Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)
und wurde von einer Haarnadel aus Silber und Lapislazuli an Ort und Stelle gehalten, die eines der letzten Schmuckstücke war, die sie aus Vanai hergekarrt hatte. Für einen kühlen Herbsttag wäre die Zusammenstellung passender gewesen, und ein Rinnsal aus Schweiß lief ihr den Rücken hinab, aber der Gedanke, vor Qahuar Em etwas Enthüllenderes zu tragen, war ihr unangenehm erschienen. Und natürlich wäre es unangemessen gewesen, die Halskette oder die Brosche zu tragen, die er ihr geschenkt hatte.
Als er sie im Gang vor den Privatgemächern begrüßte, war seine Verbeugung förmlich. Nur im Winkel seines Lächelns und in der Fröhlichkeit seiner dunklen Augen fand sie einen Hinweis auf ihre gemeinsamen Nächte. Er trug eine sandfarbene Tunika mit schwarzen Emailleknöpfen am Hals, und ihr wurden plötzlich die Umrisse seines Körpers darunter bewusst. Sie fragte sich, was aus ihrer Beziehung werden würde, nun, da sie nicht länger Rivalen waren. Die Dienerin, eine hellhaarige Cinnae, verbeugte sich, als sie durch den Eingang traten.
Ein einzelner, dunkel gebeizter Tisch dominierte den Raum, eine Reihe von Fenstern dahinter blickte auf die Äste eines Baumes hinaus. Die schaukelnden Äste verliehen dem Zimmer eine Anmutung von Schatten und Kühle, das es nicht verdiente. Der Cinnae-Söldner erhob sich, als Cithrin den Raum betrat, und setzte sich wieder, als sie es tat. Die Tralgu und der Vertreter der örtlichen Handelshäuser nahmen nicht teil.
»Ein gutes Jahr«, sagte der Cinnae. »Seid Ihr unten bei den Schiffen gewesen, Magistra?«
»Ich hatte nicht die Gelegenheit«, erwiderte Cithrin. »Mein Zeitplan ist bemerkenswert voll gewesen.«
»Ihr solltet Euch die Zeit nehmen. Es gab dieses Jahr Kisten mit den faszinierendsten Spielereien. Kleine Kugeln aus farbigem Glas, die läuten, wenn man sie reibt. Ganz entzückend. Ich habe drei für meine Enkelin gekauft.«
»Ich hoffe, die Welt war Euch gewogen, Herr«, sagte Qahuar Em. Seine Stimme klang beinahe scharf. Weshalb sollte er zornig sein? , fragte sie sich.
»Ich kann nicht klagen«, sagte der Cinnae, der den Tonfall ignorierte. »Kann überhaupt nicht klagen, danke.«
Die Tür zu den Privatgemächern glitt auf, und der Statthalter trat ein. Sein rundes Gesicht war von Schweiß überzogen, wirkte aber fröhlich. Als sie sich erheben wollten, winkte er sie zurück auf ihre Plätze.
»Kein Zeremoniell nötig«, sagte er und machte es sich auf seinem eigenen Stuhl bequem. »Kann ich Euch etwas zu trinken anbieten?«
Qahuar Em schüttelte den Kopf, und der Cinnae-Söldner tat es ihm einen halben Augenblick später gleich, als hätte er darauf gewartet zu sehen, was Qahuar tun würde. Cithrins Bauch spannte sich beunruhigt an. Es ging etwas vor, das sie nicht verstand.
»Ich danke Euch beiden, dass Ihr bekommen seid«, sagte der Statthalter. »Ich weiß die Arbeit, die Ihr Euch alle gemacht habt, sehr zu schätzen, und Euren Einsatz für Porte Oliva, für mich und für die Königin. Ich bin sehr bewegt, solch hervorragende Geister hierzuhaben, die sich dem Wohlergehen der Stadt widmen. Dies ist immer der schwierigste Teil, nicht wahr? Die Entscheidung zu treffen?«
Sein wehmütiges Seufzen zeigte, dass es ihm Spaß machte. Cithrin antwortete mit einem angespannten Lächeln. Qahuar sah ihr nicht in die Augen.
»Ich bin die Angebote sehr sorgfältig durchgegangen«, sagte der Statthalter. »Ein jedes davon wäre, wie ich annehme, ein hervorragender Weg zum Gedeih der Stadt gewesen. Aber ich denke, dass die Flexibilität des Fünfjahresvertrags, der von den hier anwesenden Herren angeboten wurde, uns bessere Dienste erweist als die acht Jahre, die die Medean-Bank fordert.«
Cithrin spürte, wie ihr die Luft aus der Lunge wich. Trotz der Hitze ließ sich etwas Kaltes in ihrer Kehle und Brust nieder. Qahuar Em hatte keine fünf Jahre angeboten. Es waren zehn gewesen.
»Acht Jahre sind eine sehr lange Zeit«, sagte der Cinnae-Söldner und nickte langsam. Seine ernste Miene maskierte sein Vergnügen nur armselig.
»Daher und wegen der etwas höheren jährlichen Raten«, sagte der Statthalter, »muss ich Euer Angebot ablehnen, Magistra Cithrin, was mir sehr leidtut.«
»Das verstehe ich durchaus«, antwortete Cithrin, als würde jemand anders sprechen. »Nun, da das geregelt ist, dürfte ich fragen, welche Raten Meister Em angeboten hat?«
»Oh, es ist eine Partnerschaft«, sagte der Cinnae. »Nicht nur sein Klan, wisst Ihr. Wir arbeiten bei dieser
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