Doktorfick (German Edition)
rutschte vorsichtshalber noch ein Stück von Nicolette weg. „Ich liebe sie, um ehrlich zu sein.“
Seine Worte waren wie Ohrfeigen, die Nicolette mitten ins Gesicht trafen. Obwohl sie sonst nicht nah am Wasser gebaut hatte, schossen ihr Tränen in die Augen.
„Ach, so“, würgte sie mühsam hervor. „Liebst du sie so sehr, dass du sie heiraten würdest?“
„Durchaus.“
Nicolette spürte, wie sich ein eiserner Ring um ihr Herz legte. Da hatte sie endlich mal einen Mann getroffen, sich in ihn verliebt, der ganz auf ihrer Wellenlänge funkte, und der musste natürlich vergeben sein. Das tat weh.
Jules setzte sich auf. „Aber das geht nicht.“
„Nicht?“ Nicolette schöpfte Hoffnung.
„Hierzulande sind Ehen unter Geschwistern verboten.“
„Geschw…“
Nicolette erstarrte, doch schon einen Augenblick später bekam Jules ihre Fäuste zu spüren. Im nächsten Moment rollten sie über die Matratze wie zwei balgende Welpen. Schließlich bekamen sie beide keine Luft mehr und blieben erschöpft liegen.
„Dann schläft Carole also mit deiner Schwester“, keuchte Nicolette, nachdem sie sich ein wenig erholt hatte. „Steht sie ausschließlich auf Frauen?“
„Nein, Juliette ist bisexuell“, erzählte Jules. „Ach, eigentlich schläft sie mit allem, was bei drei nicht auf den Bäumen ist. Frauen, Männer, Hermaphroditen, sie kennt keine Grenzen. Aber das ist okay so, sie lebt und liebt ihr Leben intensiv und belastet sich nicht mit bürgerlichen Vorbehalten und Vorurteilen. Da unsere Eltern schon lange nicht mehr leben, sah sie auch nie den Zwang, irgendwem etwas vorspielen zu müssen.“
„Und du? Machst du es auch ab und zu mit Männern?“
„Nur, wenn es zum Spiel gehört.“ Jules rutschte näher. „Möchtest du, dass ich es mir mal von einem Kerl besorgen lasse?“
Nicolette musste nicht über diese Frage nachdenken. „Ja“, antwortete sie spontan. „Das würde mich unheimlich antörnen.“
Eigentlich tat das schon allein der Gedanke. Sich vorzustellen, wie ein gut gebauter Kerl mit einem Baumstamm von Geschlecht den Schwanz ihres Geliebten lutschte und wichste, machte sie unglaublich heiß.
Als Carole erwachte, zeigte die Digitalanzeige auf ihrem Wecker die siebente Morgenstunde an. Neben ihr sägte Gerard die Reste des Regenwaldes ab. Es war sagenhaft, zu welcher Phonstärke er im Schlaf auffahren konnte.
Leise schlich Carole ins Bad. Gerard schlief immer noch, als sie ins Schlafzimmer zurückkehrte. Ein zweifelnder Blick flog zur Tür. Ob er es bemerkte, wenn sie einfach heimlich verschwand? Normalerweise war Gerard ein Langschläfer, der an seinen freien Wochenenden oder im Urlaub selten vor Mittag aus dem Bettkroch. Wenn sie es schaffte, sich unbemerkt aus dem Zimmer zu schleichen und zu Juliette zu laufen, dann könnte sie zurück sein, bevor er erwachte.
Einen Moment focht Carole noch einen inneren Kampf aus, dann schlich sie auf Zehenspitzen zur Tür, zog sie fast geräuschlos auf und schlüpfte auf den Gang hinaus.
Die Patientinnen schliefen noch alle in ihren Zimmern. Nur aus der großen Küche im Erdgeschoss klang das Klappern von Töpfen, und im Speisesaal unterhielten sich die Serviererinnen miteinander.
Es gelang Carole tatsächlich, ungesehen aus dem Schloss zu entwischen. Als sie den Vorplatz erreicht hatte, rannte sie los und fiel erst in eine langsamere Gangart, nachdem sie den Park weit hinter sich gelassen hatte.
Sie atmete auf, als sie die schneeweiße Fassade der Villa durch die Bäume leuchten sah. Die letzten Meter legte sie im Dauerlauf zurück, rannte immer zwei Stufen überspringend die Treppe hinauf und hämmerte mit beiden Fäusten gegen die breite Eingangstür.
Schritte wurden laut, die sich rasch näherten, dann wurde ein Schlüssel im Schloss umgedreht und im nächsten Moment sah Carole sich Lavinia gegenüber, die sie erstaunt musterte.
„Komm rein.“
Die Dienerin trat zur Seite, damit Carole an ihr vorbei in die Halle treten konnte. Offenbar hatte Juliette sie über die Vorfälle der gestrigen Nacht informiert, denn Lavinia stellte keine Fragen. Oder sie war so diskret, dass sie ihre Neugierde zügelte.
„Ist Juliette schon wach?“, fragte Carole schüchtern.
Lavinia schüttelte den Kopf. „Nein, die Herrin schläft noch“, antwortete sie reserviert, wie es ihre Art war. „Aber ich führe dich zu ihr.“
Mit klopfendem Herzen folgte Carole der Dienerin die Treppe hinauf in den ersten Stock, wo sich die Schlafzimmer
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