Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)
beraubt.
Einer der Männer entdeckte ihn und sprang auf, um zu salutieren. Die anderen taten es ihm schnell nach. Vincen Coe war im Hintergrund, sein linkes Auge zugeschwollen und verdunkelt. Dawson schritt zu ihnen hinüber, ohne jemanden außer den Verwundeten zu beachten.
»Coe«, sagte er. »Kommt mit.«
»Mein Lord«, erwiderte der Jäger und eilte an Dawsons Seite. Dawson ging schnell den breiten Weg entlang, der von der Festung zu einem Teich im Norden hinabführte. Die Schatten der schwindelerregend hohen Türme warfen Streifen auf das Land.
»Was ist mit Euch passiert?«, fragte Dawson. »Ihr seht aus, als hättet Ihr einen Stein mit dem Auge fangen wollen?«
»Nichts Wichtiges, Lord.«
»Erzählt es mir.«
»Wir haben letzte Nacht ein bisschen zu viel getrunken, Lord. Einer der neuen Jungs ist ein wenig lustig geworden und … hat eine Andeutung gemacht, die ich beleidigend fand. Er hat sie wiederholt, und ich war plötzlich darauf aus, das richtigzustellen.«
»Hat er Euch einen Lustknaben genannt?«
»Nein, mein Lord.«
»Was dann?«
Im Frühling, vor dem Beginn der Monate bei Hof, war der Teich so klar wie das Wasser eines Baches. Im Herbst, nachdem Dawson vom Hof zurückkehrte, konnte er so dunkel sein wie Tee. Er hatte ihn kaum je mitten im Sommer gesehen, wenn sich das Grün des Wassers gemeinsam mit den Spiegelbildern der Bäume zu einer Farbe vereinte, die Smaragd nahe kam. Sechs Enten glitten über das Wasser, ihre Bugwellen breiteten sich hinter ihnen aus. Dawson stand am Rand, wo unter dem Gras schlammige Feuchte war. Vincen Coes unbehagliche Stille wurde mit jedem Atemzug, der verging, interessanter.
»Ich könnte die anderen fragen«, sagte Dawson. »Sie werden es mir verraten, wenn Ihr es nicht tut.«
Vincen blickte über das Wasser zu den fernen Bergen. »Er hat die Ehre von Lady Kalliam beschmutzt, mein Lord. Und hat einige Spekulationen angestellt, dass …«
»Ah«, sagte Dawson. Bitterer Zorn stieg in seinem Rachen auf. »Ist er noch hier?«
»Nein, mein Lord. Seine Brüder haben ihn gestern Nacht zurück in sein Dorf getragen.«
»Getragen?«
»Ich habe dafür gesorgt, dass er nicht mehr zum Gehen fähig war, Herr.«
Dawson lachte leise. Fliegen tanzten über das Wasser vor ihm.
»Sie geht zurück nach Camnipol«, sagte Dawson. »Sie hegt die Vorstellung, dass sie mit Maas Frieden schließen kann.«
Der junge Jäger nickte, sagte aber nichts.
»Sagt es«, verlangte Dawson.
»Wenn Ihr erlaubt, Herr. Das ist nicht klug. Es ist am schwersten, zum ersten Mal Blut zu vergießen, und das ist bereits geschehen. Es wird immer einfacher.«
»Ich weiß es, aber sie ist entschlossen.«
»Schickt mich stattdessen.«
»Ich schicke Euch zusätzlich«, sagte Dawson. »Jorey ist noch in der Stadt. Er kann Euch ein besseres Bild davon geben, wie die Dinge stehen. Ihr habt mich beschützt, als all das begonnen hat. Nun brauche ich Euch, damit Ihr sie beschützt.«
Stimmen drangen hinter ihnen heran. Der Hundeführer brüllte seinen Lehrling an. Das Gelächter der Jäger lag in der Luft. Es schien alles aus einer anderen Welt zu kommen. Einer, die nicht allzu weit in der Vergangenheit lag, in der alles noch besser und sicherer und in Ordnung gewesen war.
»Nichts wird ihr etwas anhaben können, mein Lord«, sagte Vincen Coe. »Nicht, solange ich lebe.«
Drei Tage nachdem Clara fort war, mit der offenen Kutsche von dannen gefahren, die sie hergebracht hatte, und Vincen Coe auf dem Pferd dicht dahinter, traf der unwillkommene Gast ein.
Die Hitze des Tages hatte Dawson aus der eigentlichen Festung hinaus in den Wintergarten getrieben. Da dies nicht seine Zeit war, wirkte er unscheinbar. Die Blumen, die in den ausklingenden Tagen des Jahres goldene und zinnoberrote Blüten zur Schau stellen würden, wirkten jetzt wie zähes grünes Unkraut. Drei seiner Hunde lagen hechelnd in der Hitze da, die dunklen Augen geschlossen, die rosaroten Zungen hingen heraus. Das Glashaus stand offen. Geschlossen wäre es heißer gewesen als in einem Ofen. Der Garten schlief, wartete auf seine Zeit, und wenn diese Zeit kam, würde er sich verwandeln.
Bis dahin würde Clara zurückgekehrt sein. Er war natürlich schon früher eine Weile von ihr getrennt gewesen. Er hatte Pflichten bei Hof und die Jagd. Sie hatte ihren Kreis und musste den Haushalt verwalten. Es war trotzdem schwer. Er wachte morgens auf und fragte sich, wo sie war. Er legte sich abends hin und wünschte, sie möge durch die Tür des
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