Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)
waren überfüllt. Sämtliche Männer von Adel saßen auf niedrigen, unbequemen Hockern hinter einer Absperrung aus geknüpftem Seil, die sie von der offiziellen Audienz absonderte. Die Frauen standen auf der oberen Galerie, und irgendwo inmitten der Menge war auch Clara. Die oberste Galerie war üblicherweise für die geehrtesten nichtadligen Untertanen des Königs und für Botschafter von ausländischen Höfen vorgesehen. Heute stand sie leer.
Der König blieb stehen. Dawson hob nicht den Kopf.
»Das findet heute ein Ende«, sagte Simeon, und seine Stimme hallte bis zu den entlegensten Winkeln der Kammer. »Es endet jetzt.«
»Ja, Eure Majestät«, antwortete Dawson, seine Stimme sorgfältig auf Demut bedacht. Einen Augenblick später taten es ihm Issandrian und Klin nach.
»Antea wird nicht dem Pfad des Drachen folgen, während ich auf dem Gespaltenen Thron sitze«, fuhr Simeon fort. »Diese kleinlichen Intrigen und politischen Spielchen werden im Imperium im Herzen der Welt nicht Verwirrung und Unfrieden stiften. Ich schwöre es bei meinem Leben, und als Euer Herr erwarte und verlange ich dasselbe von Euch.«
Als Dawson diesmal Ja, Eure Majestät sagte, sprachen Issandrian und Klin mit ihm.
»Edles Blut ist auf den Straßen von Camnipol vergossen worden. Ausländische Schwerter sind auf unseren Straßen gezogen worden«, fuhr der König fort. »Ob dahinter ehrenhafte Beweggründe gestanden haben, spielt keine Rolle mehr. Es muss eine Abrechnung geben.«
Im Augenwinkel meinte Dawson zu erkennen, wie Alan Klin noch bleicher wurde.
»Habt Ihr irgendwelche Anmerkungen zu machen, ehe ich das Urteil verkünde?«, fragte der König. »Lord Kalliam?«
»Nein, Eure Majestät«, sagte Dawson. »Ich folge Euch und dem Gespaltenen Thron getreu.«
»Lord Issandrian?«
»Eure Majestät«, sagte Curtin Issandrian. Seine Stimme bebte. »Ich möchte Euch nur zwei Dinge ins Gedächtnis rufen. Erstens bitte ich Euch zu bedenken, dass der gestrige Gewaltausbruch vielleicht nicht Absicht oder Plan eines der Anwesenden war. Aber wenn Eure Majestät darauf besteht, dass eine Bestrafung erfolgen muss, bitte ich Euch, meinen Mitstreiter zu schonen. Die Spiele für Prinz Aster waren mein Projekt, und nur meines. Ich möchte nicht, dass Unschuldige leiden, nur weil sie mich kennen.«
Es war eine hübsche Rede, dachte Dawson. Aber schlecht beraten.
»Mein Lord Issandrian vergisst, dass es nicht die erste Gewalttat ist, die aus Euren Unstimmigkeiten mit dem Haus Kalliam hervorgegangen ist. Wenn Ihr Euch anbieten möchtet, um an Euch ein Exempel zu statuieren, werde ich darüber nachdenken, aber glaubt nicht, dass sich jemand hinter Euren Röcken in Sicherheit bringen kann.«
»Majestät«, sagte Issandrian.
In der Stille, die folgte, schloss Dawson die Augen. Seine Beine auf dem Steinboden schmerzten, aber er regte sich nicht. Zappeleien waren der Würde des Anlasses nicht angemessen.
»Dawson Kalliam, Baron von Osterlingbrachen«, sagte König Simeon. »Für die nächsten fünf Jahre verdopple ich die Verpflichtungen, die Ihr mir für Eure Besitztümer schuldet. Ihr habt Euch für nicht weniger als ein halbes Jahr vom Hof und Camnipol fernzuhalten, und es ist Euch auch nicht gestattet, Soldaten auszuheben oder Söldner anzuwerben, ohne die ausdrückliche Erlaubnis des Throns zu haben.«
Dawson sagte nichts, sondern verbeugte sich tiefer. Sein Herz schlug nun schneller, und er war sorgsam darauf bedacht, seine Nervosität nicht zu zeigen.
»Curtin Issandrian, Baron von Corsa«, fuhr der König fort. »Ich fordere alle Länder zurück, die Ihr im Vorfeld südlich des Flusses Andriann erhalten habt, und entlasse Euch aus Eurer Stellung als Wächter von Estinhaven und Protektor des Ostens. Für die nächsten fünf Jahre verdopple ich die Verpflichtungen, die Ihr mir für Eure Besitztümer schuldet, und Ihr habt Euch für nicht weniger als ein halbes Jahr lang vom Hof und Camnipol fernzuhalten, und es ist Euch auch nicht gestattet, Soldaten auszuheben oder Söldner anzuwerben, ohne die ausdrückliche Erlaubnis der Throns zu haben.«
Dawson schloss die Augen. Er musste sich dazu zwingen, nicht den Kopf zu schütteln. Die Enttäuschung drückte auf seine Eingeweide, als hätte er einen Stein verschluckt. Das Urteil über Klin würde ähnlich oder niedriger ausfallen. Und tatsächlich schickte ihn König Simeon in das gleiche Exil, erhöhte seine Verpflichtungen und nahm ihm unbedeutende Titel weg. Feldin Maas, wo immer er sich
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