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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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Sache zusammen, er und ich.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Notwendigkeit besteht, in die Einzelheiten zu gehen«, sagte Qahuar Em, der sie immer noch nicht anblickte. Seine Versuche, ihr die Erniedrigung zu ersparen, waren schlimmer als das Prahlen des Söldners.
    »Es ist ja nicht so, als würde es nicht bekanntwerden«, erklärte der Statthalter. »Aus Höflichkeit und Respekt, Magistra: Die erhobenen Gebühren waren zehn Hundertstel ohne Gewährleistung und vierzehn mit.«
    Die falschen Zahlen. Es waren die falschen Zahlen. Es hätten sechzehn und neunzehn sein sollen, nicht zehn und vierzehn. Das Angebot, das sie in seinem Schreibzimmer gefunden hatte, war eine Falle gewesen, und sie war hineingetappt.
    »Ich danke Euch, mein Lord Statthalter«, sagte Cithrin mit einem Nicken. »Die Dachgesellschaft wird Eure Offenheit sehr zu schätzen wissen.«
    »Es wird doch keinen Groll geben, hoffe ich«, sagte der Statthalter. »Die Medean-Bank ist neu in unserer Stadt, aber sehr, sehr geschätzt.«
    »Überhaupt nicht«, erwiderte Cithrin. Angesichts der Leere in ihrer Brust war sie überrascht, dass es keinen Widerhall gab. »Ich danke Euch sehr, dass Ihr so höflich wart, mich zu dem Treffen einzuladen. Aber ich nehme an, Ihr Herren habt Einzelheiten zu besprechen.«
    Sie erhoben sich alle, als sie aufstand, der Statthalter griff mit fettigen Fingern nach ihrer Hand und drückte sie an die Lippen. Sie behielt ihr Lächeln bei, amüsiert und weltmännisch auch nach der Niederlage – die Maske der Frau, die sie sich gewünscht hatte zu sein. Sie verbeugte sich vor dem Cinnae-Söldner und dann vor Qahuar Em. Die Leere in ihr verschob sich, und an ihrer Stelle blühte etwas Schmerzhaftes auf.
    Sie ging bedächtig aus dem Zimmer, die Stufen hinab und aus der Eingangshalle auf den Platz dahinter. Der Himmel war von einem schillernden Weiß, der Wind heiß an ihrer Wange. Der Schweiß ließ ihre Achselhöhlen, den Rücken und die Beine feucht werden. Sie stand ein paar Minuten lang da, verwirrt und gelähmt. Sie sollte nicht hier sein. Sie musste wieder zurück nach drinnen gehen. Es gab Einzelheiten auszuarbeiten, Verträge zu unterschreiben und zu bezeugen. Es gab das große Projekt zu erledigen. Sie sollte nicht hier draußen sein. Sie sollte drinnen sein.
    Das erste Schluchzen war, als würde sie sich übergeben: plötzlich, reflexartig, grausam. Nicht hier , dachte sie. Oh, Gott, wenn es passiert, dann lass es nicht hier passieren, wo die ganze verdammte Stadt zuschauen kann. Lange, schnelle Schritte, bei denen der Stoff ihres Kleides an den Oberschenkeln spannte, um jeden Fingerbreit herauszuholen. Sie erreichte das Labyrinth der Straßen. Sie fand eine Gasse, folgte ihren Biegungen und Windungen bis in eine schattige Ecke und hockte sich dort auf die schmutzigen Pflastersteine. Jetzt konnte sie die Schluchzer nicht mehr aufhalten, daher drückte sie einen Arm an den Mund, damit sie leise blieben.
    Sie hatte verloren. All die Erwartungen, all die Pläne, und sie hatte verloren. Sie hatten ihren Vertrag jemand anderem gegeben und sie als dumme, hässliche Schlampe von einem Halbblut dastehen lassen, die sich in einer Gasse ausweinte. Wie hatte sie sich vorgestellt, gewinnen zu können? Wie hatte sie je daran glauben können?
    Als das Schlimmste vorüber war, stand sie wieder auf. Sie wischte sich die Tränen und den Rotz mit dem Ärmel ab, fegte den Schmutz von ihrem Kleid und fing an, zu ihrer Unterkunft zu gehen. Erniedrigung stieg von ihren Schultern auf und flüsterte ihr ins Ohr. Wie viel hatte Qahuar seinen Partnern verraten? Hatte er damit geprahlt, dass er sie dazu gebracht hatte, die Beine breit zu machen? Vermutlich hatte dieser alte Cinnae-Söldner jeden Teil ihres Körpers beschrieben bekommen, ehe sie den Raum betrat. Qahuar hatte alles gewusst, noch bevor sie es getan hatte; er hatte es geplant. Waren seine Diener vorgewarnt gewesen, damit sie sie bei ihrem Eindringen in sein Arbeitszimmer spätnachts nicht störten? Hatten sie aus den Schatten zugesehen und sich über das närrische Mädchen belustigt, das sich für klug hielt?
    Bei der Bank hörte sie die Stimmen der Wachen – Marcus und Yardem und die neue Kurtadam – durch die Tür, weder zornig noch lachend. Die Tulpen nickten in der Brise, ihre Blüten weit offen, und das Rot wurde an der Unterseite schwarz. Sie wollte hineingehen, aber ihre Hand griff nicht nach der Klinke. Es schien, als würde sie stundenlang dastehen, sich dazu

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