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Doktor Proktors Pupspulver

Doktor Proktors Pupspulver

Titel: Doktor Proktors Pupspulver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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los war«, sagte Lise.
    »Hast du es ihnen erzählt?«, fragte Bulle.
    »Ja, natürlich«, sagte Lise. »Das ist ja kein Geheimnis, oder?«
    »Neeeein.« Bulle zögerte ein wenig. »Ich traue mich nur nie, Mama Sachen zu erzählen, die wahnsinnig viel Spaß machen. Denn dann findet sie so gut wie immer, dass das gefährlich ist oder sich nicht gehört oder so was.«
    »Vielleicht hat sie ja so gut wie immer damit recht«, sagte Lise.
    »Ja, das ist ja das Ärgerliche«, sagte Bulle und kickte einen kleinen Stein weg. »Was haben deine Eltern gesagt?«
    »Papa hat gesagt, schön, wenn ich jetzt selbst Geld für mich verdiene, dann braucht er das nicht mehr zu tun.«
    »Hä? Also er findet es nicht gefährlich?«
    »Ein paar Pupse? Kein bisschen.« Sie gingen ein Stück weiter, dann fügte Lise hinzu: »Von dem Pupsonautenpulver hab ich ihm natürlich nichts erzählt.«
    Bulle nickte. »Besser so.«
    »Ich habe übrigens eine Idee«, sagte Lise.
    »Die ist sicher gut«, sagte Bulle.
    »Warum?«
    »Weil du fast nur gute Ideen hast.«
    »Ich hab gedacht, das Pupspulver schmeckt nicht besonders gut«, sagte Lise.
    »Es schmeckt nach absolut nichts«, sagte Bulle.
    »Es macht ja Spaß zu pupsen«, sagte Lise. »Und wenn wir jetzt noch Geschmack reinbringen, macht es vielleicht auch Spaß, es zu essen.«
    »Sag ich’s doch«, sagte Bulle. »Nur gute Ideen. Aber was für einen Geschmack?«
    »Das ist leicht«, sagte Lise. »Was ist das Beste, das du in deinem Leben gegessen hast?«
    »Das ist leicht«, sagte Bulle. »Doktor Proktors Karamellpudding.«
    »Genau! Wir fügen einfach dem Pupspulver fünf Prozent Karamellpuddingessenz hinzu.«
    »Genial!«, rief Bulle.
    »Gennjahl?«, hörten sie eine Stimme hinter sich. »Findest du, das klingt gennjahl, Trym?«
    »Klingt völlig idiotisch und hohl«, sagte eine andere Stimme, die mindestens genauso nahe war.
    Langsam drehten Bulle und Lise sich um. Sie waren ins Gespräch vertieft gewesen und hatten ganz vergessen, Ausschau zu halten, ob die Luft rein war, als sie an Truls’ und Tryms Villa vorbeikamen. Und da standen die beiden großen Jungen jetzt. Sie grinsten hinterlistig und beide kauten jeder auf einem Streichholz, das sie im Mundwinkel hatten. Ihre Kiefer klappten unter ihren mächtigen, tonnenförmigen Köpfen auf und zu.
    »Morgen, Jungs«, sagte Bulle. »Tut mir leid, aber wir müssen uns ranhalten, Frau Strobe mag es nicht, wenn ihre Genies zu spät zum Unterricht kommen.«
    Er wollte das leicht und locker sagen, aber Lise konnte seiner Stimme anhören, dass Bulle gar nicht so furchtlos war. Er nahm Lises Hand und wollte sie wegziehen, doch Trym hatte sich ihnen bereits in den Weg gestellt.
    Truls lehnte sich an den Lattenzaun und ließ das Streichholz von einem Mundwinkel zum anderen wandern. »Wir haben gestern kein Pulver mehr gekriegt.«
    »Da habt ihr euch wohl zu spät angestellt«, sagte Bulle und schluckte. »Heute Nachmittag könnt ihr’s noch mal versuchen.«
    Truls lachte. »Hast du das gehört, Trym? Er findet, wir sollen uns anstellen!«
    Hastig lachte auch Trym.
    »Pass mal gut auf, du sommersprossiger Ameisenbär«, sagte Truls leise und griff Bulles Kragen. »Wir haben weder vor, uns anzustellen, noch, für euer Juxpulver zu bezahlen, klar? Wir wollen das Pulver hier und jetzt. Wenn nicht...«Das Streichholz wippte in seinem Mund auf und ab, während er Bulle unvorstellbar hart anblickte.
    »Wenn nicht, dann... was?«, flüsterte Bulle.
    Truls sah aus, als würde er nachdenken.
    »Wenn nicht, dann... was?«, wiederholte Lise atemlos.
    »Komm schon, Truls«, sagte Trym, »erzähl ihnen, was dann.«
    »Schnauze!«, rief Truls. »Ich muss mich konzentrieren...«Er konzentrierte sich. Dann leuchtete sein Gesicht auf. »Ja, wenn nicht, schmieren wir euch mit Honig ein und binden euch oben im Wipfel von der Eiche da fest, bis die Krähen euch fressen.«
    Truls deutete auf einen schwarzen Baum, dessen Stamm so dick war wie vier Mal Lises Vater. Oder zwei Mal der Vater der Zwillinge.
    Sie schauten alle dort hinauf.
    »Ui«, sagte Bulle.
    »Ui«, sagte Lise.
    »Ui, ui«, sagte Trym.
    Denn die Eiche war dermaßen hoch, dass ihre obersten Äste die weiße Wolke kitzelten, die gerade am Himmel vorüberzog.
    »Wenn das so ist«, sagte Bulle, »dann müssen wir überlegen, ob wir nicht doch eine Lösung finden. Wenn du mich mal kurz loslassen würdest...«
    Truls löste seinen Griff und Bulle begann, seine Taschen zu durchsuchen. Als er mit seinen sechs

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