Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)
flattert dazwischen hin und her, je nachdem, woher der Wind weht.«
»Niemand spricht in meiner Anwesenheit so von Seiner Majestät.«
»Darf ich aufstehen, Lord Kalliam? Oder verlangt Eure Ehre von Euch, dass Ihr Eure Hunde auf einen Unbewaffneten loslasst?«
Der Überdruss in Issandrians Stimme gab Dawson zu denken. Er steckte sein Schwert weg und gab den Hunden ein Zeichen. Sie gingen geduckt zurück und wurden ruhig. Issandrian stand auf. Der Mann war größer, als Dawson ihn in Erinnerung gehabt hatte. Voller Selbstvertrauen, gelassen und königlicher als König Simeon. Gott helfe ihnen allen.
»Können wir zumindest über einen Waffenstillstand verhandeln?«, fragte er.
»Wenn Ihr etwas zu sagen habt, sagt es«, knurrte Dawson.
»Sehr gut. Die Welt verändert sich, Lord Kalliam. Nicht nur hier. Hallskar steht kurz davor, seinen König vom Thron abzuberufen und einen neuen zu wählen. Sarakal und Elassae haben den Kaufleuten und Bauern Zugeständnisse gemacht. Die Macht des Adels zum Selbstzweck schwindet, und damit Antea ein Teil des kommenden Zeitalters sein kann, müssen auch wir uns verändern.«
»Dieses Lied habe ich schon gehört. Mir gefällt die Melodie nicht.«
»Es spielt keine Rolle, ob es uns gefällt oder nicht. Es passiert. Und wir können darauf reagieren oder ansonsten gegen die Flut ankämpfen.«
»Also ist Euer Rat der Bauern nur eine selbstlose Tat zum Wohle der Krone gewesen, ja? Versucht es mit etwas anderem, das hier ist ein alter Hut.«
»Ich kann ihn Euch geben«, sagte Issandrian. »Wenn ich Euch die Unterstützung des Bauernrates überlasse, würdet Ihr sie annehmen?«
Dawson schüttelte den Kopf.
»Weshalb nicht?«, fragte Issandrian.
Dawson wandte sich um und deutete auf die Hunde, die nervös hinter ihm saßen. »Schaut sie an, Issandrian. Es sind gute Tiere, nicht? Außerordentlich auf ihre Art. Ich habe mich um jeden von ihnen gekümmert, seit sie Welpen waren. Ich sehe zu, dass sie gefüttert werden. Ich gebe ihnen ein Dach über dem Kopf. Manchmal lasse ich sie auf meinem Sofa ruhen und mir die Füße von ihnen warmhalten. Sollte ich ihnen meine Kleider geben und sie an meinem Tisch sitzen lassen?«
»Menschen sind keine Hunde«, sagte Issandrian und verschränkte die Arme.
»Natürlich sind sie das. Vor drei Jahren hat ein Mann, der auf meinem Land gearbeitet hat, sich nachts ins Haus seines Nachbarn gestohlen, ihn getötet, seine Frau vergewaltigt und die Kinder geschlagen. Also, würdet Ihr wollen, dass ich diesem Bastard einen Platz auf der Richterbank gebe? Ein Mitspracherecht bei seiner eigenen Bestrafung? Oder sollte ich ihn mit Händen und Schwanz an ein Stück Holz nageln und ihn in den Fluss werfen?«
»Das ist nicht dasselbe.«
»Doch. Männer, Frauen, Hunde und Könige. Wir haben alle unseren Platz. Mein Platz ist bei Hofe, wo ich der Stimme und dem Gesetz des Throns folge. Der Platz eines Bauern ist auf einem Bauernhof. Wenn Ihr einem Schweinehirten erzählt, dass er einen Sitz bei Hof verdient, stellt Ihr die Ordnung der Gesellschaft selbst infrage, mein Recht eingeschlossen, ein Urteil über seine Handlungen zu fällen. Und sobald wir das einmal verloren haben, Lord Issandrian, haben wir alles verloren.«
»Ich glaube, dass Ihr Euch irrt«, erwiderte Issandrian.
»Ihr habt versucht, mich auf der Straße töten zu lassen«, sagte Dawson. »Es kümmert mich kein bisschen, was Ihr glaubt.«
Issandrian presste die Handflächen auf die Augen und nickte. Er wirkte gequält. »Das war Maas. Es mag für Euch keine Rolle spielen, aber ich habe davon nichts gehört, bis es schon geschehen war.«
»Das ist mir gleich.«
Die beiden Männer wurden still. Im Feuerrost zischten die Flammen. Die Hunde bewegten sich, unruhig, aber nicht sicher, was von ihnen erwartet wurde.
»Gibt es keinen Weg, eine Brücke zu bauen?«, fragte Issandrian, aber die Härte in seiner Stimme ließ erahnen, dass er die Antwort kannte.
»Gebt Eure Pläne und Absichten auf. Löst Eure Kabale auf. Gebt mir den aufgespießten Kopf von Feldin Maas und seine Ländereien meinen Söhnen.«
»Also nein«, sagte Issandrian mit einem Lächeln.
»Nein.«
»Wird Eure Ehre mir einen sicheren Weg aus Eurem Haus hinaus gewähren?«
»Meine Ehre verlangt es«, antwortete Dawson. »Außer, Ihr habt meine Frau angefasst.«
»Ich bin gekommen, um zu reden«, sagte Issandrian. »Ich wollte ihr nie etwas Böses.«
Dawson trat an die gegenüberliegende Seite des Zimmers und schnalzte mit den
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