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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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Blutlinien rein, ganz wie bei Jagdhunden.«
    »Wirklich?«, fragte Geder. »Ich habe ein Traktat gelesen, in dem stand, dass das ein Mythos war, der nach der zweiten Vertreibung von der Idikki-Gefolgschaft aufgebracht wurde. Genauso, dass Tralgu Säuglinge fressen oder Dartinae Brunnen vergiften.«
    »Ihr glaubt nicht, dass Tralgu Säuglinge fressen?«, sagte Marrisin Oesteroth mit einem Lachen, in das die anderen einfielen. Auch Geder.
    Die Unterhaltung wandte sich anderen Hofangelegenheiten zu: der wachsenden Unruhe in Sarakal, den fehlgeschlagenen Bemühungen um die Aufstellung eines Bauernrats, den Gerüchten um einen zweiten Erbfolgekrieg in Nordstade. Geder hörte mehr zu, als er sprach, aber wenn er etwas sagte, schienen die Männer auf ihn zu hören. Das allein war genauso berauschend wie der Apfelwein. Als die letzten Speisen von den Dienern weggetragen wurden, verabschiedete sich Geder. Sie würden morgen eine weitere ähnliche Versammlung abhalten und am Tag danach ebenso. Und heute Abend gab es einen zwanglosen Ball, der als Gegenveranstaltung zu einem Fest für König Simeon angesetzt war, bei dem Sir Feldin Maas als Gastgeber auftrat. Geder wusste davon, weil Alberith Maas zähneknirschend um die Erlaubnis gebeten hatte, an dem Fest teilnehmen zu dürfen. Geder hatte es gestattet. Der Hof mochte gespalten sein, aber er nahm an, dass es stets so gewesen war. Angesichts der Anzahl und Art der Leute bei den Ereignissen, denen er beigewohnt hatte, war er sich ziemlich sicher, dass die Hälfte des Hofes, die ihn in ihre Reihen aufgenommen hatte, sowohl die größere als auch die mächtigere war. Er konnte es sich leisten, großzügig zu sein.
    Die Sonne schien am späten Morgenhimmel, Geders Mantel saugte die Wärme auf und sorgte für ein weiches und behagliches Körpergefühl. Er wanderte durch die schwarz gepflasterten Straßen und fühlte sich beinahe so selbstsicher wie während seiner ersten Tage in Vanai. Ein Mann von niedriger Geburt mit langem, schmutzigem Bart sah ihn kommen und sprang aus dem Weg. Eine junge Frau mit einem schönen Gesicht lächelte ihm aus ihrer von Sklaven gezogenen Kutsche zu. Geder lächelte zurück und sah, wie sie sich zu ihm umdrehte, um ihm nachzublicken, während sie fortgetragen wurde. Vom Grinsen bekam er eine angenehme Art von Kieferschmerzen.
    Das Osttor der Stadt war breiter als das südliche: Es lag unter einem großen Bogen aus gemeißeltem Stein, der beinahe so hoch wie die Königshöhe selbst aufragte. Pferdehufe und Kutschenräder wetteiferten klappernd mit den Stimmen kleiner Händler. Die Luft stank nach Mist, da die Tiere die Straßen ebenso schnell verschmutzten, wie die Gefangenen vom Niedergericht den Dreck zusammenkratzen konnten. Ausrufer gingen unter groben Holzschildern und verkündeten jedwede Neuigkeit, für deren Herunterleiern sie bezahlt worden waren: Ein bestimmter Metzger hatte sein Fleisch in Wasser eingelegt und verkaufte es nach Gewicht, ein Ausbruch der Pocken hatte sich auf ein Bordell in der Gerbergasse zurückführen lassen, ein Junge war verloren gegangen, und auf seine Rückkehr war eine Belohnung ausgesetzt. Es war das Geschwätz jeder beliebigen großen Stadt, und Geder genoss das Geräusch, ohne der Bedeutung der Worte groß Aufmerksamkeit zu schenken. Für jede Silbe war bezahlt worden, und es war kein Fehler, wenn man annahm, dass ein Großteil davon gelogen war. Geder hielt an einem Stand, an dem ein furchengesichtiger Tralgu ohne Beine Süßigkeiten aus kandiertem Lavendel und Honigsteine verkaufte. Als Geder ihm eine Münze zuwarf, fing der finster dreinblickende Tralgu sie geschickt auf.
    Außerhalb der Mauern von Camnipol erstreckten sich die nördlichen Ebenen bis zum Horizont, eine grüne Weite aus Gras und Busch, aber ohne Bäume. Alles, was groß genug war, um als Feuerholz verbrannt zu werden, war dem Land schon vor Generationen entrissen worden. Was es an Hügeln gab, erhob sich zu leichten Anhöhen wie die Wellen auf einem ruhigen Ozean. Das Lager breitete sich gleich östlich im Schatten der Stadt aus. Auf einen Vorschlag von Jorey Kalliam hin hatte Geder den Befehl gegeben, dass die Truppen eine militärische Ordnung beibehalten sollten, anstatt die alltägliche Unordnung ihren Lauf nehmen zu lassen, die eintrat, wenn man zu Hause war. Obwohl es neben Camnipol lag, hatte das Lager seine exakten Abmessungen, seine Wachen, seine Kochfeuer und seinen amtierenden Befehlshaber. Fallon Brut, der Baron von Suderlinghöhen,

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