Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)
Alessi vorgeschlagen. Ist das richtig?«
»Ich hatte gehofft, dass sie ablehnen würde, ich hatte gehofft, dass sie sich entrüsten und den Gedanken ganz fallen lassen würde …«
»Aber das hat Jolanda nicht gemacht. Der Journalist hat das Ganze sehr ernst genommen, wissen Sie das? Sie haben es versucht. Jolanda war vielleicht nicht mit Begeisterung bei der Sache, aber sie haben es versucht. Für Jolanda war dieser Mann nichts als ein Mittel zum Zweck, sie hat ihn niemals angerufen, wir haben keinen einzigen Anruf unter seiner Nummer ausfindig gemacht. Sie trafen sich regelmäßig im Geschäft, nach Ladenschluss. Doch Jolanda wurde nicht schwanger, sie ließ Tests durchführen und fand heraus, dass sie niemals Kinder haben konnte. Vielleicht hatte es mit ihrer Kindheit zu tun, mit einem angeborenen Defekt oder mit einer Laune des Schicksals. Tatsache ist, dass sie keine Kinder hätte bekommen können. Ein paar Abende vor ihrer Ermordung muss sie dem Journalisten mitgeteilt haben, dass sie ihre Versuche abbrechen müssten. Es hat keinen Sinn, wird sie ihm verbittert gesagt haben. Dann hat sie eine Torte gebacken und sie ins Geschäft mitgenommen, und ihr beide habt das Ende ihres unerfüllbaren Kinderwunsches gefeiert. Der Mann hat unterdessen über diese Zurückweisung nachgegrübelt, und es ist das passiert, was passiert ist. Haben Sie tatsächlich gefeiert, Signora Veneziani?«
»Alessi …«
»Sie wussten es.«
»Er hat mir gedroht. Er hätte alles in den Schmutz gezogen … Dazu wäre er imstande gewesen.«
Die Frau legte sich die zitternden Hände über die Augen, als wollte sie ein Bild ausblenden; ihre Lippen hatten sich weiß verfärbt.
»Es gibt manchmal eine Liebe, die zu groß ist. Man ist nicht dafür gewappnet … und wir verdienen sie auch nicht. Warum stellt sie sich trotzdem ein? Wer schickt sie? Wer schickt sie …?«
Der Inspektor benachrichtigte den Staatsanwalt. Mit zwei Polizeistreifen begab er sich zum Haus des Journalisten, einem schönen, an der Eisenbahnlinie gelegenen Gebäude. Der vorspringende Eingang war beleuchtet, ein Ziegelbau aus den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts; eine lange Glyzinie rankte sich die Säulen hinauf bis zum Balkon des oberen Stockwerks. Seitlich verlor sich ein breiter Rasenstreifen im Dunkel zwischen den Bäumen und weiter unten, das wusste der Inspektor, im Wasser eines Flussarms.
Er ließ die Männer am Tor zurück, das aufschnappte, nachdem er sich über die Gegensprechanlage angemeldet hatte.
Eine alte, in einen Schal gehüllte Frau erschien an der Tür. Sie hielt schlaff eine Gitarre in der Hand.
»Stefano ist ausgegangen. Er hat zu mir gesagt: ›Wenn jemand kommt, spiel ihm ein Lied.‹« Und sie schlug ein paar Töne an.
»Antimama«, seufzte Stucky.
»Wissen Sie, wo er hingegangen ist?«
»Er ist davongelaufen, vor zwanzig Minuten … er hat mich umarmt. Das macht er sonst nie …«, fuhr die Frau fort. Dann setzte sie plötzlich eine strenge Miene auf und fragte brüsk: »Was wollen Sie von meinem Sohn?«
»Wir haben einen Haftbefehl …«, murmelte Stucky leise.
»Er hat nichts getan.«
»Sind Sie sicher, dass Sie nicht wissen, wo er hingegangen ist?«
»Das Auto steht noch in der Garage«, flüsterte die Frau.
»Hol eine Taschenlampe!«, rief Stucky einem der Polizisten zu und wandte sich in Richtung Wasser um. »Los! Los!«, feuerte er den Polizisten an, der keuchend mit einer großen Taschenlampe angerannt kam.
Es gab einen schmalen Pfad, der durch den Garten zum Fluss hin führte und sich schon bald zwischen den kahlen Bäumen, vielleicht Weiden oder Robinien, hindurchschlängelte.
Wie er es sich gedacht hatte, gab es am Ufer eine kleine Anlegestelle, einen alten hölzernen Landungssteg, dessen Pfähle und Planken unter dem Gewicht des Inspektors wankten.
Hier irgendwo musste ein Boot sein. Bei vielen am Fluss gelegenen Häusern gibt es ein Boot, das die Bewohner benutzen, um in ihrer Freizeit zwischen den windungsreichen Ufern umherzugondeln.
Der Inspektor ließ den Lichtstrahl der Lampe über die schwarz dahingleitende Strömung wandern.
Es herrschte beinahe absolute Stille; nur das Glucksen des Wassers, das gegen die Stämme der Erlen schwappte, war zu hören.
»Wir müssen ein Boot auftreiben«, sagte er zu den Männern hinter ihm, »und jemand muss bis zur Eisenbahnbrücke laufen.« In der Ferne hatte er die dumpfen Geräusche eines Zuges gehört.
»Nehmen wir das des Nachbarhauses …«, sagte einer.
»Ich warte
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