Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)
Coe. »Wir sind an dreien vorbeigekommen. Zwei Bogenschützen, und einer hat ein Fallholz bedient.«
»Also gut versteckt.«
»Ja, mein Lord.«
»Ihr klingt nicht sonderlich beruhigt.«
Der Jäger antwortete nicht. Der Gang führte zu einem riesigen Felsen, dessen Oberfläche poliert und so gut lackiert war, dass sich das Fackellicht zu verdoppeln schien. Dawson folgte seinem Schatten um eine lange Kurve, bis ein weiteres Licht als Antwort auf seines erschien. Die niedrige Decke wurde von Drachenjade gehalten, die zu unzerstörbaren Säulen geschnitzt worden war.
Ein Dutzend Kerzen erfüllte die staubige Luft mit sanftem Licht. Und dort saß in einer aus dem Stein gehauenen Rundung Canl Daskellin mit Dawsons altem Bekannten Odderd Faskellan zu seiner Linken und einem blassen Erstgeborenen, den Dawson nicht erkannte, zu seiner Rechten.
»Dawson!«, rief Canl. »Ich habe mir langsam Sorgen gemacht.«
»Nicht nötig«, sagte Dawson und winkte Coe wieder in die Schatten zurück. »Ich bin lediglich froh darüber, dass ich in der Stadt war. Ich hatte eigentlich gehofft, einen Teil des Jahres in Osterlingbrachen verbringen zu können.«
»Nächstes Jahr«, meinte Odderd. »So Gott will, sind wir nächstes Jahr wieder zurück im üblichen Alltag. Obwohl man nach den jüngsten Neuigkeiten …«
»Also gibt es Neuigkeiten?«, fragte Dawson.
Canl Daskellin deutete auf den Platz ihm gegenüber, und Dawson ließ sich dort nieder. Der blasse Mann lächelte höflich.
»Ich glaube nicht, dass wir uns kennen«, sagte Dawson zu dem Lächelnden.
»Dawson Kalliam, Baron von Osterlingbrachen«, sagte Daskellin mit einem Grinsen. »Darf ich Euch die Lösung unserer Probleme vorstellen: Das ist Paerin Clark.«
»Das Vergnügen liegt ganz bei mir, Baron Osterling«, sagte der blasse Mann. Seine Stimme hatte den trägen Akzent von Nordstade. Dawson spürte, wie die Härchen auf seinem Arm sich aufrichteten. Der Mann hatte keinen Titel. Er war kein Anteaner. Und doch war er hier.
»Was gibt es für Neuigkeiten?«, fragte Dawson. »Und wie kommt unser neuer Freund hier ins Spiel?«
»Er ist mit der jüngsten Tochter von Komme Medean verheiratet«, erklärte Odderd. »Er lebt in Nordstade. Carse.«
»Es war mir nicht bewusst, dass wir etwas mit der Medean-Bank zu schaffen haben«, sagte Dawson.
»Issandrian weiß, was wir getan haben«, erklärte Daskellin. »Nicht nur in Vanai. Auch von dem Mann, den wir angeheuert haben, damit er Unruhe unter den Bauern stiftet, und dem Streich, um Feldin Maas um seine Besitztümer im Süden zu bringen. Alles.«
Dawson wedelte mit der Hand, um die Worte zu verscheuchen, als wären sie Mücken. Es bereitete ihm viel mehr Sorgen, dass dieser Bankier es auch alles zu wissen schien. Issandrian hätte ihre Fallen und Pläne früher oder später ohnehin entdeckt.
»Er hat bei König Simeon darum gebeten, Spiele ausrichten zu dürfen«, sagte Odderd. »Issandrian, Klin, Maas und ein halbes Dutzend andere dazu. Sie bringen das Geld dafür auf. Bringen das Stadion in Ordnung. Heuern Schaukämpfer und Reiter an. Borjanische Langbogenschützen. Kundige. Es soll eine Feier für Prinz Aster werden.«
»Es ist eine Streitmacht innerhalb der Mauern von Camnipol«, erklärte Canl Daskellin.
»Es ist eine Täuschung, die ein Kind durchschauen könnte«, sagte Dawson. »Wenn es zu einem Aufstand käme, würde Issandrian verlieren. Er hat nicht die Männer oder das Geld, um einen Krieg durchzuhalten.«
» Ah «, sagte der Bankier.
Dawson hob das Kinn wie ein Waldtier, das Rauch witterte. Canl Daskellin nahm eine Handvoll gefalteter Blätter von dem Platz neben sich und hielt sie Dawson hin. Das Papier war billig, die Handschrift einfach und schmucklos. Also Abschriften einer namhafteren Korrespondenz. Dawson kniff die Augen zusammen. Im trüben Licht verschwammen die Worte, aber mit ein wenig Konzentration konnte er sie halbwegs gut erkennen. Ich schicke Euch und Eurer Familie die besten Grüße und so weiter. Unsere gemeinsame Großtante, Ekarina Sakiallin, Baronin der edlen Lande von Sirinae …
»Sirinae«, bemerkte Dawson. »Das ist in Asterilreich.«
»Unsere Freund Feldin Maas hat Familie an diesem Hof«, sagte Odderd. »Ein Teil des Friedensschlusses nach dem Vertrag von Astersan bestand darin, eine Tradition von strategischen Hochzeiten einzuführen. Es ist inzwischen drei Generationen her, aber die Bande sind noch da. Maas hat Briefe an ein Dutzend seiner Vettern geschickt, von denen wir
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