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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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unter jenen, die eines ausgerüstet hatten, an Bord gehen, die Verträge mit den Ladungsscheinen vergleichen und herausfinden, ob ihre Gewinne gesichert waren. Die Unglücklichen würden an den Kais oder in den Hafenschenken warten, um bei den Seeleuten nach Neuigkeiten zu schürfen.
    Und dann, sobald die Kapitäne der Schiffe ihren Gönnern Rede und Antwort gestanden hatten, sobald die Arbeiter die langwierige Aufgabe begonnen hatten, die Güter vom Schiff ins Lagerhaus zu schleifen, sobald der Wahnsinn des Handels und des Münztauschs über Porte Oliva hinweggezogen war wie ein Wind über Wasser, würde es an der Zeit sein, die Vorbereitungen für die Reise des nächsten Jahres zu beginnen. Werften würden Reparaturen durchführen. Die neuen Gönner würden den Kapitänen Verträge und Bedingungen anbieten. Und Idderrigo Bellind Siden, der Erste Statthalter von Porte Oliva, würde sich mit den Kapitänen und den Gildenmeistern beraten und gnädig die Vorschläge dafür entgegennehmen, wie man aus dieser einen Hafenstadt eine Hochburg des Handels machen könnte.
    Und in ihrer Hand, mit grüner Tinte auf Papier geschrieben, das so weich wie vergossene Sahne war, lag der Brief, der ihr verbot, daran in irgendeiner Weise teilzunehmen. Sie öffnete ihn nun und betrachtete ihn erneut. Er war natürlich verschlüsselt, aber sie hatte genug Zeit mit Magister Imaniels Büchern und Papieren verbracht, um ihn so deutlich lesen zu können, als wäre er in einer üblichen Schrift geschrieben.
    Magistra Cithrin bel Sarcour, Ihr habt alle Verhandlungen und jeglichen Handel in unserem Namen sofort einzustellen. Paerin Clark, ein erfahrener Auditor und Vertreter der Dachgesellschaft, wird Euch aufsuchen, sobald es eingerichtet werden kann. Bis dahin dürfen keine weiteren Verträge, Guthaben oder Darlehen angenommen werden. Dies gilt bedingungslos.
    Er war von Komme Medean persönlich unterzeichnet; die Schrift des alten Mannes war zackig und zittrig durch die Gicht. Sie hatte ihn niemandem gezeigt. In den acht Tagen, seit er gekommen war, hatte sie mit dem Befehl gerungen. Er war der erste, den sie je von der Dachgesellschaft erhalten hatte, und genau das, was sie erwartet hatte. Der Auditor würde kommen, genau so, wie sie es am Anfang geplant hatte. Er würde das Kapital der Bank bergen, das in Vanai verloren gegangen war. All ihre Tagträume, die Bank am Leben zu erhalten oder sie zu steuern wie die Lotsenboote, die inzwischen bereit waren, die Handelsschiffe in die Sicherheit des Hafens zu geleiten, würden enden. Sie würde wieder sie selbst sein. Nicht Tak der Fuhrjunge, nicht die Schmugglerin, die sich in den Schatten versteckte, und nicht Magistra Cithrin. Nur ohne Besel, Cam und Magister Imaniel. Ohne Vanai.
    Und daher, bei allem Respekt, zog sie es vor, es nicht zu sein.
    Mit einem leisen Ausatmen, zu leicht, um als Seufzer durchzugehen, riss sie das Blatt entzwei. Dann wieder und wieder und wieder. Als die Stücke so klein wie die einzelnen Nummern und Zeichen der Verschlüsselung waren, warf sie sie über den Rand der Seemauer und sah ihnen nach, wie sie wirbelten und flatterten.
    Auf dem Wasser drängten sich die Lotsenboote um die Handelsschiffe. Sie stellte sich die Stimmen der Männer vor, die zu den Kapitänen hinaufriefen, und die Kapitäne, die zurückschrien. Während sie hinsah, begann das erste Schiff den kurzen letzten Abschnitt seiner jährlichen Reise. Sie wandte sich ab und ging zurück zu ihrer Bank. Die Vordertür stand offen, um Luft einzulassen. Als sie hineinging, sprang Schabe auf, als hätte sie ihn bei etwas erwischt. Hinter ihm streckte sich Yardem und gähnte ausgiebig.
    »Wo seid Ihr gewesen?«, fragte Hauptmann Wester.
    »Ich habe zugesehen, wie die Handelsschiffe ankommen – genau das Gleiche, was alle anderen in der Stadt getan haben«, sagte sie. Sie fühlte sich unerklärlich leicht. Beinahe albern.
    »Nun, Euer Kaffeekocher hat bisher drei Leute vom Kaffeehaus weitergeschickt, die sich heute Vormittag nach Euch erkundigt haben. Sie haben hier nachgesehen.«
    »Was habt Ihr ihnen gesagt?«
    »Dass Ihr beschäftigt seid, ich aber erwarte, dass Ihr nachmittags wieder im Kaffeehaus seid«, sagte Wester. »Habe ich gelogen?«
    »Ihr? Niemals«, antwortete sie und lachte über sein argwöhnisches Gesicht.
    Trotz der Hitze trug Cithrin für das Treffen im Palast des Statthalters ein dunkelblaues Kleid mit langen Ärmeln und einem hohen Kragen. Ihr Haar war unter einer weichen Kappe versteckt

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