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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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ganz besonderen Titel handelte, der nicht so allgemein verliehen werden konnte. Er hatte den Großteil seines Lebens damit verbracht, Lord oder mein Lord gerufen zu werden, und obwohl es dasselbe bedeutete, sorgte geehrter Mann eines großen Landes dafür, dass er sich seiner selbst sehr bewusst wurde.
    Basrahip stand auf und streckte sich, während in der Ferne eine harte Stimme krächzend zum Nachtgebet rief. Geder rechnete damit, dass Basrahip sich entschuldigen und hinauseilen würde, um die Priester bei ihren Ritualen anzuleiten. Stattdessen hielt er im Eingang inne, und die Kerzen ließen seine Augen im Schatten verschwinden.
    »Sagt mir, Lord Geder: Was habt Ihr am meisten gehofft, hier zu finden?«
    »Nun, ich wollte herausfinden, ob ich die Sinirberge und ein wenig Quellenmaterial über den Rechtschaffenen Diener finden könnte, um ein spekulatives Traktat zu vollenden, an dem ich gerade arbeite.«
    »Das ist es, worauf Ihr am meisten gehofft habt?«
    »Ja«, sagte Geder. »Das ist es.«
    »Und nun, da Ihr es gefunden habt, wird es reichen?«
    »Natürlich«, antwortete Geder.
    Der Blick des großen Mannes richtete sich auf ihn, und Geder spürte, wie Röte an seinem Hals und in seinen Wangen aufstieg. Basrahip wartete, wie es schien, einen halben Tag lang, dann schüttelte er den Kopf.
    »Nein«, sagte er sanft. »Nein, da ist noch etwas.«
    Die Tage seit Geders Ankunft am Tempel waren erstaunlich und nervenzehrend wie ein Traum gewesen. Zwei volle Tage hatte er von früh bis Einbruch der Nacht im großen Hof zwischen dem Tempel selbst und der Mauer mit dem Tor verbracht. Ein Dutzend Priester in blassen Roben mit langem Haar und vollen Bärten hatten um ihn herumgesessen, während er Karten zeichnete und Jahrhunderte der Geschichte zusammenzufassen versuchte. Wenn sie ihm Fragen stellten, hatte er häufig sein Unwissen zugeben müssen. Wie waren die Grenzen von Asterilreich und Nordstade festgelegt worden? Wer beanspruchte die Lande südlich von Birancour und westlich von Lyoneia? Weshalb hatten sich die Erstgeborenen in Antea gesammelt, die Cinnae in Princip C’Annaldé und die Timzinae in Elassae, während die Tralgu und Dartinae kein einzelnes Heimatland hatten? Weshalb wurden die Timzinae Wanzen genannt, die Kurtadam Klicker und die Jasuru Groschen ? Unter welchen Namen waren die Erstgeborenen bekannt, und von wem wurden sie gehasst?
    Besonders von den Timzinae schienen sie fasziniert zu sein. Geder bildete sich etwas auf sein großes Wissen ein. Es war erniedrigend, seine Grenzen aufgezeigt zu bekommen, aber das Dürsten der Männer mit der olivfarbenen Haut nach jedem Brocken Wissen machte es erträglich. Von jeder Geschichte und Anekdote, die er ihnen darbot, waren sie fasziniert.
    Er ertappte sich dabei, wie er ihnen seine eigene Vergangenheit erzählte. Von seinem Leben als Junge in Bruchhalm. Von seinem Vater und dem Hof in Camnipol. Vom Feldzug nach Vanai und zu welchem Ende er gekommen war, vom Söldnerangriff auf Camnipol und von seiner Reise in die Keshet.
    Als die Sonne zu heiß wurde, brachten die Priester ein großes Halbzelt aus gedehntem Leder und mit weißen Holzstreben heraus, das Geder Schatten spendete und hinter ihm wie eine gigantische Hand aufragte. Sie hievten Keramiktöpfe mit breiten Öffnungen heraus, die mit feuchtem Sand gefüllt waren, um die darin vergrabenen Kalebassen mit Wasser kühl zu halten. Geder kaute auf Stücken von getrocknetem Ziegenfleisch, das mit Salz und Zimt gewürzt war, und redete, bis seine Stimme heiser wurde. Sie hörten auf, als die Sonne hinter die Gipfel glitt, um dem harschen, bellenden Ruf Folge zu leisten. Geders Diener errichteten dort ein Lager für ihn und schliefen neben ihm auf dem Boden. Dann, am dritten Tag, als er sicher war, dass ihm die Stimme versagen würde, kam Basrahip – der Basrahip – zu ihm und bedeutete ihm, dass er ihm folgen sollte. Der hünenhafte Mann führte ihn Steinstufen empor, die von Generationen lederbesohlter Füße so glatt wie Glas geschliffen worden waren, durch den breiten Gang, der genauso Höhleneingang wie Korridor war.
    Er hatte behauenen Stein erwartet, aber Geder sah keinen Hinweis darauf, dass diese Hallen von Hammer oder Meißel berührt worden wären. Sie hätten so gewachsen sein können, als hätten die Berge gewusst, dass sie diesen Männern eine Heimstatt bieten würden. Laternen aus Papier und Pergament standen in Alkoven und warfen Licht über die Böden und die gewölbten Decken. Die Luft roch

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