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Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)

Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)

Titel: Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fulvio Ervas
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reicher und noch eleganter wirkten als sonst, und dabei ein unbehagliches Gefühl zu empfinden. Er kehrte um und ging wieder in Richtung Zentrum: Die Straßen füllten sich allmählich mit Passanten, und es fand tatsächlich jene für den Morgen typische Belebung des Kaufwillens statt; der bunte Stamm der Kunden ergoss sich über die Bürgersteige; die Leute verschlangen die Auslagen in den Schaufenstern geradezu mit ihren Blicken, verglichen Formen und Preise, schätzten ab, inwiefern eine Ware einer in ihrem Inneren gehegten Fantasie entsprach, zeigten sich plötzlich erstaunt über ein nicht alltägliches Angebot, ein ungewöhnliches Objekt, und flatterten gierig, wie sie waren, über die üblichen, wesentlichen Produkte, die Artikel des täglichen Bedarfs, hinweg: Wie konnte sich der Verrückte unter diese Leute mischen? Klema, dieser Schurke?

    Der Inspektor befand sich wenige Schritte von Signorina Bergamins Geschäft entfernt. Er spähte durch die Schaufenster, um zu sehen, ob sie gerade beschäftigt war.
    Er beobachtete sie, wie sie ein Päckchen packte und auch dann lächelte, wenn sie ihre Kundin nicht ansah, und fragte sich, ob sie ständig Theater spielte oder ob sie sich tatsächlich über ihre Handfertigkeit freute, über das Silberpapier, die rote Schleife, die sie gerade anbrachte, und über den soeben erfolgreich abgeschlossenen Verkauf eines Büstenhalters.
    »Darf ich Sie kurz stören?«
    Stucky trat ein, sobald die Kundin gegangen war.
    »Wir haben Angst. Wir alle.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Man spricht von nichts anderem mehr.«
    »Haben Sie je irgendjemand Besonderen bemerkt, jemanden, der das Geschäft betreten hat und Ihnen irgendwie seltsam vorkam?«
    »Was soll ich Ihnen darauf antworten? Wenn Sie wüssten, wie viele Leute uns unter die Augen kommen! Sie glauben, dass der Angreifer alle Läden betreten und uns einzeln unter die Lupe genommen hat? Eine nach der anderen?«
    »Wäre doch möglich …«
    »In den Tagen, bevor ich angefallen wurde, ist tatsächlich ein Mann zweimal nacheinander hereingekommen. Er hat nach einem Damen-T-Shirt mit einer Aufschrift gefragt …«
    »Mit was für einer Aufschrift?«
    »Mit Sprüchen zum Thema Liebe. Aber die werden schon seit mindestens zwei Saisons nicht mehr hergestellt.«
    »War das ein ungewöhnlicher Wunsch?«
    »Nicht unbedingt. Aber er hatte so eine Art …«
    »Was denn?«
    »Er hatte so etwas wie einen Röntgenblick.«
    »Können Sie mir den Mann beschreiben?«
    »Mittelgroß, vielleicht fünfunddreißig Jahre alt, sportlich gekleidet, dunkelbraunes Haar, dichte Augenbrauen und … zwei Ringe an der rechten Hand, einen am Ringfinger und den anderen am kleinen Finger.«
    »Erinnern Sie sich noch, wie die Ringe aussahen?«
    »Nur so ungefähr … der am Ringfinger hatte einen dunklen Stein, und der andere … war aus Silber, mit so einer Art Efeu verziert.«
    »Ich danke Ihnen. Auf Wiedersehen, Signorina.«
    »Gehen Sie noch in diesen Pub?«
    »Ab und zu.«
    »Ich auch.«

    Was sollte er nun damit anfangen? Nicht mit ihrer verkappten Einladung, die ihm immer noch durch die leeren Gehirnwindungen schwirrte, sondern mit ihrer Information über den Käufer. Vielleicht konnte ihm da die Ricci, die die Attacke noch frisch im Gedächtnis hatte, auf die Sprünge helfen. Doch bevor er sich ins Krankenhaus begab, fiel ihm das Essen ein.
    Mit den Essensmarken, die das Polizeipräsidium für die nicht italienischen Restaurants ausgab, pflegte Stucky zum Chinesen zu gehen. Es gab Lokale für echte Chinesen, für die Schar geschickter Handwerker, die sich den ganzen Tag in den Werkstätten abrackerten. Und ihm gefiel, mehr noch als das Essen, die belebte Atmosphäre, die dort herrschte, die zahlreichen Tischgesellschaften; er beobachtete sie, wie sie gestikulierten, ihre Hände, die lächelnden und lärmenden Kinder; ihm gefiel die Art, wie die Männer manchmal rauchten, wobei sie die Zigarette zwischen den Fingerkuppen hielten.
    Es gab gedämpfte Rouladen und gefüllte Teigtaschen, die Kellnerin trug Kleider wie vom Flohmarkt, sie trat geschäftsmäßig und resolut auf und war mit Kalkulationen beschäftigt, die sich irgendwie in Ideogramme konvertieren ließen.
    Das Lokal, in dem er öfter aß, lag einen Steinwurf von der Porta San Tommaso entfernt und hatte nicht viele Gäste wie ihn. Aufgrund irgendeiner geheimnisvollen Begabung hatte die Frau, die er für die Chefin hielt, begriffen, dass er Polizist war, und bekundete Stucky jedes Mal ihre

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