste Trym. »Papa!«
    »Hebt die Beine und richtet eure Hintern zum Boden, dann lasst los!«, rief Bulle. »Jetzt, sofort!«

    Truls und Trym waren so verängstigt, dass sie tatsächlich taten, was Bulle ihnen sagte. Sie ließen los. Und dann schwebten sie zwischen den Ästen hernieder, rissen auf ihrem Weg jede Menge Blätter und Eicheln mit und landeten einigermaßen hart auf einem Haufen vor Lise und Bulle.
    »Na?« Bulle ließ das fertig zerkaute Streichholz von einem Mundwinkel zum anderen wandern. »Wollt ihr noch ein bisschen Pulver?«
    »N...n... nein«, sagte Trym. »Lieber nicht.«
    »Na gut«, sagte Bulle. »Das macht dann drei Kronen.«
    »W. . . wie?«, fragte Trym. »Hast du das gehört, Truls?«
    Aber Truls hörte nichts. Er lag rücklings auf dem Bürgersteig, starrte leer in die Luft und blinzelte nur noch.
    Trym wühlte in der Hosentasche und hielt fünf Kronen hin. Lise kassierte.
    »Nun gut, meine Herren«, sagte Bulle und steckte das Streichholz in die Hintertasche seiner Hose. »Die Zeit eilt, Lise und ich müssen leider gehen.«
    Bulle und Lise rannten los und liefen gerade noch pünktlich zum Klingeln durchs Tor des Schulhofs.
    »Hallo, Bulle!«, sagte ein Junge, an dessen Gesicht Bulle sich vage erinnern konnte. »Cooles Pulver. Lust, heute nach der Schule mit Fußball zu spielen?«
    »Bulle!«, rief ein anderer. »Børre und ich kommen heute noch, Pupsmittel kaufen. Kommst du danach mit zu Børre zum Spielen?«
    Ein Mädchen kam zu Lise. »Ich lade heute Abend ein paar Freundinnen zu einer Pizza ein. Kannst du auch kommen?«
    Bulle und Lise nickten nach links und nach rechts und liefen zur Schultür.
    »Hör dir das an, Lise«, flüsterte Bulle. »Wir sind auf einmal beliebt. Wetten, du hast bald eine neue beste Freundin?«
    Lise nickte zögerlich.
    Als sie zusammen mit den anderen Schülern das Klassenzimmer betraten, fasste sie Bulle am Arm:
    »Du, Bulle, ich hab nachgedacht.«
    »Ja?«, sagte Bulle.
    Lise lächelte und sah zu Boden.
    Bulle runzelte die Stirn: »Was denn?«
    Lise machte den Mund auf und wollte etwas sagen. Aber dann schien sie sich anders zu besinnen und machte den Mund wieder zu. Und als sie ihn wieder öffnete, wirkte es, als würde sie etwas anderes sagen als das, was sie zuerst hatte sagen wollen:
    »Ja, ich hab gedacht, seltsam, dass du eine Tüte Pupsonautenpulver dabeihattest. Vor allem, weil auf der Tüte stand, es wäre ganz gewöhnliches Pupspulver.«
    Bulle zuckte mit den Schultern.
    »Du hattest das geplant, oder?«, fragte Lise. »Du hast Pupsonautenpulver in eine von den normalen Tüten gefüllt, gestern in Doktor Proktors Garten. Weil du wusstest, dass Truls und Trym uns irgendwann auflauern würden, und da wolltest du vorbereitet sein und sie reinlegen.«
    Bulle grinste nur als Antwort.
    »So war es doch, oder?«, fragte Lise.
    Aber bevor Bulle antworten konnte, wurden sie von Frau Strobes gellender Stimme unterbrochen:
    »Guten Morgen, liebe Kinder. Setzt euch und seid schön still, bitte schön.«
    Und das taten sie. Na ja, beinahe.
    Truls und Trym hingegen gingen an dem Tag nicht zur Schule. Sie blieben zu Hause, aus vier ziemlich guten Gründen. Erstens hatte dieser winzige Teufel ja vielleicht noch weitere gemeine Tricks auf Lager. Zweitens hatten die anderen Kinder womöglich gehört, was passiert war, dann würden sie keine Angst mehr vor Truls und Trym haben, sondern sie auslachen. Drittens waren Truls und Trym sowieso ziemlich faul. Der vierte und wichtigste Grund aber war, dass sie Hilfe dabei brauchten, sich eine Rache auszudenken. Und niemand konnte sich besser ei ne Rache ausdenken als ihr Vater, Herr Thrane. Jetzt also saß ihr riesiger, fetter Vater in der riesigen, fetten Villa in einem riesigen, fetten Ledersessel und kratzte sich den Speckbauch.
    »Interessant«, sagte er. »Dieser Professor hat also ein Pulver, mit dem er Menschen in den Himmel schießen kann? Und ein anderes, für das Kinder Geld bezahlen?«
    »Ja«, sagte Truls.
    »Ja«, sagte Trym.
    »Keine dummen Erfindungen«, sagte Herr Thrane mit bösartig schimmernden Äuglein und pikste mit einem Stöckchen in einen Käfig, in dem ein entsetztes Meerschweinchen versuchte, sich in Sicherheit zu bringen.

    »Ich glaube, ich habe einen Plan, Jungs. Einen, mit dem wir alle viel Geld verdienen können.« »Jippieh!«, freute sich Truls. »Jippieh!«, jubelte Trym. »Was für einen Plan?« »Wir

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