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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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Wenn er schon für das Niederbrennen von Vanai gefeiert worden war, konnte er sich den Ruhm kaum ausmalen, der jetzt auf ihn herabregnen würde. Er war von der Vorstellung halb trunken.
    »Ich höre auch, dass Lord Ternigan die Entlassung befohlen hat«, sagte sein Vater.
    »Die Männer wollten unbedingt ihre Häuser und Familien verteidigen. Wenn Lord Ternigan es nicht getan hätte, hätte wahrscheinlich ich es getan.«
    Sein Vater schüttelte den Kopf und seufzte. Vom Fenster aus konnten sie am Rande der Stadt die Königshöhe sehen, die über Camnipol aufragte – und damit über der Welt. Lichter glitzerten in den Fenstern wie Sterne oder die Kochfeuer einer Armee. Lerer Palliako ließ die Fingerknöchel knacken.
    »Schlechte Zeiten«, sagte er. »Sehr schlechte Zeiten.«
    »Es wird nicht weitergehen«, erklärte Geder. »Damit ist es beendet. Es gibt keine Gladiatoren mehr, und wenn es noch welche gibt, wird man sie jagen. Die Stadt ist gerettet.«
    »Es gibt noch diejenigen, die sie angestiftet haben«, sagte sein Vater. »Diejenigen, die den Angriff in die Wege geleitet haben. Und die Namen, die ich auf diese Liste setzen kann, sind zu mächtig, um am Strang zu sterben. Ich habe nie Zeit am Hof verbracht, als ich jung gewesen bin. Ich habe niemals Verbindungen und Bündnisse geschaffen. Ich frage mich jetzt, ob ich es hätte tun sollen. Aber es ist zu spät, nehme ich an.«
    »Vater«, sagte Geder, aber Lerer hustete und hielt eine Hand hoch.
    »Die Entlassung ist ausgerufen worden, Sohn. Du kannst überall hingehen, wohin du willst. Alles tun. Es wäre vielleicht klug, wenn du eine Zeitlang aus Camnipol verschwindest. Bis sich all das beruhigt hat.«
    Unbehagen mischte sich stechend in Geders Euphorie, zum ersten Mal, seit die Kämpfe beendet waren. Er blickte sich zwischen den in Finsternis getauchten Gebäuden und Straßen um. Sicher hatte sein Vater Angst vor Schatten. Es gab nichts, wovor man sich fürchten musste. Sie hatten gewonnen. Der Staatsstreich war aufgehalten worden.
    Dieser Staatstreich. Dieses Mal.
    »Ich nehme an, es schadet nichts, wenn ich jetzt nach Hause gehe«, sagte Geder. »Ich habe ein Traktat, über das ich nachdenke. Das wird dich interessieren, glaube ich. Ich bin geographischen Querverweisen aus verschiedenen Zeiten auf der Spur und vergleiche sie mit gegenwärtigen Karten, um …«
    »Nicht nach Bruchhalm«, unterbrach ihn Lerer. »Du solltest Antea verlassen. Du bist zu sehr Teil von politischen Machenschaften, die wir nicht zur Gänze verstehen. Erst Vanai, und jetzt das? Du solltest mindestens ein paar Monate lang irgendwohin gehen, wo sie dich nicht erreichen können. Nimm dir ein paar Diener. Ich werde dir das Geld geben. Du kannst dir einen stillen und abgelegenen Ort suchen. Im Herbst werden wir vielleicht besser wissen, wie die Dinge stehen.«
    »Na gut«, sagte Geder. Er fühlte sich sehr klein.
    »Und, Sohn? Sag niemandem, wohin du gehst.«

Dawson
    Simeon ging vor ihnen allen auf und ab. Das Gesicht des Königs war eine Mischung aus Zögern und Entschlossenheit, wie Dawson es schon bei Jagdhunden gesehen hatte, die nicht sicher waren, wie sie einen Hang hinabgelangen sollten, und wussten, dass es kein Halten geben würde, sobald sie einmal losgelaufen waren. Bei wem sein alter Freund in dieser langen Nacht auch Rat gesucht hatte, er war es nicht gewesen. Andererseits war er sicher, dass es auch nicht Curtin Issandrian gewesen war.
    Die Audienzkammer, in der sie jetzt saßen, war nicht die übliche. Es gab keine Wandbehänge oder weichen Samtkissen, die Wände waren aus blankem Ziegel. Keine Teppiche oder Kissen dienten den gebeugten Knien von Simeons Untertanen als Polster. Die Königsgarde stand an den Wänden aufgereiht und trug Rüstung und Schwerter, die keineswegs reine Zierde waren. Prinz Aster saß auf einem silbernen Thron hinter seinem Vater. Es war offensichtlich, dass der Junge geweint hatte.
    Curtin Issandrian kniete auf der anderen Seite des Ganges gegenüber von Dawson, sein Gesicht ausgemergelt und blass. Alan Klin war an seiner Seite. Canl Daskellin und Feldin Maas hatten es beide geschafft, der Aufmerksamkeit zu entgehen. Odderd Faskellan war durch einen Pfeil in der Kehle gestorben, und an seinem gehängten Mörder taten sich bereits die Fliegen gütlich. Geder Palliako, der mit Fug und Recht der Held der Stunde war, weil er das Osttor gehalten hatte, hatte die Stadt bereits verlassen. Dawson war allein.
    Die Zuschauergalerien hinter und über ihnen

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