Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)
beherrschter Stimme. »Ich habe vollkommenes Vertrauen in seine Diskretion.«
»Wie schön für Euch«, erwiderte Dawson. »Ich habe ihn heute kennengelernt.«
»Bitte, meine Herren«, sagte der Bankier. »Ich bin gekommen, um meine Haltung deutlich zu machen. Das habe ich getan. Wenn Lord Kalliam seine Meinung ändern sollte, steht das Angebot der Medean-Bank. Wenn nicht, dann ist sicher nichts zu Bruch gegangen.«
»Wir werden das ein andermal fortsetzen«, sagte Dawson und erhob sich.
»Oh ja. Das werden wir«, entgegnete Daskellin. Odderd sagte nichts, aber der Bankier stand auf und verbeugte sich vor Dawson, als dieser ging. Vincen Coe schloss sich ihm wortlos an. Dawson stapfte die gewundenen Pfade hinauf, die durch die Wurzeln von Camnipol führten.
Als sie endlich die Straße erreichten, schmerzten seine Beine, und sein Zorn war verraucht. Coe löschte die Fackel in einer Schneewehe, und das Pech hinterließ einen verschmierten Dreckfleck im Weiß. Dawson hatte beschlossen zu gehen, anstatt seine Kutsche zu nehmen, einerseits, um etwaigen Schlägern von Issandrian zu zeigen, dass er sie nicht fürchtete, aber auch im Namen der Diskretion. Wenn er sein eigenes Gespann am Rande des Spalts stehen ließ, um darauf zu warten, dass er wieder aus der Unterwelt emporstieg, dann hätte er genauso gut ein Banner hissen können. Nicht dass Diskretion die oberste Prämisse seiner Mitstreiter zu sein schien. Was hatte sich Daskellin nur gedacht?
Und dennoch, als er sein Anwesen erreichte, das Gesicht vom eisigen Wind betäubt, war er so mit sich beschäftigt, dass ihm die Kutsche gar nicht auffiel, die in den Ställen wartete und nicht ihm gehörte. Der alte Tralgu-Sklave an der Tür zuckte nervös mit den Ohren, als Dawson näher kam.
»Willkommen zu Hause, mein Herr«, sagte der Sklave, und seine Silberkette klirrte, als er sich verbeugte. »Vor einer Stunde ist ein Besucher eingetroffen, mein Herr.«
»Wer?«, fragte Dawson.
»Curtin Issandrian, mein Herr.«
Dawsons Herz verkrampfte sich, und sein Blut rauschte plötzlich in den Adern. Die Kälte des Tages und der Ärger über das Treffen fielen von ihm ab. Er blickte Vincen Coe an, und der Gesichtsausdruck des Jägers spiegelte sein Entsetzen wider.
»Ihr habt ihn eingelassen ?«
Der Tralgu-Sklave neigte den Kopf, ein Sinnbild der Angst und Beunruhigung.
»Die Herrin hat darauf bestanden, mein Herr.«
Dawson zog sein Schwert und nahm drei Stufen auf einmal die Eingangstreppe empor. Wenn Issandrian Clara etwas angetan hatte, würde das die kürzeste und blutigste Revolution in der Geschichte der Welt werden. Dawson würde Issandrians Knochen auf dem Platz verbrennen und ins Feuer pissen. Als er im Innenhof des Hauses ankam, war Coe an seiner Seite.
»Sucht Clara«, sagte Dawson. »Geleitet sie in ihre Gemächer und tötet jeden, der hereinkommt und nicht zum Haushalt gehört.«
Coe nickte und verschwand in den Gängen, rasch und still wie eine Brise. Dawson schritt leise durch sein eigenes Haus, das Schwert in der Hand. Er bog um eine Ecke, wo er eine Dienerin zum Aufkeuchen brachte, die beim Anblick der Waffe und ihres Herrn die Augen aufriss. Seine Hunde fanden ihn, als er den Wintergarten betrat, und folgten ihm winselnd und knurrend.
Er stieß in der westlichen Stube auf Issandrian, wie er in den Feuerrost starrte. Das unmodisch lange Haar des Mannes fiel ihm wie eine Löwenmähne über die Schultern hinab, und die rotgoldene Farbe wurde durch die Flammen verstärkt. Issandrian bemerkte das Schwert und hob die Augenbrauen, regte sich ansonsten aber nicht.
»Wo ist meine Frau?«, fragte Dawson, und hinter ihm knurrten seine Hunde.
»Das kann ich nicht sagen«, antwortete Issandrian. »Ich habe sie nicht mehr gesehen, seit sie mich hierhergebracht hat, um auf Eure Rückkehr zu warten.«
Dawson kniff die Augen zusammen, und seine Sinne bemühten sich, auf einen Hinweis zu stoßen, dass falsches Spiel mit ihm getrieben wurde. Issandrian warf einen Blick auf die zähnefletschenden Hunde, dann sah er wieder zu Dawson auf. In seinem Gesicht stand keine Angst.
»Ich kann hier noch ein wenig warten, wenn Ihr zuerst mit ihr sprechen wollt.«
»Was wollt Ihr hier?«
»Das Wohl des Königreichs«, sagte Issandrian. »Wir sind Männer von Welt, Lord Kalliam. Wir wissen beide, wohin der Pfad führt, auf dem wir uns befinden.«
»Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht.«
»Jeder sagt es. Issandrians Kabale steht gegen die von Kalliam, und König Simeon
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