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Doktor Proktors Pupspulver

Doktor Proktors Pupspulver

Titel: Doktor Proktors Pupspulver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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konnte ich bis rüber nach Polen sehen und das sind immerhin fast hundert Kilometer«, sagte Bulle und schüttelte seine roten Haare, dass es nur so spritzte. »Das klingt vielleicht ein bisschen unwahrscheinlich...«Erzog einen Kamm aus der Hintertasche seiner Hose und kämmte sich. »Man vergesse aber nicht, dass es ein ungewöhnlich klarer Tag war und die Landschaft da unten in Europa ziemlich flach ist.«
    Dann bahnte Bulle sich einen Weg zwischen den Kindern hindurch und ging zu Lise am anderen Ende des Schulhofs.
    »Na«, meinte sie mit einem kleinen Lächeln. »Wie findest du deinen ersten Tag an unserer Schule?«
    »Könnte schlimmer sein«, sagte er. »Bis jetzt hat noch niemand Bulle-Stulle zu mir gesagt.«
    »Das waren Truls und Trym«, sagte Lise. »Sie sind Zwillinge und wohnen in der Kanonenstraße, leider.«
    Bulle zuckte mit den Schultern.
    »Truls und Trym wohnen überall«, sagte er.
    »Wie meinst du das?«, fragte Lise.
    »Jede Straße hat ihre Tryms und Trulse. Du entkommst ihnen nicht, egal, wohin du ziehst.«
    Lise dachte darüber nach. Sollten etwa auch in Sarpsborg Tryms und Trulse wohnen?
    »Hast du schon eine neue beste Freundin gefunden?«, fragte Bulle.
    Lise schüttelte den Kopf. Sie standen still beieinander und sahen zu den anderen Kindern hinüber, die spielten, bis Lise fragte: »Ist das wirklich wahr, was du über Doktor Proktor und seine Erfindung erzählt hast?«
    »Ja natürlich«, sagte Bulle und lächelte schief. »Fast alles, was ich erzähle, ist wahr.«
    Da klingelte es zur nächsten Stunde.

5 . Kapite l
Bulle hat eine Idee
    m selben Nachmittag klopfte Bulle laut an die Kellertür des blauen Hauses. Drei Schläge. Das war das vereinbarte Klopfzeichen.
    Doktor Proktor riss die Tür auf, und als er Bulle erblickte, ließ er ein schepperndes »Hervorragend!« hören. Dann hob er die eine buschige Augenbraue, senkte die andere buschige Augenbraue und zückte den Zeigefinger: »Und wer ist das?«
    »Lise«, sagte Bulle.
    »Das sehe ich«, sagte der Professor. »Sie wohnt hier gegenüber, wenn ich mich nicht irre. Ich meine: Was tut sie hier? Haben wir gestern nicht vereinbart, dass dieses Projekt strengstens geheim ist?«
    »So geheim offenbar nicht«, sagte Lise. »Bulle hat heute der ganzen Klasse davon erzählt.«
    »Was?«, rief der Professor erschrocken. »Bulle! Ist das wahr?«
    »Äh«, sagte Bulle. »Wohl schon, vielleicht.«
    »Du hast es verraten . . . verraten . . .«, rief der Professor und schlug verzweifelt mit den Armen aus, während Bulle den Unterkiefer vorschob und große, feuchte Augen machte. Mit diesem Gesichtsausdruck, den Bulle speziell für Situationen wie diese eingeübt hatte, sah er nämlich aus wie ein winzig kleines, aber tieftrauriges Kamel. Und bekanntlich kann kein Mensch einem traurigen Kamel böse sein.
    Der Professor stöhnte ergeben und ließ die Arme wieder sinken. »Na ja, vielleicht ist es ja doch nicht so schlimm. Immerhin bist du mein Assistent, also sagen wir mal, es ist in Ordnung.«
    »Danke«, sagte Bulle leise.
    »Schon gut, schon gut.« Der Professor winkte ab. »Hör jetzt auf mit diesem Kamelgesicht. Kommt rein und macht die Tür gut hinter euch zu.«
    Sie taten, wie er sie geheißen hatte, während Doktor Proktor rasch wieder zu seinen blubbernden Reagenzröhrchen und Glasbehältern trat, aus denen ein nach gekochten Birnen duftender Dampf aufstieg.
    Lise blieb gleich hinter der Tür stehen und schaute sich um. Im Fensterrahmen stand eine Topfpflanze mit weißen Blüten. Und an der Wand daneben hing ein Bild von einem Motorrad mit Beiwagen vor etwas, das ihr ganz nach dem Eiffelturm in Paris aussah. Ein junger, lächelnder Mann, der dem Professor ähnelte, saß im Sattel und im Beiwagen eine ausgesprochen hübsche, lachende junge Frau mit dunklem Haar.
    »Was tun Sie da?«, fragte Bulle.
    »Ich perfektioniere unser Produkt«, sagte Doktor Proktor und rührte in einer großen Tonne. »Bringe noch ein bisschen Karacho in die Sache. Noch so einen Tick mehr ins Explosive, könnte man sagen.«

    Der Professor steckte den Finger in das Gebräu und schleckte ihn ab. »Hm. Noch etwas Wermut.«
    »Kann ich mal kosten?«, fragte Lise und schaute über den Rand der Tonne.
    »Tut mir leid«, sagte der Professor.
    »Tut mir leid«, sagte Bulle.
    »Warum nicht?«, fragte Lise.
    »Bist du vielleicht eine zugelassene Pupspulverassistentin?«, fragte Bulle.
    Lise dachte nach. »Nein, soweit ich weiß.«
    »Dann schlage ich vor, dass wir das

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