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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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aber einen antiquierten Namen. Ein anderes behauptete, er befände sich östlich von Borja, benutzte jedoch einen etwas jüngeren Begriff. Wenn man verglich, wie die Grenze der beiden sich in den Jahrhunderten dazwischen entwickelt hatte, konnte Geder es auf einen Bereich eingrenzen, der sich von Norden nach Süden nicht weiter als ein Viertagesritt ausdehnte.
    Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er begonnen, ein eigenes spekulatives Traktat zu diesem Thema zu umreißen. Es schien unwahrscheinlich, dass der Abschnitt über altes hallskarisches Schuhwerk sich als nützlich erweisen würde, aber er würde es nicht wissen, solange er es nicht überprüft hatte, also stützte sich Geder mit einem schweren Seufzer auf die Ellbogen und begann zu lesen. Der Text war nicht sonderlich gut geschrieben, aber er stellte fest, dass er trotzdem von dem Thema vereinnahmt wurde. Der Wechsel der Zehenbrücken als Hinweis auf die Zusammensetzung der Rassen am königlichen Hof war eigentlich faszinierend angesichts der Tatsache, dass während der Herrschaft von Thiriskii-adan beinahe sechs Jahrhunderte der Geschichtsschreibung systematisch ausgelöscht worden waren. Die Annahme, dass es eine Zeit gegeben hatte, da Hallskar von den lampenäugigen Dartinae anstelle von Haavirisch regiert worden war, ließ Geder allemal die Augenbrauen wölben. Er stellte fest, dass er so von dem Text gefangen war, dass er die Rufe nicht bemerkte, bis sein Knappe ins Zelt platzte.
    »Mein Lord«, sagte der Dartinae. »Die Stadt. Etwas ist geschehen.«
    Geder blickte auf, und einen Moment lang hingen seine Gedanken noch dem gerade Gelesenen nach, und er stellte sich vor, wie sein Knappe im königlichen Leder und Gold von Hallskar ausgesehen hätte. Der Lärm von Stimmen und aufeinandertreffendem Metall drang in sein Bewusstsein vor, und Angst stieg blitzartig in ihm auf. Geder sprang auf die Beine und rannte aus dem Zelt. In seiner Vorstellung stieg bereits Rauch von den Mauern von Camnipol auf, das Feuer von Vanai brüllte bereits seinen Namen. Daved Brut, der Sohn von Fallon, rannte über die Ebene. Blut tränkte seine Tunika scharlachrot.
    »So helft doch diesem Mann!«, schrie Geder, seine Stimme war hoch und gepresst. »Er ist verletzt! Jemand soll ihm helfen!«
    Im nächsten Moment strömten Männer auf den verwundeten Jungen zu. Geder blickte sich um und versuchte herauszufinden, wo die Schlacht stattfand. Es gab keinen Rauch. Kein Feuer. Aber Männer brüllten, und zwar ganz in der Nähe. Sechs Männer hatten Daved Brut erreicht und trugen ihn rasch zurück ins Lager. Geder rannte ihnen entgegen. Als der Verwundete ihn sah, streckte er sich nach ihm aus.
    »Lord Palliako!«
    »Ich bin hier«, sagte Geder. Die Träger hielten inne.
    »Die Gladiatoren. Sie übernehmen das Tor.«
    »Was?«
    »Die Gladiatoren aus dem Stadion. Sie sind am Tor. Sie versuchen es zu schließen.«
    Es ist ein Aufstand , dachte Geder. Ein Aufstand in den Straßen von Camnipol.
    Und dann, einen Augenblick später: Nein. Ein Staatsstreich.
    »Bringt ihn zum Kundigen«, befahl Geder den Trägern. »Und dann holt Eure Waffen. Ruft die Truppen zusammen!«
    Zunächst verwirrt und dann ungläubig und ängstlich kam Ordnung in das Lager. Geders Knappe eilte mit Schwert und Rüstung in den Händen herbei. Geder nahm die Klinge, dann gab er sie zurück und griff nach der Rüstung.
    »Dafür ist keine Zeit«, sagte Fallon Brut, der an seiner Seite erschien. Das Gesicht des Mannes war dunkel umwölkt. »Wenn sie die Tore schließen, sind wir nutzlos. Schnell jetzt, zur Hölle mit der Sicherheit.«
    Geder schluckte. Seine Knie zitterten sogar. Er hörte, wie er zum Angriff rief, als würde es jemand anders tun, und dann rannten er und Brut und ein Dutzend weitere Veteranen von Vanai mit dem Schwert in der Hand über das gräserne Feld zum Osttor. Geders schwarzer Ledermantel flatterte um ihn wie Fledermausflügel. Sein Schwert fühlte sich schwer und ungelenk an, und als er zu den Toren kam, war er außer Atem und hatte Seitenstechen. Und unter dem großen Ostbogen der Stadt begannen sich die Tore zu schließen.
    »Zu mir!«, rief Geder und schob sich nach vorn. »Vanai zu mir!«
    Er und seine Männer stürmten durch den schmaler werdenden Schlitz zwischen den Toren. Der Platz, über den Geder vor nicht einmal zwei Stunden spaziert war, hatte sich bis zur Unkenntlichkeit verwandelt. Wo Karren und Kutschen gewesen waren, lagen Leichen auf der Straße. Jenseits des umgekippten Tisches mit

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